rap.de: Es hat ja ziemlich lang gedauert, bis jetzt endlich Optische Elemente 2.5 erschien. Was war der Grund für diese Pause?
Nicon: Optische Elemente 3 wollte ich ja eh schon recht lange machen, das wurde aber auf nächstes Jahr verschoben und hat mittlerweile auch ein komplett anderes Konzept, als es ursprünglich hatte. Ich hatte eine menge Beats rumliegen und es kamen immer wieder Leute zu mir an und meinten, dass ich ihnen Beats geben soll, was ich eigentlich nicht machen wollte, solange das Mixtape nicht fertig ist, damit dafür nicht nur die schlechten Beats übrig bleiben. Also hab ich mir gedacht, dass ich die Beats, die noch rum liegen, freigebe, oder Savas drei gebe, Amar drei gebe, Erc drei gebe und die machen dann etwas darauf, worauf die Bock haben. Wir sind dann zu mir, oder ins Optik-Studio gegangen und haben dort die Tracks für das Ding aufgenommen. Ich wollte jetzt einfach schnell etwas raus hauen, worauf die Leute auch lange gewartet haben und was bei mir eh schon länger rum lag. Und ich wollte den Leuten ein Mixtape geben, auf dem nur deutsche Sachen waren, wodurch es sich schon von den ersten beiden Teilen abhebt. Es sind, glaube ich, gerade mal zwei Beats, die nicht aus Deutschland sind. Ich selber habe mehr als die Hälfte darauf produziert. Es ist auch nicht so, dass es ein Hi-End Produkt ist, sondern kommen die Beats aus dem Sampler, wurden nicht gemischt und nicht gemastert, sondern nur berappt.. Es ist eben ein Mixtape. Daher kann man das auch nicht mit einem Hamburgs Finest Album vergleichen, das meiner Meinung nach schon sehr fett klingt.
rap.de: Wie bist du denn zu Hause in deinem Studio ausgestattet?
Nicon: Bis vor einem Jahr konnte man bei mir noch in der Wohnung aufnehmen, denn mein damaliger Mitbewohner und ich hatten einen Musikraum, den wir ein bisschen zu einem Studio umgewandelt haben. Jetzt wohne ich wieder alleine und baue mir gerade einen Dachboden aus. Das sind circa 40 qm in den wir auch Technik reinstellen wollen, sodass man sagen kann, dass wir ein amtliches Studio haben, in dem man sehr gut aufnehmen und sehr gut produzieren kann. Momentan besteht mein Equipment aus u.a. einem Triton, Trinity, einem Rechner und einer MPC3000.
rap.de: Hat sich das eher spontan ergeben, dass du jetzt zwei Tapes in kürzester Zeit veröffentlicht hast?
Nicon: Genau. Eigentlich wollte ich drei zur Tour fertig haben. Und zwar noch das Dina Rae Mixtape. Aber leider hatte Dina nicht geschafft das Tape zu hosten, sodass die Songs schon nicht mehr aktuell sind. Es sollte ein Mix aus ihren und Ami Songs werden. Es wird aber noch ein Dina Rae Mixtape geben und das „Make It Clap“ Mixtape, welches nur aus Amitracks mit Claps bestehen wird. Und dann natürlich das Optische Elemente 3 Projekt.
rap.de: Sozusagen dein Comeback im Mixtape Sektor. Und warum jetzt ein Crunktape? Einfach aus dem Grund, dass es noch keine Crunktapes gibt?
Nicon: Richtig. Hinzukommt, dass ich die Musik auch mag. Außerdem lege ich einmal im Monat im leipziger Klub „Bounce“ zur Crunk Night mit DJ Friks auf, somit war das Tape schon naheliegend. „Crunk Night“ heißt übrigens nicht, dass wir da sechs Stunden Crunk Spielen, sondern mischen da auch ältere Track runter. Ich lege da schon seit vier Jahren auf.
