Visa Vie im Interview: „Ich war viele Jahre nicht ich selbst“

Wie war es für dich, besonders als Moderatorin in einer von Männern geprägten Rapszene, wo man sicher manchmal denkt – „Ich darf mich nicht angreifbar zeigen“ – die Geschehnisse der Vergangenheit, indirekt und mit dieser Distanz zu deiner Kunstfigur, aufzuarbeiten?

Es ist krass. Erst später ist mir bewusstgeworden, dass ich viele Jahre nicht ich selbst war. An ganz vielen Punkten habe ich eine ganz krasse Mauer um mich herum aufgebaut.

Man ist da so robotermäßig durchgerauscht. Jahre später haben Leute zu mir gesagt: „Krass, du warst damals so eine Eisprinzessin!“. Ich habe oft solche Sätze gehört. Oder: „Du warst so unnahbar und keiner wusste was mit dir anzufangen.“ Weil ich nach Interviews dazu geneigt habe zu sagen: „Ok, tschüss!“ Weil ich immer Angst hatte, dass alles falsch verstanden werden kann. Und mir das auch immer permanent Leute vermittelt haben. Wie das auch in der ersten Folge die eine Moderatorin zu Clara sagt – „Es kann alles gegen dich verwendet werden.“
Und während das alles passiert ist, war mir das gar nicht so doll bewusst. Das ist mir erst später bewusstgeworden. Da muss ich zugeben auch nach dem Weggang von 16 Bars. Es hat nicht nur was mit 16 Bars zu tun, sondern auch mit meinem persönlichen Entwicklungsprozess.

Ich habe Lust, mehr zu zeigen, wie ich bin. Ich will nicht nur die Fragestellerin sein. Ich bin auch ein Mensch mit Meinungen und Gefühlen.

Das lasse ich seitdem viel mehr raus. Und fühle mich damit auch viel wohler, muss ich ehrlich gesagt sagen. Es ist auf jeden Fall ein befreiendes Gefühl. Bei Clara ist es ja so, dass ihr das jemand gesagt hat. Bei mir war das eher instinktiv. Das ich mir gesagt habe – „Vorsicht.“. Ich habe zum Beispiel aufgepasst, was ich anziehe. Mit so einem Kleid wie heute hätte ich mich früher niemals in ein Interview gesetzt. Weil ich wusste, es wird dann nur darüber geredet, was für ein Kleid ich anhabe. Irgendwie habe ich das intuitiv vom ersten Moment als selbstgesteuert. Ich bin froh, dass das nun alles keine Rolle mehr für mich spielt. Weil ich habe mir meinen Respekt erarbeitet habe. Und das kann mir jetzt alles egal sein. Auch wenn es natürlich traurig ist, dass man sich überhaupt irgendwas erarbeiten muss. Und man nicht so sein kann, wie man ist.

Wie sieht es in der Zukunft aus – wird es auch weiterhin Interviews von dir geben?

Es wird jetzt nicht regelmäßig Videointerviews geben. Weil das habe ich irgendwie auch durchgespielt. Höchstens im Rahmen von „Zum goldenen V“ – meinem eigenen Format. Das liegt mir sehr am Herzen. Aber die Produktionsumstände sind momentan kompliziert. Deshalb habe ich momentan nicht die Ambition.

Ich will lieber jetzt Hörbuch-Serien schreiben. Neben meiner Radiosendung, dem Auflegen und Liveevent-Moderation steht das bei mir an erster Stelle.  Und was so Videointerviews betrifft. Ich glaube es wird immer mal wieder welche geben. Aber ich glaube jetzt nicht so regelmäßig. Würde jetzt jemand kommen und sagen, dass er mit mir „Zum Goldenen V“ produzieren will – dann würde ich es mir nochmal überlegen.

Aber es ist ja auch so ein Luxus, dass du momentan das ausüben kannst, was du willst, oder?

Wenn wir uns hier in einem Jahr wiedertreffen sollte, wäre es mein größter Traum, davon zu sprechen, dass ich weiter Hörbücher schreibe. Am liebsten natürlich für Spotify. Wenn ich es mir aussuchen könnte – daneben noch eine Radiosendung. Die beiden Sachen. Dann bin ich glücklich. Ein paar Mal im Jahr noch auflegen – dann wäre mein berufliches Leben perfekt (lacht).

Wir wünschen dir, dass genau das passiert.

Hoffentlich liest das Spotify. (lacht)