Interview mit LMNZ

Kreuzberg Urbanhafen 20:00 Uhr: Der gebürtige Fuldaer LMNZ hat seine neue Platte „Anders als die Besseren“ dabei. Seit über 15 Jahren lebt LMNZ HipHop, er produziert, schreibt selbst, mischt, macht Videos, alles. Ende 2010 brachte er sein erstes Album „Worldwide Rap“ raus, auf dem 76 Artists mit 29 Sprachen vertreten waren und zeigte damit internationalen Collabos neue Grenzen auf. Neben zahlreichen Auftritten im Ausland und in Deutschland hielt er unter anderem mal eine Rede vor dem europäischen Parlament über die zentralen Werte des HipHop. Nun sitzen wir hier mit ’ner Molle am Kanal. Kann losgehen.

rap.de: LMNZ, du bist ja jetzt mit deinem zweiten Album draußen. Da hast du ja einige Erfahrungen mit den Medien gemacht, denke ich. Wie wichtig ist für dich ein Online-Post oder ein Zeitungsartikel? Unterstützt dich so was in deinem Schaffensprozess?

LMNZ: Ich mach ja alles selber, von der Musik über die Produktion und Tontechnik, Videogeschichten, und auch die Pressearbeit. Gerade habe ich ein Album veröffentlicht, das heißt, ich muss mich um die Pressearbeit kümmern, damit Leute davon mitbekommen. Für mich ist es natürlich immer sehr schön, wenn Journalisten oder Blogger ihre Zeit in mich investieren und ich freue mich über jeden Artikel. Allerdings merke ich auch oft, was das am Ende „nur“ bringt. Nur wenige lesen den Beitrag, oder sie schauen nur drüber. Die sehen dann in der Flut an News pro Tag einmal deinen Namen. Und beim zehnten Mal merken sie sich den dann vielleicht. Und wenn sie dich dann live sehen, sagen sie, „Ja, den hab ich doch schon mal irgendwo gesehen.DCVDNS macht ganz unterhaltsame Interviews, aber als Imagerapper hat er es natürlich auch leichter, denn so eine Rolle ist viel besser zu vermarkten. Es ist sicherlich einfacher Leute mit einem Artikel zu catchen , wenn sie einen schon kennen. Aber die erreicht man ja auch schon viel direkter über Social Media. Was an redaktionellen Features am interessantesten ist, ist eher die Reputation der Quelle, die dich featured. Mein Lebensziel ist es ja, einmal im Skript einer Family Guy Folge vorzukommen…In einer Interaktion mit PeterGriffin. Dafür würde es sich auf jeden Fall lohnen zu hustlen. Ein PeterGriffin Feature hätte beispielsweise großes Game, Sun. Neulich ging eine Review online bei Rapreviews.com und daraufhin haben Leute aus verteilten Winkeln der Welt eine CD bestellt, z.B. einer aus Frankreich, eine aus Albuquerque, wo die beste Serie der Welt „Breaking Bad“ spielt. „Yo Mr. White!“ Heute ist alles sehr schnelllebig. Wenn man es in ein Printmagazin schafft, dann ist es ein wenig langlebiger als ein Onlinefeature. Dann lesen die Leute auch mal den ganzen Artikel beim Kacken oder so. Online ist dafür direkter, wenn die Leute einen Beitrag bei rap.de oder so sehen und da ist gleich ein Link zu meiner Seite, dann können sie sich gleich die Mucke anhören…In der Zeitung vergessen sie es vielleicht wieder. Die ersten Artikel über einen, vor allem aus anderen Ländern, die sind was krass Besonderes. Das pusht einen krass. Irgendwann wird es eher Routine und muss dazu gehören. In vielen Interviews kommen dann ja auch die gleichen Fragen, da freut man sich über etwas Erfrischendes. Es kostet oft viel Zeit und Aufwand von beiden Seiten einen Artikel oder ein Feature zu bekommen. Manchmal stehen dann Aufwand und Ergebnis nicht im Verhältnis, sodass es evtl. mehr gebracht hätte, mal eben auf der Straße ein paar CDs zu verticken. Da trifft man auch die fresheren Frauen (grinst)

rap.de: Hast du eigentlich eine Routine, um deinen Alltag in der Selbstständigkeit jeden Morgen wieder neu zu beginnen?

LMNZ: Eigentlich sieht jeder Tag anders aus, weil ich viele unterschiedliche Dinge mache. Die letzten zwei Tage kamen morgens Rapper vorbei, die mein kleines Studio gebucht haben. Das waren beides Australier und die haben da einfach ein paar Stunden aufgenommen. An manchen Tagen habe ich keinen festen Termin, dann schau ich auf meine To-Do-Liste, was weiß ich: Pressearbeit, Cover, Videoschnitt, Beat für X/Y muss gemacht oder ein Text geschrieben werden, etc. Während ich auf die Liste schaue, frag ich mich: Worauf habe ich grade am meisten Bock? Damit ich immer genau das mache, auf was ich richtig Bock hab. Die Liste ist immer lang und ich hab eigentlich immer auf irgendwas Bock auf der Liste. Wenn ich früher Jobs gemacht hab, die mir keinen Spaß gemacht haben, dann verging die Zeit total langsam. Man denkt, man macht was, ist aber unproduktiv. Zum Beispiel in der Schule: Du sitzt zu Hause eine Stunde vor deinem Buch und hast dabei zwei Zeilen gelesen. Am Ende schreibste irgend ’nen Scheiß und die Note wird dementsprechend weniger wicked. Ich hab für mich gelernt, dass ich meine Zeit nicht verschwenden will. Ich probiere im Flowzustand zu bleiben; das heißt der beste Tagesablauf für mich ist, mir die Zeit frei einteilen zu können. Wenn‘s Termine, Deadlines oder Shows gibt, dann zieh ich das klar auch so durch. Ansonsten ist Spontaneität im Leben mein Optimum.

rap.de: Das wünschen sich wahrscheinlich viele in ihrem Arbeitsalltag. Könntest du dir vorstellen, nicht als Künstler aktiv zu sein, sondern einem Job als Versicherungskaufmann nachzugehen?

LMNZ: Wenn man Geld braucht, muss man auch manchmal Sachen machen, auf die man kein bisschen Bizzle hat. Als Künstler hat man auch viel Büroarbeit. Ist ja nicht so, dass ich nur im Studio bin. Eigentlich ist das nur ein kleiner Anteil, im Vergleich zu den Sachen, die sonst so anstehen. Ich liebe diese Abwechslung aber auch. Vielleicht trifft man eines Tage auf ein paar coole Leute und hat gemeinsam eine gute Geschäftsidee. Irgendwann hat man vielleicht auch Kinder…Ich bin da glaube ich offen, was meinen Lebensweg betrifft und versuche jede Chance zu nutzen, die ich kriege und dem Flow zu folgen… Im Moment weiß ich, dass der Weg, den ich eingeschlagen habe, der richtige für mich ist und würde ihn nicht abrupt verlassen. Kunst zu machen ist meine Mission und ich habe Werte, die ich vertreten und in die Welt tragen will.