Interview mit PA Sports

rap.de: Ist das für dich mit dem HipHop-Gedanken noch vereinbar?

PA Sports: Naja, darum geht’s nicht. Ich fand’s halt schade für Credebil, dass ihm sein Mic weggenommen wurde und die Geschichten. Das haben die aber auch selber hinterher noch mal gesagt. Um das zu verstehen was abgeht, dafür muss man das gesamte Ding verstehen könne. Und Streetrap ist halt kein Spiel mehr, keine Lüge oder Verarschung. Die bekriegen sich halt untereinander. Und wenn dann Silla bei denen in der Nähe, in Köln auftritt, dann kommen die da hin. Wahrscheinlich würde auch irgend jemand hier her kommen wenn die in Berlin spielen würden. Ist ja auch schon passiert. Wer das nicht will soll aufhören diese Musik zu machen. Der soll sagen, Rap ist mir in den letzten Jahren zu heftig geworden, ich hab nichts mehr damit zu tun. Ich selber bin halt nicht der Freund davon, dass die Musik so in den Hintergrund rückt. Dass es nur noch um Schlägereien und Härte und Background und um Paragraph 31 und um so was geht, das ist das, was mich stört. Ich finde am Ende des Tages muss immer die Musik im Vordergrund bleiben. Es wird aber denke ich nicht mehr lange dauern bis sich der erste in Rap-Deutschland wirklich verletzen wird oder etwas schlimmes passiert.

rap.de: Warum denkst du das?

PA Sports: Mittlerweile mischen einfach Menschen in diesem Geschäft mit, die vor zehn Jahren mit diesem Geschäft nichts zu tun hatten. Die aus dem üblichen Milieu kommen, Menschen, die aus wirklichen Verbrecherkreisen kommen und bereit sind, eine Grenze zu überschreiten. Wir sind immer Straßenjungs gewesen. Ich habe aber immer gesagt, es gibt einen Unterschied zwischen ’nem Dude von der Straße, der vielleicht mal ein bisschen Gras verkauft hat oder auch mal seine Knasterfahrung gemacht hat, aber sich sonst auf die Musik konzentriert und einem richtigen Gangster, der wirklich sagt, das ist mein Leben. Der sagt, ich bin auch bereit zu schießen, zu töten oder jemanden zu erstechen für meinen Ruhm und meinen Ruf. Wir haben solche, die sind in unserem Rapgeschäft mit drin. Das sind zwar selber keine Rapper, aber die regeln Dinge und stehen dahinter und die Rapper finden das alle cool. Ich wiederum finde das nicht cool und habe deshalb auch nicht solche Leute um mich herum. Ich stehe nur für mich selber gerade.

rap.de: Meinst du, dass sind die Geister, die man rief und nicht mehr los wird?

PA Sports: Bei manchen bestimmt. Man hat da zwar keinen Einblick mehr in der Szene, zwischen wem da noch wahre Freundschaften herrschen. Bei Farid z.B. weiß ich, dass er auf jeden Fall drei, vier stabile Jungs um sich rum hat, die auch Freunde von ihm sind und bei denen auch etwas Persönliches dahinter steht. Aber bei vielen ist das natürlich so, dass das Geister sind, die die gerufen haben. Manche finden das zwar cool am Anfang, aber die wissen nicht, was daraus noch entstehen kann. Ich bin mir sicher, dass es nicht mehr lange dauert, bis irgend etwas schlimmes passiert und danach wird’s endgültig wieder ruhig. In Amerika hat es auch einen Knall gebraucht, wo schlimme Dinge passiert sind und danach hat es sich abgekühlt und ist vernünftiger geworden. Auch wenn ich mir das nicht wünsche und ich kein Fan davon bin, denke ich, dass das in Deutschland erst mal passieren muss, bis es wieder Ruhe gibt.

rap.de: Aber du selber hältst dich da grundsätzlich raus?

PA Sports: Naja, ich finde das scheiße, wenn man sich künstlich einklinkt. Ich mein, ich bringe jetzt auch ein Album raus und könnte dahingehend auch was starten. Aber ich bring gerade einfach nur solide Musik und versuche damit meine Promo zu machen. Das ist natürlich sehr schwer wenn daneben sich alle anderen Rapper abschlachten. Da ist es natürlich schwierig, den Hauptfokus auf sich zu ziehen und dann lässt man sich natürlich leicht dazu verführen, auf einen Zug mit aufzuspringen. Aber genau das ist es ja was viele letztes Jahr nicht verstanden haben. Ich bin nicht so einer, und wenn ich so einer wäre, wäre ja jetzt der Zeitpunkt, zu dem ich aufspringen müsste. Aber das tue ich nicht. Bei mir ist sogar gerade ein Beef am anbahnen und da hätte ich das auch in meine Promo mit einfließen lassen können. Aber ich warte damit noch – so kann mir keiner vorwerfen, dass ich das für mein Album nutzen würde oder so.

rap.de: Geht es da um ein persönliches Problem mit jemandem, oder ist es eine reine Rapgeschichte?

PA Sports: Das ist ’ne Geschichte, die seit vergangenem Jahr immer noch nicht abgeschlossen ist und immer wieder zur Sprache kommt. Und ich hör halt immer Dinge, die mich sauer machen und langsam ist der Punkt erreicht, an dem das Fass überläuft.

rap.de: Hast du dann dementsprechend beim letzten Album, „Machtwechsel“, zu Promozwecken auf den „100 Bars“ gedisst?

PA Sports: Die hundert Bars waren ja nur die Ankündigung zu „Machtwechsel“, weil ich das halt durchziehen wollte. Natürlich auch, um Aufmerksamkeit zu bekommen, ich hatte aber eben auch eine wahrhaftige Meinung dahinter und ein Ziel, das ich verfolgt habe. Natürlich habe ich es zu einer Zeit gemacht, in der ich ein Album raus gebracht habe, weil ich einen Aufhänger brauchte und gesagt habe, dass ist das, was ich diesmal mache. Ich hatte davor zwei Alben gebracht, auf denen ich über mein Leben berichtet habe und wollte einfach mal erzählen, was mir gerade nicht passt. Nach den „100 Bars“ gab es viele Gespräche. Die „100 Bars“ waren zu dieser Zeit ein Meinungsmacher, viele Rapper wurden deswegen plötzlich gehatet, auf ihren Künstlerseiten. Einige Leute haben mit uns geredet, dass wir bitte damit aufhören sollen – ohne uns unter Druck zu setzen, denn wenn das passiert wäre, hätte ich es erst gemacht. Aber aufgrund der korrekten Art und Weise, wie verschiedene Leute mit mir geredet haben, habe ich gesagt, okay, ich koppel einen Song wie „Machtwechsel“ nicht aus. Und zwei Monate, nachdem mein Album rauskam, wurde angefangen, hinter den Kulissen zu sägen. Dann haben Rapper meine Featureparts von ihren Alben nehmen müssen, weil andere Rapper beleidigt waren, Rapper, die mich auf ihrem Album gefeaturet haben, mussten das vor anderen Featuregästen am Telefon rechtfertigen. Da kam ich mir verarscht vor. Erst hat man mich dazu gebracht, nicht voll durchzuziehen und jetzt zieht ihr selber durch? Okay. Ihr ärgert mich, und ich weiß genau, wie ich euch ärgern kann, also tu ich das jetzt wieder. Mein Album ist sehr gut gelaufen, wir haben etwa 10.000 Einheiten verkauft, aber da wäre noch viel mehr gegangen. Ich weiß genau, dass ich zersägt und zerstört hätte, wenn ich das gemacht hätte.