Fler & Silla

rap.de: Die Beats von "SBM 2" gehen mehr nach vorne, sind weniger melancholisch. Ist das auch dem Maskulin-Ding geschuldet? Wollt ihr eure Zuhörer motivieren?

Silla: Klar, dafür steht Maskulin auch. Der Muskelmann. Es ist Musik, die dich durch den Tag bringen soll und nicht traurig ist, sondern nach vorne geht. Das kannste im Auto aufdrehen. HipHop soll auch Spaß machen. Es bringt auch nichts, den achtzehnten Piano-Klimperbeat rauszuholen und rumzuheulen.

Fler: Warte mal – ich würde mir nie herausnehmen, zu sagen, ich weiß, wie das bei den Leuten ankommt. Wenn du jetzt fragst, wolltet ihr die Leute motivieren, dann sage ich dir ganz im Ernst, wir setzen uns nicht vorher hin und sagen uns, wir wollen bei den Leuten irgendwas bewirken.
Das sage ich auch immer allen Leuten, die mit mir über so was reden, wie man Musik platziert, wie man Songs macht, wie man angeblich Hits macht: Am Ende des Tages, mach deinen Scheiß und das reicht. Ist die Mucke cool? Gut. Das reicht. In jedem anderen Land reicht das. Nur nicht in Deutschland. Da wird alles analysiert. Und dann muss Silla natürlich auf die Frage eingehen, er will ja souverän rüber kommen und hat auch eine schlaue Antwort parat. Und dann beschreibt er seine eigene Musik. Warum soll er das machen? Die Musik spricht doch für sich. Er ist einer der besten Rapper in Deutschland, warum soll er einen Song, den er eine Woche lang im Studio aufgenommen hat, noch mal erklären? Der Song steht doch für sich. Wenn irgendein Schwanz einen Rapsong macht, der nicht gut geworden ist – dann kann er dir erklären, was eigentlich damit gemeint war.

rap.de: Bei einem Kollabo-Album pusht man sich auch gegenseitig, oder?

Silla: Ja, klar. Aber wir haben uns da nicht verkrampft, das kam automatisch. Manchmal soll es auch nur eine Momentaufnahme sein. Es gibt auch Songs in meiner Karriere, wo ich zwei Jahre von der ursprünglichen Idee bis zum fertigen Song gebraucht habe. Aber bei so einem Kollabo-Album sollte man auch mal loslassen.

rap.de: Die Songs, die schnell entstehen, sind ja oft die besten, sagt man.

Fler: Dann entstehen sie schnell, weil man gerade weiß, was man will. Die Bushido-Zeit, die "CCN"-Zeit – da ging es gar nicht anders. Da waren wir so heiß, da hat Bushido einen Beat in einer Stunde gemacht und ich war schon so: Alter, ist er jetzt fertig?! Ich will schreiben, ich will schreiben! Da haben wir das Album in einem Monat komplett gemacht. Dieses lange an Songs basteln und wieder löschen und noch mal neu, das geht bei mir gar nicht. Ist bei mir generell so: Wenn ich zuhause aufräume, schmeiße ich alles weg oder verschenke es an meine Freunde. Ich verkaufe denen auch nichts. Wenn jemand was von mir haben will, sage ich, nimm mal jetzt und verpiss dich, anstatt groß rum zu handeln.  Einfach mal loslassen. So ist es auch mit der Musik: Raus damit.

rap.de: Probleme mit Hunger gab es also keine….

Silla: Nein. Hunger habe ich immer. Ich bin ein Vielfraß, in allen Lebenslagen. Ich will auch immer mehr, immer mehr, immer mehr. Die Kuh muss jetzt gemolken werden. Ich habe ja noch nichts erreicht, das große Fressen steht ja noch bevor. Das war jetzt gerade mal die Vorspeise.

rap.de: “SBM 2“ wird die Hauptspeise?

Fler: Das weiß man vorher nie. Manchmal denkt man, es wäre die Hauptspeise, hat aber immer noch Hunger.

Silla: Vielen Leuten wird es bestimmt schwer im Magen liegen. Aber das Ding ist raus. Und natürlich muss man sich immer steigern. Ich habe mich sowieso von Album zu Album gesteigert, weil ich sehr perfektionistisch bin. Und das will ich auch beim nächsten Mal machen und ich werde es auch schaffen. Dafür werde ich mir den Arsch aufreißen. Im Mai bringe ich die Silla-Monsterbox raus. Die kommt noch über ILM, das ist mein letztes Projekt, das da noch gemacht werden muss. Ich habe auch vier Videos dazu abgedreht, da werde ich noch mal Gas geben. Die Box ist eine Collector's Edition, mit den alten Alben. Ende des Jahres kommt dann mein neues Soloalbum, das erste über Maskulin, und ich weiß, was da zu tun ist. Nämlich einiges. Aber das ist ganz natürlich, ich mache mich da nicht verrückt. Ich stehe auf und mache das, was ich immer tue und am Ende des Jahres werde ich unter'm Weihnachtsbaum sitzen und… mal sehen (grinst).