Creaturen Der Nacht

 

 

 

rap.de: Du hast es gerade angesprochen. Ist es eurer Meinung nach wichtig, als Rapmusik-Konsument sich auch über das zu informieren, was im Untergrund abgeht?

Jas: Na klar, das ist ein ganz wichtiger Punkt. Es gibt eine Menge guter Künstler gerade hier in Berlin, die sich eher im Hintergrund bewegen und die sehr guten HipHop machen. Weil sich die meisten hier nicht gut genug informieren, kommen viele gute Leute auch nicht ans Tageslicht. Aus diesem Grund hat Berlin auch so ein schlechtes bzw. eintöniges Image, da nur die Musik im Vordergrund, die in den Medien, präsent ist. Deswegen wird Berlin auch immer mir Battlerap oder Gangsterrap in Verbindung gebracht, obwohl das nicht alles ist, was es in Berlin zu hören gibt. Man sollte sich auf jeden Fall mehr informieren, denn es gibt noch mehr gute Künstler die Aufmerksamkeit verdient haben.

rap.de: Denkt ihr das es eher negativ für Berlin ist, dass gerade einige Berliner momentan sehr stark in den Medien vertreten sind?

Jas: Ich würde nicht sagen, dass es unbedingt negativ ist, dadurch bekommt natürlich auch Berliner Rap allgemein etwas mehr Aufmerksamkeit, aber man sollte sich halt wie gesagt mehr informieren über Dinge, die es noch außer dem schon bekannten gibt. Uns ist es auch schon oft passiert, dass Leute zu uns auf Gigs gesagt haben, als sie gehört haben, dass wir aus Berlin sind: „Achso, ihr seid aus Berlin, okay dann wissen wir, was jetzt kommt. Der typische Berliner Style!“. Nach unserem Konzert haben wir aber dann bei den Leuten ein völlig anderes Bild hinterlassen und ihnen gezeigt, dass es auch eine andere Seite an Berlin gibt. Deshalb würde ich sagen, dass diese Medienpräsenz auch seine Vor- und Nachteile hat.

rap.de: Gibt es eurer Meinung nach berlintypischen Rap?

Mirror: Ich würde sagen, dass Berliner Rap schon eine „große Schnauze“ besitzt und sehr selbstbewusst ist, aber auf das Image bezogen würde ich sagen, dass es nichts Typisches gibt. Dieses Gangsterimage ist nicht typisch für Berlin. In Hamburg gibt es auch schlimme Gegenden, und die Leute von da lassen auch nicht den krassen Gangster raushängen, so wie es in Berlin oft zu Unrecht der Fall ist. Es ist jetzt zwar Trend, Gangster und cool zu sein, aber mich hat dieser Trend noch nicht erfasst. Vielleicht passiert es ja bei mir in ein paar Jahren, aber momentan bin ich noch ganz entspannt. Wie siehst du das, Jas?

Jas: Ich sehe das eigentlich genauso. Ich finde, wenn man ein Gangster ist, dann kann man auch Gangstermusik machen. Man sollte einfach immer ehrlich zu sich selbst sein und das repräsentieren, was man auch selber ist. Man sollte nicht, obwohl man in einem Einfamilienhaus lebt und sein Frühstück von Mama ans Bett gebracht bekommt, sagen, dass man auf der Straße hustlen muss.

rap.de: Wie ist eure Herangehensweise, wenn ihr einen Track macht? Was macht ihr zuerst, was kommt zum Schluss?

Mirror: Also zu 90 % macht das der Beat aus. Wenn ich einen Beat gemacht habe und der mich flasht, dann schreibe ich einfach drauf los. Oder es ist so, dass Jas einfach drauf los schreibt oder wir uns beim hören überlegen, was soundtechnisch dazu passen könnte. Manchmal hören wir schon leise Stimmen auf den Beat, obwohl noch gar kein Rap da ist. Aber zu 10 % kommt es auch vor, dass wir draußen unterwegs sind und wir eine kreative Idee haben, z.B. über den Weltuntergang einen Track zu machen, dann wird zu diesem Thema ein Beat gebaut.

Jas: Also wie schon gesagt ist es oft so, dass der Beat schon steht. Mirror hat ein riesiges Beatpotential, dass er so viele Beat am Start hat, dass man gar nicht so viele Tracks machen kann. Wir chillen dann oft zusammen und hören uns Beats solange an, bis wir zusammen einen Einfall haben. Wir lassen uns einfach immer von unserem Gefühl leiten.