Das Bo

rap.de: Du hast es vorhin schon mal angedeutet, aber wenn du jetzt von jungen Talenten sprichst, glaubst du MySpace und so weiter hilft Leuten wirklich, bekannt zu werden oder gehen da gute Leute nicht auch einfach in der Masse unter?

Bo: Das kommt drauf an, wie man das als junger Künstler selber handhabt. Ich habe zum Beispiel viele Leute, die mich anschreiben. Ich habe mich auch schon mit welchen getroffen, die mir Beats geschickt haben, die ich gut fand. Es ist zum Beispiel eine gute Möglichkeit, den Künstler einfach anzuschreiben und wenn dann da jemand, wie in meinem Fall, tatsächlich sitzt und sich die Sachen anguckt. Wenn mir davon was gefällt, dann bin ich sofort dabei, egal wer das ist oder woher der ist.
 
rap.de: Wie stellst du dir die Zukunft der Musikindustrie vor? Keine physischen Tonträger und Konzentration aufs Live-Geschäft?

Bo: Genau, das sind die Entwicklungen. Wenn man dagegen arbeitet, wird man nicht weit kommen und ich sehe es wie es ist und versuche mit den Möglichkeiten, die ich habe zu arbeiten.

rap.de: Hast du das Gefühl, dass es zunehmend wichtiger wird, kontrovers zu sein, koste es was es wolle, um überhaupt noch wahrgenommen zu werden?

Bo: Ich glaube die Zeit, in der der härteste auch der interessanteste Rapper ist, sind vorbei. Ich glaube, dass Ehrlichkeit und Persönlichkeit die neuen Sachen werden, denn jetzt haben sie sich alle erzählt, wie geil sie sind und wie sie alle ficken und umbringen, oder erst alle umbringen und dann alle ficken, ich weiß nicht wie rum. Jemand wie F.R. zum Beispiel macht ja auch einfach sein Ding und ist jetzt nicht besonders kontrovers, sondern dadurch bekannt, dass er Abi hat und entsprechend anspruchsvolle Texte bietet. Meine Leute haben auch kleine Brüder und die sind auch davon genervt, dass alle nur noch auf hart machen. Man braucht Leute, die nicht mehr nur erzählen, was sie alles haben und wen sie alles umgebracht und dann gefickt haben, sondern auch Leute, die erzählen, wie sie da rausgekommen sind.

rap.de: F.R. hat übrigens noch gar kein Abitur.

Bo: Nee? Der ist gerade dabei oder was? Wie alt ist der denn?

rap.de: Ich glaube er ist jetzt 18 oder 19. Um konsequent zu sein, müsste F.R. natürlich, wenn er sein Abitur nicht schafft, auch aufhören zu rappen.

Bo: Stimmt. Eigentlich müsste er die Schule abbrechen. Weil er ja jetzt Rapper ist und anfangen Drogen zu verkaufen, damit er in diese credibile Schiene rein kommt. Das würde ich ihm vorschlagen. Nein. Quatsch. (lacht)

rap.de: Irgendwelche ernst gemeinten und offiziellen Tips an alle Leute die Rapper werden wollen?

Bo: Ja auf jeden Fall. Zieht euer Ding durch! Üben, üben, üben! Schreiben, schreiben, rappen, rappen! Immer weitermachen! Sachen aufnehmen! Sachen ausprobieren! Am besten etwas eigenes aufbauen, denn wenn man einfach Sachen übernimmt und kopiert, bekommen die Leute das mit und wenn es nicht ehrlich ist, dann kriegen die das auch mit. Macht euer Ding. Ich habe mitgekriegt, wenn man ehrlich ist, wird man überall respektiert. Das ist mein Tipp.

rap.de: Ok, gut. Danke. Dann sind wir fertig.

Bo: Ich bedanke und verabschiede mich. Mein Album "Dumm Aber Schlau“ ist draußen und vergesst nicht: Onkel Bo ist da. Ganz genauuu.