Interview mit Megaloh

rap.de: Du hast ja vor dem Album auch noch dieses Mixtape rausgebracht, auf dem du einige Deutschrapklassiker berappt hast. Auch   auf dem Album gibt es einige Referenzen an die Goldene Ära. Denkst du das Rap damals frischer war als heute?

Megaloh: Jetzt ist wieder so eine Phase, wo das gut im Kommen ist. Aber ich habe das Gefühl, dass auch in den USA in den 2000er Jahren die Leute, die erfolgreich waren, nicht die Leute mit Skills waren oder die, die einen besonders eigenständigen Style hatten. Das war eine Sache des Images, das besonders klar erkennbar war. Die sind ja auch alle einen ähnlichen Film gefahren. Man feiert zwar immer noch gewisse Lifestyles, aber ich denke, dass jetzt wieder so ein Punkt ist, an dem die Rapper wieder an ihren eigenständigen Styles arbeiten und an dem, was sie wirklich machen möchten – unabhängig von dem, was die anderen machen. Von wegen, seht her, das hier kann ich und das unterscheidet mich von den anderen. Ich finde, dass das auch eine Zeit lang anders war, in den USA wie auch in Deutschland.

rap.de: War das auch ein bisschen dein Problem, dass du in diese Bushido, Aggro-Ära auch einfach nicht so reingepasst hast? Weil du zwar schon von der Straße kommst, aber eben nicht diesen typischen Straßenrap machst?

Megaloh: Ja, ich wollte das eben nicht so machen. Aber von außen wird das ja auch immer anders wahrgenommen. Das Berlin komplett als Aggro wahrgenommen wurde, das merkt man ja als Berliner wahrscheinlich erst, wenn es auch schon wieder vorbei ist. Aber ich wollte eben nicht 100% diesen Film fahren. Klar, ich lasse die Leute wissen, wo ich herkomme aber ich feier jetzt nicht nur das, dafür war mein Moralverständnis oder mein Bewusstsein in dieser Richtung einfach zu anders.

rap.de: In deiner Biographie steht, dass du da auch sehr stark von deiner Mutter geprägt wurdest. 

Megaloh: Ja, total. Ich denke, wenn meine Mutter nicht gewesen wäre, dann wäre ich auf jeden Fall mies auf die schiefe Bahn gekommen. Aber ich bin ihr wirklich sehr dankbar dafür, sie hat mich auf jeden Fall sehr früh sozialisert und meine Programme so festgefahren, dass ich auf jeden Fall früh meine Grenzen kennengelernt habe. Ich musste jetzt nicht irgendwie dreimal den gleichen Fehler machen, bis es dann zu weit gegangen ist. 

rap.de: Wie hast du es denn geschafft, dass das Album ein Gesamtkonzept hat. Es klingt ja ziemlich fokussiert und auch ziemlich schlüssig. Ist das alles dein Werk oder hat das dein A&R oder andere Leute wie Max drauf eingewirkt?

Megaloh: Also, mir wurden teilweise Impulse gegeben, die ich dann nutzen konnte oder eben auch nicht. Ich kann mich jetzt an zwei bewusste Impulse erinnern, die ich für mich genutzt habe. Der Song „Loser“ ist einer davon. Dort spreche ich meine Alltagssituation an und mir wurde der Impuls für die Idee gegeben, das zu machen. Mir wurden da jetzt keine Zeilen oder Inhalte reingelegt, aber so ein bisschen dieser Anstoß gegeben. Ich wollte ja eh mit dieser Platte in die ehrliche Richtung gehen. Also eigene Konflikte aufarbeiten, aber da sieht man auch teilweise den ganzen Wald vor lauter Bäumen nicht. Der erste Song den ich gemacht habe, das war nicht so einfach. Ich stand halt da vor einem leeren Blatt und wusste gar nicht, wo ich anfangen soll. Und dann kam einfach dieser Impuls, schreib doch einfach mal deinen Alltag auf. Das habe ich dann mit diesen Song gemacht und dann lief das ganze auch irgendwie flüssiger. Als ich mit Max die eine Woche auf der Reise war, haben wir generell viel geredet.

rap.de: Das heißt also, der Schlüssel zu dem Album ist auch, dass du einfach mal die Hosen runter gelassen hast.

Megaloh: So blöde wie es klingt. Aber gut, wenn man die Hosen runter lassen kann und es dann auch krass ist. (lacht) Nein, Spaß. Ich hatte schon immer einen ehrlichen Ansatz, aber ich habe diese Rapper-Rolle vielleicht zu sehr gefeiert. Dieses Selbstbeweihräuchern und dieses Herausheben, in wie fern man krasser ist. Klar gibt es jetzt auch noch Punchlines, die ein bisschen übertrieben sind, aber eigentlich war meine Herangsehensweise schon immer die, dass ich versucht habe, ehrlich zu sein. Aber auf dieser Platte ging es mir vor allen Dingen auch um die Person, die hinter Megaloh steht, also die Privatperson. In meiner Vergangenheit waren sich die Leute immer einig, dass der Rap ganz in Ordnung ist, aber man es nicht so wirklich einordnen kann, wer Megaloh genau ist und was der überhaupt will. Es entstehen ja auch schnell Klischees und das Äußere gibt ja auch ein bestimmtes Bild vor. Wenn die Musik dann auch noch ein bisschen in die Straßenrichtung geht und du dann auch noch aus Berlin kommst, dann ist eigentlich schon alles in einer Schublade festgefahren. Letztendlich geht es jetzt auch darum zu klären, wer ich bin, was ich möchte, wo ich herkomme.  Aber natürlich geht’s hauptsächlich darum, den Leuten die Musik zu geben, von der ich denke, dass sie ihnen etwas geben kann.