Sentence: 2009 bis 2010 habe ich es in Warschau geschrieben. Ein paar neue Tracks habe ich in Zürich dazugeschrieben. Ein paar Ideen habe ich auch wieder verworfen. Aufgenommen habe ich es teilweise in Köln, bei Kollegen von Eko. Da war ich aber mit der Qualität nicht so zufrieden. Also bin ich weitergezogen in den Süden und durch diverse Zufälle in Zürich gelandet. Ich weiß gar nicht mehr, was ich eigentlich ursprünglich in Zürich machen wollte…
rap.de: Shoppen vielleicht?
Sentence: Nee (grinst). Shoppen war damals bei mir nicht so auf dem Programm, alleine geldtechnisch. Jedenfalls bin ich nach Zürich geflogen und habe mich dort mit Sweap getroffen. Das war 2009, nee, 2010 muss es gewesen sein. Du siehst daran, es war sehr viel Stress, dieses Album fertig zustellen. 2009 habe ich angefangen mit Schreiben, 2010 bin ich nach Zürich, um Features aufzunehmen und so weiter. Ich war auch in anderen Städten in der Schweiz, in Aarau, hab dort paar Features aufgenommen, war in Basel, bei Griot und habe da gechillt. Es war immer so ein back-and-forth-Ding, man wusste nicht so genau, wohin die Reise geht. Das Ziel war einfach, das Album fertigzustellen. Über Sweap bin ich wieder mit Pascal in Kontakt getreten, dem Labelchef von Paraschizzo, den ich auch seit mittlerweile fast 12 Jahren kenne. Der hat mir sehr gute Möglichkeiten geboten, mein Album aufzunehmen, zu einem Zeitpunkt, wo ich einfach nicht wusste, was ich machen sollte.
rap.de: Berlin hat in deinen Planungen gar keine Rolle gespielt?
Sentence: Vielleicht war ich zu stolz, in Berlin Klinken putzen zu gehen. Deshalb habe ich einfach versucht, das auf meine Art zu machen. Das Resultat davon ist jetzt das Album "Stiller Westen". Nach all den Querelen und Sperenzchen der Vergangenheit ist es der erste Schritt in eine unsichere, aber dafür hoffentlich bessere Zukunft.
rap.de: Das heißt, du willst jetzt endlich wieder ins Spiel einsteigen, auch, wenn das Album unter eher schwierigen Bedingungen entstanden ist und die Songs nicht unbedingt brandneu sind?
Sentence: Das Ding ist halt, ich habe 2009 angefangen zu schreiben. Das Material ist aus heutiger Sicht also relativ alt. Aber auf der anderen Seite ist es eine Platte, die absolut für sich steht und einen bestimmten Lebensabschnitt von mir widerspiegelt, eigentlich den krassesten Wechsel in meinem Leben. Dadurch ist sie nicht ersetzbar, nicht wiederholbar und wird immer eine meiner stärksten Platten bleiben, was das Textliche und das, was dahintersteckt angeht. Sie ist organisch, einfach real, sie wurde mit den Mitteln, die zur Verfügung standen, gemacht. Dadurch ist sie unfickbar. Natürlich hat sie ihre Ecken und Kanten, sie nicht perfekt als Produkt, sie hat Fehler, aber das sind eben diese von Musikpresse, der Musikwelt erwarteten Standards, die nicht erfüllt werden können, wenn man nicht adäquat supportet wird. Wenn man einfach ignoriert und irgendwo abgestellt wird, wenn man alles komplett auf eigene Faust machen muss – dann sieht eine Platte eben so aus und klingt eben auch so. Aber: Was das Künstlerische und die Realness angeht, ist sie absolut unfickbar. Für mich mein bestes Album.
Sentence: Weil es mein erstes richtig krasses Album ist. Jetzt habe ich auch was zu erzählen. Ich werde schauen, dass ich beim nächsten Ding halt auch diese gewissen HipHop-Sperenzchen mit reinbringe, dass die Beats voll krachen und irgendwelche krassen Features. Aber vom Ding her geht es in eine verdammt gute Richtung, ich freu mich auf mehr. Dadurch, dass das Material relativ alt ist, wird es für mich jetzt auch Zeit, neue Sachen zu schreiben.