Ein bisschen allerdings ist Curren$y daran auch selber schuld. Ständig haut er ziemlich geile Projekte wie kürzlich ein gemeinsames Album mit Produzent The Alchemist raus („Covert Coup„), kümmert sich dabei aber nie so wirklich um gut geplante Releasedates, vollmundige Ankündigungen und Marketing im allgemeinen und speziellen. Außerdem weigert er sich standhaft, gesungene Hooks oder andere kommerzielle Eye- bzw. Earcatcher einzubauen, wo sie eigentlich nicht hingehören. Kurzum, er opfert seine ganz eigene Vision von Rapmusik eben nicht auf dem Altar des schöden Gottes Mammon. Nein, Curren$y, der schon bei Master Ps No Limit und bei Lil Waynes Young Money gesignt war (und dort vermutlich ob seiner mangelnden Kompromissfähigkeit in Sachen Kommerzialität gefeuert wurde), bleibt seinem Stil treu: Diese gut abgehangene Mischung aus New-Orleans-Hustensaft-Lässigkeit und melodiösem G-Funk, diese sanft-gelangweilte Stimme, dieser verzögerte, vernuschelte Flow.
Auch auf seinem neuen Album „Weekend at Burnie’s“ gibt es davon wieder jede Menge. Mit „#Jetsgo“ wird der Reigen sauber eröffnet. Curren$ys Flow passt einfach am besten auf leicht melancholisch angehauchte Beats mit viel Melodie. Umso erstaunlicher, dass es danach mit „Still“ eher dröge weitergeht: Dieser Track wäre nichtmal auf einem von Curren$ys Mixtapes aufgefallen, jedenfalls nicht positiv. Ein trockener, langweiliger Beat, kaum erkennbare Songstrukturen oder Aufbau und inspirationsfreie Featuregäste (Trademark und Young Roddie). Schade. Zum Glück folgt gleich danach mit „She Don’t Want A Man“ einer der gelungensten Tracks. Auf einem von Mobb Deeps Havoc koproduzierten Beat erzählt Curren$y von einer Frau, die von Männern einfach nur das Eine will und im wahrsten Sinn des Wortes einen Fick gibt, das heißt, deren mehrere. Dabei hat der Hot Spitta es jedoch nie nötig, beleidigend oder frauenfeindlich zu werden. Ein wenig gemahnt seine vergleichsweise softe Art, über Damen zu rappen an den guten alten Devin The Dude, der ja auch stets viel Liebe für Nymphomaninnen (im Volksmund auch Schlampen genannt) beweist. Die enervierende Doppelmoral vieler seiner Kollegen (Stichwort: Alles Fotzen außer Mama, pfui bäh, aber mir egal, ich will sie eh nur vögeln) erspart er uns dankenswerterweise.
Und so geht es auch munter weiter, „Still“ bleibt der einzige richtige Ausfall. „Televised„, „One Life“ und vor allem „This Is The Life“ bieten beste Curren$y-Qualität. Man sieht sich automatisch in einem netten, kleinen Sportwagen (nichts allzu Protziges) gemächlich die Straße hinunterrollen, das Verdeck offen, der Abend ist mild, direkt hinein in den sommerlichen, selbstverständlich ausgeprägt farbenprächtigen Sonnenuntergang. Hach ja. Sehr schön. Dumm nur, dass es solche Tracks von Curren$y schon zuhauf gibt. Leider schafft Curren$y es auch auf seinem Majordebüt nicht, seinem Katalog mal etwas entscheidend Neues, Überraschendes hinzuzufügen. So fällt aes weiterhin schwer, seine Alben von seinen Mixtapes zu unterschieden. Vielleicht sollte der gute Wiz da seinem Kumpel mal ein paar gute Tipps geben.. wobei dabei vermutlich auch nichts anderes als mehr gesungene Hooks herauskämen.
Trotz alledem ist „Weekend At Burnie’s“ aber ein feines Teil. Curren$ys Musik ist in ihrer dezent angestaubten Retroästhetik nach wie vor einzigartig, seine butterweichen Raps auf den kongenialen Instrumentals von MonstaBeatz sind immer wieder eine Freude. Nur: Irgendwas sollte sich der gute Hot Spitta mal einfallen lassen, um ein bisschen Schwung in seine Rapkarriere zu bringen. Es wäre doch sehr schön, wenn noch mehr Menschen, Hörer und dann vielleicht sogar Käufer auf ihn aufmerksam würden. Bis dahin aber kann weiterhin jeder Release des Spittas bedenkenlos auf Repeat gehört werden – jeweils, bis der nächste erscheint.