rap.de: Auf „Kompass ohne Norden“ gibt es kein Feature außer Casper. Ist das als Statement zu verstehen?
Prinz Pi: Es ist tatsächlich so, dass ich nur sehr wenigen Leuten meine Musik zeige. Es gibt eben nur sehr wenige Leute, deren Urteil mir dann auch wirklich wichtig ist. Und Casper ist für mich einer der Typen mit der größten musikalischen Bildung. Es gibt ja echt wenig Leute, die so viel Musik kennen. Er kennt jede Gruppe, jeden Rapper, jedes Demo und jeden Song von XY aus irgendwo auswendig. Und er kennt ja auch meine Musik schon sehr lange. Ich habe mich dann irgendwann mit ihm getroffen, um ihm meine Sachen zu zeigen, weil ich sehr am Hadern war. Ich bin da jemand, der während er sowas macht, immer zwischen „Das ist das krasseste überhaupt“ und „So ein völliger Unsinn, das darf nie rauskommen und wenn das jemand hört, dann werde ich vor Scham im Boden versinken“ hadert und wankt. Ich brauchte dann zwischendurch immer meine Leute, denen ich vertraue, von denen ich auch weiß, dass die mir dann auch nicht nur das erzählen, was ich hören will. Und es sind eben auch Leute, die dann auch wirklich etwas von Musik verstehen und auch von mir. Und Casper ist einer dieser vier oder fünf Personen.
rap.de: Was meinte Casper denn zu den Sachen, die du ihm gezeigt hast?
Prinz Pi: Es gibt ein Album, was für mich das beste Album der letzten zehn Jahre ist und das ist auch einer meiner absoluten Lieblingskünstler und mein Idol, wenn man das so sagen kann. Das ist Father John Misty, der hat mich in den letzten zwei Jahren sehr geprägt. Ich habe Casper meine Musik gezeigt und er meinte dann zu mir, dass es hier ein Künstler geben würde, der auch eigentlich total unbekannt sei und den ich bestimmt nicht kennen würde, aber den solle ich mir zur Inspiration mal anhören, weil der in diese Richtung gehen würde. Und er hat genau den genannt! Da wusste ich, dass ich auf dem richtigen Weg bin und wir die gleiche Sprache sprechen. Und während dieser Session, habe ich ihm dann auch Beats gezeigt und dann hat er diesen einen Beat gehört und meinte, dass das total der coole Flavour wäre und das wir zusammen damit etwas machen sollten. Ich meinte dann, ja, klar, auf jeden Fall, ich wollte dich sowieso fragen. Und wir haben dann diesen Beat zusammen ausgewählt, weil er uns beiden so gut gefallen hat und so kam dann das Feature zustande.
rap.de: Hätte es sonst gar kein Feature auf „Kompass ohne Norden“ gegeben?
Prinz Pi: Ich mag das Album, so wie es ist. Ich finde es sehr, sehr stimmig und es gibt jetzt eigentlich keine Leute, die mich so krass für ein Feature interessieren. Ich mag es auch eigentlich nur, wenn ich Leute feature, die ich auch persönlich kenne oder mit denen ich befreundet bin und die ich schätze. Und Casper ist natürlich auch ein alter Freund und Weggefährte und dann ist das auch ein gutes Feature. Es hat mir natürlich auch Spaß gemacht, mit ihm noch mal einen Song zu mache. Ich finde es ist auch ein schöner Flavour, den wir da zusammen entwickeln. Das ist auf jeden Fall nicht der Flavour, den er auf seinem Album haben wird und es ist vielleicht auch ein bisschen HopHop-lastiger als der Rest von „Kompass ohne Norden“. Es ist eben ein bisschen so wie damals mit Abstract Rude und Aceyalone, die hatten zusammen auch immer so einen besonderen Flavour, den sie in ihren Solosachen nicht hatten.
rap.de: Hast du schon Sachen von Caspers neuem Album gehört?
Prinz Pi: Nee, die hab ich noch nicht gehört. Ich muss aber auch sagen, dass ich so jemand bin, der die Musik von meinen Kollegen nicht hören möchte, bevor die nicht fertig ist. Weil ich mag es nicht, in den Schaffensprozess von anderen reinzuhören. Und während ich ein Album mache, höre ich mir eigenltich nie Musik von anderen Kollegen an. Einfach auch, um zu vermeiden, dass ich mich jetzt zu sehr damit auseinandersetze, was jemand anderes macht. Nicht weil ich denke, dass meine Musik dann, wenn auch nur unbewusst, davon beeinflusst wird. Ich gucke aber auch ungern dem Zauberer zu, wie er seinen Trick probt. Ich finde, man sollte warten, bis er den einstudiert hat.