Visa Vie im Interview: „Ich war viele Jahre nicht ich selbst“

Interview: Oliver Marquart & Yannick Levante
Transkription: Yannick Levante

Visa Vie ist ein Multitalent. Die Berlinerin, die primär durch die ihre Tätigkeiten als Radiomoderatorin und ihre Interviews für 16Bars bekannt wurde, hat sich bereits in der Schauspielerei, als Rapperin und als DJane verdingt. Nun erfüllt sie sich als Autorin einen Lebenstraum und veröffentlicht mit „Das allerletzte Interview“ ihr erstes Hörbuch auf Spotify. Wir trafen eine gelöst wirkende Visa Vie im Rahmen der Release-Veranstaltung in der Hauptstadt. Dabei tranken wir nicht nur Champagner, sondern sprachen auch über ihre Pionierarbeit, den kräftezehrenden Entstehungsprozess des Hörbuches und ihren größten Traum.

„Das allerletzte Interview“ – meine erste Reaktion war: „Oh Gott, wir verlieren dich jetzt ganz, nachdem wir dich schon quasi halb verloren haben.“ Das ist ja jetzt zum Glück nicht so.

(lacht) In Wahrheit geht es um eine Crime-Story. Wo sich eine Person in ein Rapmagazin einschleust, um einen Rapper zu töten.

Das mit dem Töten klingt krass. Gibt es da einen realen Bezug zu dir?

Die Grundthematik, dass man diesen Rapper töten möchte, ist natürlich kein realer Bezug zu mir. Aber man wird im Verlauf der Geschichte erkennen, dass Dinge passieren, die schon gewisse Bezüge zu mir haben. Und vielleicht sind dort ja noch mehr Details in der Geschichte verborgen, die im Ansatz auch so ähnlich geschehen sein könnten. Man weiß es nicht. Es bleibt spannend. Es ist trotzdem eine fiktive Reporterin. Alle Rappernamen und Magazine sind ja fiktiv.

Hand aufs Herz. Gab es nicht Momente, in denen du gerne einen Interviewpartner umgebracht hättest?

Nein, ich bin ein ganz krasser Pazifist.

Jedoch gab es schon Interviewmomente, in denen ich dachte: „Du willst doch gerade dein Album promoten. Du willst das Interview. Warum benimmst du dich mir gegenüber gerade so, wie du dich benimmst?“

Aber ich muss trotzdem betonen, dass solche Momente nicht Gang und Gäbe waren. Der wahre Unterschied zu Clara ist ja, dass sie davor keinen Bezug zu Rap hatte. Sie hat ja gar nix mit Rap am Hut und grundsätzlich eine sehr negative Haltung zu der ganzen Szene. Die ich ja nicht habe.

Nein, ganz im Gegenteil.

Ja, aber Clara hasst diese Welt.

Steht Clara dann symbolisch für diese Art von Mensch, die Rap-Interviews nur führt, weil Rap gerade cool ist und sich gut verkauft? Also eine Kritik an der Sorte Mensch, die in diesem Business aktiv ist, obwohl sie gar nichts mit der Szene zu tun hat?

Witzigerweise habe ich mir darüber keine Gedanken gemacht – das hat bei dem Schreibprozess keinerlei Rolle gespielt.  Aber wenn du es so sagst, könnte man es auch so übertragen. Es zeigt sich schon, dass Rap auch in dieser fiktiven Welt extrem gut funktioniert und sich alle drauf stürzen. Auch Menschen, die nicht verstehen, was da dahintersteckt. So könnte man es sehen. Aber ursprünglich ist der Gedanke ein anderer.

Nämlich?

Naja, sie schleust sich in diese Szene ein, weil sie den größten aller Rapper umbringen möchte. Aber warum, wieso, weshalb – das erfährt man erst von Folge zu Folge.