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: Wo wir schon bei Dirty South sind: Was hälst du denn von „Screwed and Choppped“? David Banner hat mir letztens noch davon vorgeschwärmt. Wie sieht es da bei dir aus?
Nicon: Wenn ich einen zweiten CD-Spieler hätte würde ich das sogar machen, aber wenn man das alles über Platte macht ist das sehr umständlich. Ich hatte eigentlich vor, einen „Best Of Screwed German Mix“ zu machen, auf dem ich meinen Lieblings Song aus Deutschland gescrewed rauf packe. Ich habe das eigentlich immer noch vor, aber es ist insofern schwierig, da ich mir erstmal ein Konzept machen will, wen ich da überhaupt mit rauf nehme und was da rauf soll, also auch alte Sachen. Man könnte ja z.B. auch mal probieren einen Max Herre zu screwen, wenn er ein wenig schneller rappt, oder auch mal einen Afrob zu screwen. Auf dem Soundtrack zu Rap City Berlin sind drei, vier Tracks, die richtig geil sind. Frauenarzt gescrewed, das klingt einfach nur richtig krass! Ich glaube, ich würde so ein Ding machen, auf das ich alles rauf packe, um es einfach mal gemacht zu haben.
rap.de: Und du selber feierst das auch schon?
Nicon: Ja, schon. Ich habe z.B. eine Devin Platte als Screwed CD bekommen und das fand ich dann noch mal ziemlich krass, weil ich das sowieso schon gefeiert habe. Man versteht dann auf einmal auch so ein paar Textstellen besser. (lacht)
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: Kommt also noch ein weiteres Crunktape?
Nicon: Wir wollten eigentlich noch so ein Underground-Crunktape machen, also nichts mit Lil Jon, Pitbull, T.I. und Lil Scrappy. Aber das ist leider recht schwer, weil man nicht so viele Einblicke in die Musik hat. Wenn man sich als deutscher DJ nicht im Internet informieren würde, würde man ja gar keine Ahnung haben.
rap.de: Ist ja ähnlich wie bei Grime.
Nicon: Bei Grime, muss ich sagen, kenne ich mich überhaupt nicht aus. Und die Grime Partys, die ich erlebt habe, waren mir auch ein wenig zu anstrengend.
Kurze philosophische Konversation über Handys und Schalke.
rap.de: Nochmal kurz zurück zu Optische Elemente 2.5.: Du hattest ja gesagt, dass die Produktionen überwiegend von dir kamen. Wie kommt es? Wolltest du generell mal testen, wie die Reaktionen auf die Beats sind?
Nicon: Eigentlich nicht, denn ich hatte ja schon für Savas auf seinem Remix-Album produziert und noch auf zwei, drei anderen Sachen. Darauf hatte ich auch positive Resonanzen bekommen. Von daher weiß ich, was ein guter Beat ist. Ich weiß auch, dass auf dem Mixtape ein paar wirklich gute, aber auch ein paar durchschnittliche Beats sind. Da sind Beats dabei, die habe ich in fünf Minuten auf dem Triton gemacht.
rap.de: Wie lange produzierst du denn schon?
Nicon: Och, ich produziere eigentlich noch nicht so intensiv. Das soll jetzt mit dem Studio erst so richtig losgehen. Ich kann sagen, dass ich in meinem Leben vielleicht fünfzig, sechzig Beats gemacht hab. Das ist gar nichts in Vergleich zu Leuten, die schon fünfhundert, oder tausend Beats gemacht haben. Daher finde ich das schon recht cool, dass ungefähr jeder dritte Beat so ist, dass man ihn benutzen kann. Und wenn man die Beats auch einzeln als Spuren mit ins Studio genommen hätte und gemastert hätte, wüsste ich, dass die Beats dann auch pumpen würden. Aber in erster Linie ging es mir um den Mixtape Spaß. Das die Leute neue Songs kriegen, die nicht scheiße klingen, aber auch keine Hi-End Produktionen sind, sondern vom Style her schon ganz cool sind.
rap.de: Und wirst du auch zukünftig mehr als Produzent unterwegs sein? Sprich, nicht nur für Optik, sondern auch für andere produzieren?
