Bo: Das ist eine gute Frage. Vor zweieinhalb Jahren hatte ich noch 30.000 Euro Schulden und habe bei Freunden auf der Couch gewohnt. Das war aber auch die Zeit, in der ich keinen Plattendeal hatte, in der ich mich von meinem Label und meinem Management getrennt hatte. Fünf Sterne Deluxe gab es auch nicht mehr, ich habe die Kohle aber trotzdem weiter rausgehauen, es kam aber nix mehr rein. Aber das meine ich. Es geht halt auf und ab. Das ist das Leben. An den negativen Sachen lässt sich auch immer was Positives finden. Wenn man weiß, was man nicht will, hilft das schon dabei, rauszufinden was man will.
Bo: Das kommt darauf an. Ich bin ja eher so unkoordiniert und Bürokratie ist so gar nicht mein Ding, meine Steuererklärung ist immer Monate zu spät, ich muss immer Strafen zahlen. Ich bin halt etwas unorganisiert, deswegen ist Kunst auch mein Ding, weil ich da so Freigeist-mäßig rumflattern kann.
rap.de: Was machst du wenn es nicht mehr so läuft? Wenn du dich wirklich für etwas anderes entscheiden musst?
Bo: Davon gehe ich nicht aus, da müsste einiges passieren.
rap.de: Also würdest du mit 40 immer noch Rapmusik machen wollen?
Bo: Auf jeden Fall. Bis 40, 50, 60. Ich weiß nicht, ob es dann immer noch Rap ist. Vielleicht mache ich auch Lichtinstallationen und Statuen, die ich in meinem Atelier schweiße oder Hackskulpturen oder so. Ich will auf jeden Fall kreativ was machen.
rap.de: Kann man als Musiker überhaupt noch entspannt in die Zukunft sehen? Plattenverkäufe sinken weiter, es gibt nur noch wenige die gut davon leben und viele die nur davon erzählen wie viel Geld sie machen?
Bo: Ich sehe das echt entspannt. Wie gesagt, ich weiß wie scheiße das Leben sein kann und deswegen muss man das Ganze unverkrampfter sehen. Im Endeffekt hat man nur ein Leben und in dem muss man sein Ding machen, das so gut ausfüllen wie man kann. Irgendwann ist man tot und dann kann man auch nichts mit ins Jenseits hinüber nehmen. Wenn Geld kommt, dann schmeiße ich das auch wieder zum Fenster hinaus.
rap.de: Aber wenn man aus eigener Erfahrung genau weiß, dass das nicht das Cleverste ist, warum tut man es dann trotzdem?
Bo: Ja, das ist dann wieder dumm aber schlau. Also dumm, dass ich das gemacht habe aber auch schlau, weil ich dann wieder irgendwie über die Runden gekommen bin. Ich habe die Schulden halt abgezahlt und mache jetzt wieder plus und das ist eigentlich doch was Gutes. Habe ich wieder was geschafft. Ich habe wieder ein Album draußen und bin wieder unterwegs. Holt euch das übrigens. "Dumm Aber Schlau" ist in den Läden.
rap.de: Du machst ja schon etwas sehr anderes als die Künstler, die im Moment populär sind. Fühlst du dich denn ernst genommen?
Bo: Joa, im Endeffekt bin ich auch von der Wahrnehmung her der Meistrespektierteste. Ich habe ja mit diesen ganzen Beef-Geschichten nichts zu tun. Ich kenne halt alle und begrüße die mit Handschlag und es ist letztlich egal, ob die aus dem ersguterjunge Camp, die Sido Jungs oder die von Azad sind. Ich bin allen schon über den Weg gelaufen, ich habe mit allen ein entspanntes Verhältnis und ich habe auch gar keine Ambitionen, mich in diese Hierarchiegeschichten mit einzumischen, ich bin da offen und entspannt.
Bo: Ich bin ja sehr emotional, wenn es ums Musikmachen geht und bin gerne in meinem eigenen Umfeld unterwegs. Ich denke Chris Nix ist jemand, der der nächste große deutsche Rapper werden könnte, den habe ich ja auch auf meinem Album mit dabei. Dann sind Samy Deluxe und Jan Delay mit dabei, um die alten Eimsbush Zeiten zu repräsentieren, dann habe ich einen Track mit Fünf Sterne Deluxe gemacht, um dieser Zeit Respekt zu zollen. Ich bin immer interessiert an neuen Leuten. Ich habe mit Tua gearbeitet, den ich auch sehr schätze. Bei mir muss einfach der Vibe stimmen. Ich mache nicht so die Businessmoves, aber wenn einer von den Jungs im Studio ist und Bock hat, dann macht man was und wenn nicht, dann nicht.
