Ursula Rucker

Ursula: Ja, ich habe da auch ein paar Sachen gehört. Für mich ist es aber ok, wenn die Leute wegen der Dinge, die passiert sind, so starke Gefühle haben. Vor dem Hintergrund des Kampfes, den Schwarze in Amerika und in der ganzen Welt hatten, kann man das niemandem vorwerfen. Das ist für mich dann eine legitime Haltung. Wenn jemand aber gefühllos, gemein und hasserfüllt ist, ist das etwas anderes. Aber jemanden zu lieben und sich mit ihm fortzupflanzen, mit dem du dich total verbunden fühlst und deine Gefühle über den Struggle teilen kannst – das ist ok. Für mich persönlich geht es aber generell nur um Liebe, und die hängt nicht von der Hautfarbe ab.  

rap.de: Du hast inzwischen vier Kinder, was grundsätzlich schon viel ist. Dass du dabei in den letzten Jahren drei Alben aufgenommen hast, ist es aber umso erstaunlicher. Wie funktioniert das zusammen?

Ursula: Manchmal weiß ich das selbst nicht. Es ist ein konstanter Kampf. Mein ältester Sohn wird nächsten Monat elf Jahre alt, er benimmt sich schon wie ein Teenager und ist jetzt in der fünften Klasse. Worüber er redet und nachdenkt, auch die Musik, die er mag – das ist schon erstaunlich.  

rap.de: Gibt er schon mit dir und deinem Hintergrund als Musikerin in der Szene Phillys an?

Ursula: Insgeheim denkt er sicher, dass ich cool bin, aber er würde es mir nie sagen. Nie! Die Leute sagen meinen Kids immer „Do you know how cool your mom is?“, aber von ihnen kommt dann nur „Mhm – whatever.“ Meine Freunde bekommen bei meinem Shows aber immer mit, dass meine Kids die gesamten Lyrics mitsprechen. Aber mir würden sie das natürlich nie sagen – trotzdem: it ´s understood, they don ´t have to say it. 

rap.de: Dein Sohn kommt dann doch nun auch sicher langsam mit den Mainstream-Sachen in Kontakt – wie ist das für dich?

Ursula: Er mag diesen Scheiß, ja. Sobald wir im Auto sitzen, macht er das Radio an und ich sage ihm dann regelmäßig, dass ich das „heute“ nicht aushalten kann. Er sucht dann immer nach etwas anderem – neulich kam ein 50 Cent-Song und er meinte „Der ist doch ok“. Ich sagte „Nichts davon ist ok“. Für mich hat dieser Typ überhaupt keinen Flow. Für mich, als jemand, der mit HipHop aufwuchs, hat dieser Typ keine Skills. Wenn du den in einen Raum mit Bahamadia oder KRS One steckst – was sollte da passieren? Er kümmert sich auch nicht um die Essenz von HipHop.  

rap.de: Ja, es geht wohl mehr um einen allumfassenden Marketingplan. Hast du seinen Film gesehen?

Ursula: Ich werde ihn mir nie ansehen. Ich sehe mir aber z.B. auch kein R. Kelly-Video an, wenn mal eins läuft. Ich glaube, dass Leute bei bestimmten Dingen standhaft sein müssen, auch wenn man neugierig ist. Ich selbst bin manchmal auch neugierig, aber ich werde mit bestimmte Sachen einfach nicht ansehen. Ich unterstütze diesen Schwarzen nicht, ich bin böse auf ihn, darüber was er getan hat. Die Leute vergessen das so schnell, selbst Frauen. Frauen, denen ich nahe stehe, sagen plötzlich „Ja, aber ich mag sein Musik.“ Ich meine dann „Du kannst dir diesen Scheiß doch nicht anhören, der Typ gibt einen Scheiß auf Frauen“. Der würde auf dich pissen…  

rap.de: Du hast mit „For Women“ einen Song auf der Platte, in dem du die Zeile hast „I aspire to be a video-whore“ und „read the tatoo on my left brest – my name is Lexus“

Ursula: Solche Frauen leben in meiner Nachbarschaft.