Interview mit PA Sports

PA Sports macht sich mit seinem neuen Album „H.A.Z.E.“ locker wie nie. Zum einen textlich: Die Disses, die auf „Machtwechsel“ noch eine Art roten Faden bildeten, stehen dieses Mal nicht auf dem Menü. Und musikalisch lehnt sich der Essener weiter denn je aus dem Fenster. Gesungene Hooks, Songs, die fast ohne Drums auskommen – mehr Melodie war nie. Wir sprachen mit PA aber nicht nur über sein Album, das am 31. Januar erschienen ist, sondern auch über die aktuelle Beef-Diskussion im Deutschrap, Konzertstürmungen, harte Hintermänner, Freestyle-Battles, Politik und Verschwörungstheorien.

rap.de: Ist man, wenn man 31. releaset, automatisch ein 31er?

PA Sports: (lacht) Das ist die Frage. Wir haben mit so was nix zu tun. Ich wollte aber auch noch mal erklären: Paragraph 31 ist, wenn ein Mensch bei einer Tat gepackt wird und sich seiner Strafe entziehen möchte, indem er seine Kumpels verrät oder die ganze Welt verrät. Das ist Paragraph 31. Wenn jemand eine Anzeige bei der Polizei macht, weil er keinen Bock hat, sich auf den ganzen Ghettokram einzulassen, ist das kein Paragraph 31. Manche Menschen haben die Größe, ihre Probleme alleine zu regeln, es gibt aber Menschen, die sind halt nicht so und die gehen halt zur Polizei. Ich finde es total hirnrissig, dass es jetzt in Deutschland ein neues Privileg ist, Gangsta sein zu müssen, um rappen zu dürfen. Finde ich ein bisschen komisch. Ich frage mich, was die Leute erwarten von Fler. Soll er eine Knarre nehmen und Rambo spielen? Wir wissen alle, dass Fler nicht Rambo ist. Die Leute sollen mal ihren Kopf einschalte…

rap.de: Apropos: Wie hast du die Entwicklungen der letzten Wochen, die ja doch ziemlich dramatisch waren, erlebt?

PA Sports: Ich bin selber mitten in meiner Promophase und dem entsprechend auch viel im Internet unterwegs, mehr als normalerweise. Da kriegt man dann ja quasi im Minutentakt Veränderungen und diverse Dinge mit. Am Anfang fand ich es noch interessant und unterhaltsam, dann wurde es ein bisschen extrem und in den letzten Tagen ging mir das Ganze dann schon auf die Nerven. Mich interessierte es ja nicht, heißt ich lass mich dadurch nicht einschränken oder stören. Passend auch zu dem was ich schon letztes Jahr gesagt habe, dass da in den letzten Tagen eine falsche Wertevermittlung stattgefunden hat. Das es nur noch darum ging, wer ist ein Zinker, wer hat Leute, wer kann schlagen, wer ist V-Mann, wer ist 31er, wer ist real. Das ist alles voll uninteressant in meinen Augen.

rap.de: Du fandest es auch ein bisschen unfair gegenüber Fler, dass man da so auf ihn eingeschossen hat?

PA Sports: Wie soll ich sagen? Ich habe jetzt nicht besonders viel Sympathien für Fler, ich habe aber auch keine Antipathien gegen Fler. Ich bin an sich nicht der Freund davon, dass man so auf jemanden einhackt, wenn er schon auf dem Boden liegt. Andererseits muss ich bei Fler sagen, dass er auch eine sehr große Fresse zu gegebenen Zeiten hatte. Aber das es nur noch darum geht und komplett ausgebreitet wird, dass fand ich dann schon ein bisschen komisch. Ich fand das alles okay. Ich kenne halt auch Farid und weiß, dass es bei ihm nicht gespielt ist. Er ist dreist und er zieht diese Dinge wie das mit dem Konzert in Köln durch. Das ist sein Film und ich denke, viele feiern ihn dafür. Darüber, ob die Geste so cool war kann man natürlich streiten.