DJ Nicon

Lange hat er sich eine Mixtape Pause gegönnt, aber jetzt kehrt er mit einem Doppelschlag zurück. DJ Nicon, seit Tag Eins bei Optik Records dabei, liefert mit „Optische Elemente 2.5“ und „Crunk Shit“ zwei Appetizer für ein Mixtape reiches 2006, welches unter Anderem das große „Optische Elemente 3“-Projekt umfassen wird. Doch bevor wir zu weit voraus greifen, bleiben wir erstmal im Hier und Jetzt. Bei einer entspannten Runde im rap.de HQ erzählt uns Nicon von seinen Anfängen und was es mit den beiden neuesten Releases auf sich hat. Ende Gelände, Nicon spricht und tritt aus dem Schatten ins Licht!           

 

rap.de: Wann war denn der Zeitpunkt, an dem du gesagt hast, dass du dir Plattenspieler kaufst und anfängst zu üben?    

Nicon:  Das war so, dass ich damals ’95 mit meinem Vater in England war. Ich höre seit circa ’90 HipHop. Ich bin also in einen Plattenladen in London gegangen, hab mir die Platten angeguckt und gesehen, dass da auch Remixes und solche Sachen, die es nicht auf CD gibt, darauf waren. Da hab ich mir dann meine erste Platte selber gekauft. Ich hatte zwar davor schon welche, die mir ein Freund geschenkt hatten, aber das war eben die erste von mir gekaufte Platte. Ein halbes Jahr später war ich in der Diskothek von meinem Onkel, in der Ü30 Partys liefen, wo auch alles nur mit CD gespielt wurde. In einer Ecke standen zwei verstaubte MK2, wirklich mit 3 cm Staubschicht darauf. Also hab ich ihn gefragt, warum die da so rum stehen, denn es war ja totale Verschwendung. Ich sagte ihm, dass man was damit machen sollte, wodurch ich dann einen mitnehmen konnte. Nach starkem Belabern gab er mir dann auch irgendwann den zweiten. Wie ich auf MKs gekommen bin? Ich hab letztens beim Aufräumen einen Flyer, von meinem ersten HipHop Auftritt gefunden. Der war ’92 in Berlin. Ich hab Klarinette gespielt, denn das habe ich acht Jahre gelernt, mit der Gruppe „Straight Poetry“. Das waren damals Mutlu, Ilan und Juice. Ilan kennt ihr ja auch noch. Er war eigentlich auch der erste DJ, den ich damals kannte. Also der erste, den ich mit einem Mixer, zwei MKs und Action machen gesehen hab. Als ich dann auch zwei Mks hatte, holte ich mir einen Gemini Scratchmaster. Bevor ich den zweiten MK hatte, hab ich mit dem einen immer Mixtapes für Freunde gemacht. Wo ich dann auf dem Linekanal links den CD Player hatte und rechts den Plattenspieler und der Ausgang ging in den RecIn des Tapes. Dann hab ich als erstes ein Lied von CD gespielt, dann Übergang zur Platte, die dann ausgedreht, dann wieder auf Play, damit es ungefähr im Takt bleibt. So entstanden  damals die Mixtapes. Mit dem zweiten MK ging es dann los mit ein bisschen ausprobieren, Turntableism. Ich hab ja auch zweimal beim ITF mitgemacht. Jetzt ist für mich jedoch nur noch das Auflegen interessant, um Geld zu verdienen und Spaß zu haben, das Produzieren, um Output zu haben und eben Mixtapes. Für intensives Scratchen fehlt mir jetzt auch einfach die Zeit, da es einfach zu zeitintensiv, wenn man sich dahinter klemmt um Dinge zu üben.    

rap.de: Du hast also auch keine Routine mehr, die du ab und zu noch ausprobierst?    

Nicon: Ich hab schon noch meine Phasen, in denen ich dann wieder ein bisschen Juggle, Scratche und Backspins mache. Ich klebe die Platten auch noch immer ab und mach mit den Platten, die ich mir doppelt hole, auch noch ein paar Sachen. Aber wenn man so was im Klub macht, egal ob es gut läuft, respektieren die Leute das eh nicht. Das geht denen auch irgendwie am Arsch vorbei. Da mach ich dann lieber eine guten Klubabend, spiele mein Set, lege mehr Wert auf die Musik, als dass ich den Leuten da einen vorscratche.    

rap.de: Findest du es scheiße, dass es sich dahin entwickelt hat, dass die Leute eben nicht mehr auf solche Sachen Wert legen?    

Nicon: Naja, man ist ja schon mehr Musiker, wenn man richtig Turntableism macht. Das ist für die Leute wie für mich Free Jazz, da verstehe ich nichts von und das interessiert mich auch nicht so sehr, da es mir einfach schon zu abgedreht ist. Ich verstehe schon die Sicht der Leute, aber ich finde es eben doch toll, wenn DJs auch richtig abgehen. Hier in Deutschland sind es die Lords OF Fitness zum Beispiel. Das sind super krasse Typen, vor denen habe ich auch großen Respekt. Und die haben eben eine andere Seite, als DJ. Aber ob die jetzt bessere Mixtapes machen, oder besser im Klub auflegen würde ich jetzt nicht sagen. Es gehört ja auch noch was anderes dazu: Ich hab es mittlerweile probiert, es allround abzustecken. Dass ich eben für Savas gute Shows mache, im Klub gut auflege und gute Mixtapes mache. Und wenn ich einen guten Beitrag mit Scratches für die LP machen kann, setzte ich mich da auch dahinter und gebe mir da Mühe.