Ebenfalls erwähnenswert ist “2getha Baby“, einer von nur drei Solotracks der Platte. Hier hat Yakub einen wunderbar typischen Wu-Tang Beat gebastelt und Ghostface Killah endlich mal genug Raum, um sich und seine Skillz ordentlich in Szene zu setzen. Das ist nämlich gar nicht so einfach, denn auf dem mageren zwölf-Track „starken“ Longplayer gibt es sage und schreibe 16 Featuregäste. Ganz schön heavy. “2getha Baby“ jedenfalls wartet mit einem penetranten Beat auf, der immer wieder abrupt stoppt und an anderer Stelle von vorn beginnt. Gepaart mit dem konstant guten Flow von Ghostface macht das Ding echt Spaß.
Welcher Track es zudem verdient, ein wenig intensiver auf Herz und Nieren geprüft zu werden, ist “Street Bullies“ mit Gastauftritten von Sheek Louch, Wiggs & Sun God. Denn neben Ausschnitten, des in den Credits angegebenen Tracks “You Are Just A Living Doll“ von J.J. Barns, findet sich in diesem Lied außerdem ein weitaus markanterer Teil eines anderen Tracks wieder. Ghostface hat kurzerhand die komplette Melodie des 2002 erschienenen Titels “Rue De La Haine“ seiner französischen Rap-Kollegen von “Ärsenik“ übernommen. Im Booklet allerdings ist davon nichts zu lesen!
Aber sei’s drum, “Street Bullies“ fügt sich nahtlos in die bestehende oldschoolige Soundästhetik der Platte ein.
Da ich mehr als einen Absatz nicht bereit bin, schlecht über “Apollo Kids“ zu schreiben, machen wir es also kurz. Die Kritikpunkte lauten wie folgt: Wie schon erwähnt, ist das Album mit zwölf Anspielstationen eindeutig zu kurz geraten. Sechs der zwölf Tracks, also 50%, knacken nicht mal die magische drei Minuten dreißig-Grenze und sind somit ebenfalls zu kurz. Das komplette Album kann also nur mit einer Gesamtspielzeit von knapp 40 Minuten aufwarten. Das ist, vor allem für Wu-Tang Fans, viel zu wenig. Last but not least bekommt man bei einem Blick ins Booklet, den Eindruck, dass Ghostface Killah teilweise etwas zu sorg- bzw. ideenlos an “Apollo Kids“ heran gegangen ist. Kaum ein Track kommt ohne Angabe von Samples aus. Das ist schade und erweckt schon ein wenig den Eindruck von Kreativlosigkeit bei der Beat- und Melodienfindung.
Vieles hat Ghostface Killah mit seiner 16. Albumveröffentlichung richtig gemacht. Allem voran steht der Fakt, dass es dem Rapper erfolgreich gelungen ist, ein Album zu machen, über das sich alte Ghostface Killah und Wu-Tang Clan Fans freuen können. Zwar stoßen einem die kurze Gesamtspielzeit, die übermäßige Anzahl der Features und die unfassbar vielen Samples ein wenig bitter auf, dennoch ist man bereit, dies mit einem Augenzwinkern in Kauf zu nehmen, um noch einmal dem Geist vergangener Tage begegnen zu dürfen. “Apollo Kids“ ist auf alt gemacht, aber nicht altbacken oder abgedroschen. Besser kann man 1996 im Jahr 2010 nicht verkörpern und verpacken.
P.S.: Aufgrund der herben Kritik zu dieser Review, möchte ich eine Kleinigkeit klarstellen. Ich habe selbstverständlich nichts gegen die hohe Kunst des Samplings, wenn man allerdings ganze Refrains oder komplette Melodien übernimmt, dann kann man darin durchaus einen Grund zum Anstoß sehen. Schließlich kaufen wir uns ja keine Ghostface Killah Platte um uns dann gemeinsam seine Lieblingslieder aus dem Funk- und Soulbereich anzuhören, oder? Ich danke für Eure geschätzte Aufmerksamkeit liebe rap.de-User.