Nicon: Diejenigen, die mich wegen Beat-CDs anhauen, werde ich auch etwas schicken. Aber generell will ich mir da noch ein wenig Zeit lassen. Ich werde mich, wenn das Studio fertig ist, einschließen, mein Ding machen und dann gucken, ob es cool ist. Die erste Adresse zum Beats zeigen ist sowieso Savas. Da nimmt er sich auch das Recht. Aber generell bin ich da schon offen, für jeden anderen Beats abzugeben.
rap.de: War das beabsichtig, dass du sowohl G-Unit, als auch Lox Shout-Outs auf deinem Tape hast?
Nicon: Weißt du, es gibt DJs in Amerika, die packen alle MCs auf ihr Mixtape, die es gibt. Das kannst du in Deutschland nicht machen. Wenn du DJ einer bestimmten Gruppe bist, darfst du dann keine MCs einer anderen Gruppe spielen. Als außenstehender DJ ist das natürlich einfacher, alle Leute aus Deutschland auf ein Tape zu packen. Ami-DJ geben einen Scheiß darauf, ob Jada und 50 Beef haben, das wird einfach raufgepackt. Außerdem wollte ich alle prolligen Shout-Outs die ich hab rauf packen und ganz dreckig damit angeben (lacht). Und ein deutsches Mixtape mit deutschen Künstlern passt auch mit amerikanischen Shout Outs.
rap.de: Willst du mal ein Producer-Album machen, oder ist das zu weit entfernt?
Nicon: Optische Elemente 3 sollte ja eigentlich eines werden. Jetzt ist es aber so, dass ich mir dachte, dass ich es noch interessanter für die Leute mache und mich nicht so sehr in den Vordergrund stelle. Ich habe jetzt 15 Produzenten in Deutschland angesprochen, die meiner Meinung nach zu den Besten gehören. Es gibt sicherlich auch andere, die ich nicht kenne und auch gute Beats machen, aber die ich jetzt angesprochen haben sind für mich die Creme de la Creme aus Deutschland. Die werden mir jeweils drei exklusive Beats geben, mit denen ich dann mit einem Kamerateam durch Deutschland fahren werde und den Leuten vorspiele. Die werden sich die Beats anhören, wissen aber nicht von wem der ist und suchen sich dann einen aus. Das ist das 50 Cent Prinzip. Der weiß auch nicht, von wem die Beats sind. Dann machen die Leute ihre Tracks, was auch alles gefilmt wird, sodass am Ende ein Album mit allen Produzenten und Künstlern, die ich auf der abgesteckten Tour quer durch Deutschland eingefangen habe, entsteht. Dazu kommt ein Making-Of auf Dual Disc, oder extra DVD, die die Tour dokumentiert.
rap.de: Wer ist denn alles bei den Produzenten dabei?
Nicon: Ich sag keine Namen (lächelt)
rap.de: Was haben Mixtapes deiner Meinung nach für einen Stand?
Nicon: Die haben auf jeden Fall den Stand, Rappern eine Plattform zu geben, ohne die sie so nicht die Chance hätten, an die Öffentlichkeit zu geraten.
rap.de: Auch in Deutschland?
Nicon: Schon. Ich weiß nicht, ob man meine Kumpels wie Gris und Mayah Don hören würden, wenn ich sie nicht auf das Mixtape packen würde. Du weißt ja wie das ist: Ein Junge holt sich die CD, die große Schwester hört das auch, findet das cool und fragt dann, wer Mayah Don ist. Das ist für ihn eine Möglichkeit Leute zu erreichen, die er normaler Weise nicht erreichen würde. Oder Sinan und Dimi, Optik Youngsters. Bis die beiden raus kommen, sollen sie lieber immer was auf Tapes machen, damit die Leute heiß werden, sich das anhören können, bis die beiden dann selber was releasen.