“Hilf Dir Selbst“ zeigt Fard’s innere Zerrissenheit. In einem schizophrenen Kampf mit sich selbst versucht er herauszufinden, was überhaupt recht und unrecht ist. Das Lied verdeutlicht die Unzufriedenheit in seinem Leben und die daraus hervorgehende, stetige Versuchung, diesem Leben ein Ende zu bereiten.
Mut, Ehre und Stolz sind die wichtigsten Attribute und Charaktereigenschaften von Fard, durch die er den Dämon der heutigen, stumpfsinnigen Welt erfolgreich entgegenzutreten versucht.
Nur ein einziges Mal auf “Alter Ego“ erinnert sich Fard an Positives. Auf “Peter Pan“ beschreibt er seine unbeschwerte und sorgenfreie Kindheit, in der sein größtes Problem darin bestand, eine Mark für Wassereis aufzutreiben. “Ich erinner mich, Sommerzeit, krasser Scheiß – für eine Mark eine Tüte voller Wassereis. Jeden Tag vom Zehner springen, im Schwimmbad – irgendwann dachte ich wirklich ich wäre Sindbad.“
Es bereitet einem wahrlich Freude, den Abenteuern des jungen Fard zu lauschen, weil man mitunter an der einen oder anderen Stelle an seine eigene Kindheit erinnert wird. Interessanterweise weist “Peter Pan“ sowohl melodisch, als auch inhaltlich, extrem viele Ähnlichkeiten und Parallelen mit dem Lied “Pitbull“ des französischen Rappers Booba auf. Ob sich Fard hierbei von dem Franzosen hat inspirieren lassen?
Durch Fard’s schier unermessliches Repertoire an Geschichten, entsteht nach und nach das Bild eines alten, auf einem Baumstumpf sitzenden Mannes, der Geschichten aus dem Buch des Lebens vorliest, um seine Erfahrungen an die jüngere Generation weiterzugeben.
Besonders wird das auf Tracks wie “Ein Normaler Tag“ oder “Du Willst Fort“ deutlich. Auf “Du Willst Fort“ denkt sich Fard in eine Frau hinein, die mit ihrer Beziehung zwar todunglücklich ist, sich diese aber immer wieder schönredet und nicht in der Lage ist, einen Schlussstrich zu ziehen. Das ist außergewöhnlich, ziemlich realitätsnah und ziemlich gut.
Fard präsentiert sich auf “Alter Ego“ als guter, technisch durchaus versierter Rapper mit sattem Flow und oft sehr deepen Texten. Er gibt Erlebtes authentisch und vor allem plastisch wieder, indem er zwar meist einfach gehaltene, aber konstant gute Lines kickt, welche einen nahe bei dem Rapper Platz nehmen lassen. Fard gewährt durch viele persönliche Geschichten teils tiefe Einblicke in seine zerrüttete Gefühlswelt. Vergleicht man “Alter Ego“ mit seinem letzten Album “Omertà“, sieht man deutlich, wie sich Fard technisch verbessern konnte. Zudem sind die Beats auf “Alter Ego“, bis auf ein, zwei Ausnahmen saftig wie Obst und damit gut gelungen.
Wer also nicht selbst schon genug Probleme mit seinem eigenen Leben hat, wird von Fard herzlich eingeladen, seinen zu lauschen. Vielleicht ist “Alter Ego“ aber auch gerade deswegen interessant, weil man sich in den düsteren Geschichten voller Zorn, Hass und Verbitterung wiedererkennt.