Interview mit Megaloh

rap.de: Stichwort: Neugeboren. Du warst 2010 quasi schon tot als Rapper. Da wolltest du deine Karriere an den Nagel hängen.

Megaloh: Ja, ich war tot und jetzt bin ich wieder neugeboren. Damals hatte ich auf jeden Fall keinen Bock mehr. Also, auf das ganze Industriezeug, die Schwierigkeit für mich, meine Musik rauszubringen und generell die bisherige Unmöglichkeit von der Musik leben zu können. Dafür habe ich einfach zu viel Energie da reingesteckt und ich war eben an so einem Punkt – man wird ja auch nicht jünger. Ich bin auf die 30 zugegangen. Da dachte ich mir, dass ich die ganze Sache vielleicht mal ein wenig neu ordnen sollte. Ich habe dann noch mal für mein Ego und natürlich für die Leute, die noch an irgendwas geglaubt haben, die „Monster“-EP rausgebracht. Man hört da auf jeden Fall die arrogante Abschlusshaltung heraus, das war jetzt auch vielleicht rückblickend der Tod des Egos. Aber das war auch wichtig für mich, dass ich das gemacht habe, denn ich konnte das im Nachhinein einfach alles so abstreifen, diese ganze Frusthaltung, dieses ganze Ding von wegen ‚Eigentlich bin ich der König, aber ihr seht es nicht‘. Das konnte ich damit alles ad acta legen. Ich habe dann angefangen, meine Musik nur noch als Ventil zu machen. Einfach um bestimmte Gefühle oder Konflikte für mich selbst zu überwinden. Das hat mir dann so einen Auftrieb gegeben und das Feedback war dann eben auch wirklich krass. „Traum von fliegen“ war zum Beispiel so ein Song, der mir irgendwie eine Initialzündung in diese Richtung gegeben hat. Also, das ehrliche Musik auch wirklich etwas bringt und auch bei den Leuten ankommt. Zum Beispiel gibt es da die Geschichte von der kleinen Tochter von einem Kollegen. Die hat seit Geburt eine Krankheit an den Stimmbändern  und wenn man das nicht wegoperiert, dann kann sie auch daran ersticken. Sie ist jetzt auch noch klein, zwischen zehn und zwölf. Und die hat sich den Song „Traum vom fliegen“ sehr oft angehört. Das kommt natürlich nicht alles daher, aber seitdem ist nichts mehr von der Krankheit wiedergekommen. Also, sie ist irgendwie seitdem in einem besseren Modus. Sie ist vielleicht auch ein bisschen auf mich fixiert und spricht die ganze Zeit davon, aber mir bedeutet das enorm viel, dass Musik so eine Kraft hat. Das ist wichtiger als Selbstbereicherung.

rap.de: Das kommt so rüber, als ob du früher eine falsche Einstellung zu deiner Musik gehabt hättest.

Megaloh: Ja, ich denke schon. Wahrscheinlich habe ich mir nie so einen Kopf darum gemacht, sondern bin von Anfang an mit meinem Verständnis von Rap rangegangen, dass ich der Krasseste sein muss, der dann natürlich auch den Respekt dafür einfordert. Letztendlich habe ich eben mein Trainig absolviert. Der Respekt ist ja innerhalb der Szene auch zurückgekommen. Aber ich hatte ein bisschen das Gefühl, dass von Seiten der Hörerschaft das Geben und Nehmen ein bisschen gefehlt hat. Aber letztendlich kann man niemanden Vorwürfe machen, sondern nur an sich selbst arbeiten. Wenn man das dann möchte, dann versucht man eben, auch aus den Rückschlägen das Beste zu machen. Aus Fehlern lernt man ja bekanntlich und ich denke, genau das war bei mir der Fall.

rap.de: Deswegen war jetzt auch der richtige Zeitpunkt, diese Platte aufzunehmen?

Megaloh: Im Nachhinein betrachtet ergibt das jetzt wirklich alles einen Sinn. Zehn Jahre war es ein steiniger Weg und diese Platte baut jetzt auf all dem auf. Die könnte jetzt auch nicht so sein, wenn diese zehn Jahre nicht genauso gewesen wären.

rap.de: Du hast Max Herre vermutlich über Joy kennengelernt, oder?

Megaloh: Ich habe ihn, glaube ich, das erste Mal über einen Freund in einem jamaikanisches Restaurant in Moabit kennengelernt. Dort waren sie öfters essen – und dort lief meine Musik. So kam der musikalische Kontakt zustande. Dann habe ich Max auf einem Elternabend getroffen. Die Kinder meiner Freundin gehen in dieselbe Klasse wie der Sohn von Max und Joy. Das war ziemlich lustig, weil wir beide nichts davon wussten. Wir saßen uns dann auch direkt gegenüber. Von allen Orten, an denen man sich so trifft, ist das natürlich der gangsterhafteste Ort: Der Elternabend.