Dark Dayz – Kein Platz für Träume

Pünktlich zum grauen Herbst und mittlerweile eiskalten Wintereinbruch veröffentlichen Dark Dayz mit “Kein Platz für Träume“ ihr zweites Album, in dem sich die Mitglieder der vierköpfigen HipHop-Kombo mit den Abgründen des menschlichen Daseins auseinandersetzen.

Laut dem Presseanschreiben wenden sich Dark Dayz mit ihrem Tonträger an “lebensfrohe Depressive“, mit anderen Worten also an typische Rap-Fans mit einem gewissen Faible für kontroverse Thematiken wie Menschenverachtung, Hass und Tod.

Auffällig ist, dass im Verlaufe des gesamten Albums unentwegt auf bereits vorhandenes Soundmaterial zurückgegriffen wird. Statt einen spezifischen DarkDayz-Sound zu schaffen, werden Sprachsequenzen aus Filmen, wie “Saw“, “Sieben“ und “Der blutige Pfad Gottes 2“, verwendet. Diese sollen für eine bedrückende Thriller-Atmosphäre sorgen, langweilen den Hörer aber aufgrund ihrer Eintönigkeit schon nach kürzester Zeit.
Keine Frage, das Sampling ist eine grandiose Technik, bestehende Komponenten mit Hilfe von eigenen, kreativen Einfällen musikalisch zu ergänzen, aber was kann als eigene Leistung anerkannt werden, wenn Emotionen dadurch erzeugt werden sollen, dass man stumpf seine Lieblingsstellen aus seinen drei Lieblingsfilmen reinschnipselt?

Bliebe da ja aber immerhin der Text, aber Zeilen, wie “Der Himmel ist pechschwarz, Rap ist am Arsch/ meine Stimme Resultat eurer dreckigen Charts“ aus dem Song “Ein Lächeln, das wars“, verkommen zu regelrechten Floskeln und wiederholen sich so oder so ähnlich auf dem gesamten Album.
Die Ursachen für die offensichtliche Übellaunigkeit der Bandmitglieder werden allerdings nur oberflächlich angedeutet, wodurch sich der Hörer immer wieder selbst fragen muss, was die Rapper AlexP, Hektik und Farbstoff in ihren Texten eigentlich zum Ausdruck bringen wollen.
In Sachen Flow und Technik können sich die drei jedenfalls nicht unbedingt von der breiten Masse an deutschsprachigen (Hobby-)Rappern absetzen. Das ist alles ganz solide, aber auf keinen Fall in irgendeiner Art und Weise außergewöhnlich oder besonders spannend.

Im Vergleich zu den übrigen Songs fällt “Der Tod und ich“ musikalisch völlig aus dem Rahmen. AlexP orientiert sich inhaltlich zwar auch wieder an depressiven und menschenverachtenden Gedankengängen, diesmal wird er jedoch von einem melodischen Gitarren-Riff begleitet, das aufgrund seiner heiteren Grundstimmung überhaupt nicht auf die dargebotene Thematik abgestimmt ist. Die Hook wird von einer amateurhaft klingenden Sängerin namens SusiP wiedergegeben und kann – ohne Zögern – auch in der Vorrunde einer TV-Castingshow aufgeführt werden – leider nicht im Recall.
Wofür benötigt der Hörer ausgerechnet an dieser Stelle eine so fröhliche Begleitmusik, nachdem ihm bereits im Vorfeld jegliche Art von Lebensfreude genommen wurde? – Das stört doch nur beim Selbstmord. Das ist doch Scheiße.

Auch der Skit “Dark Dayz“, in dem sich DJ Loom an semiprofessionellen Scratch-Techniken versucht, hätten sich die vier Musiker komplett sparen können. Außer dass Herr Loom hier seine stümperhaften Skillz zum Besten geben darf, passiert rein gar nichts und macht auch für den weiteren Verlauf des Albums überhaupt keinen Sinn.

In “Puzzle der Zeit“ und “Fotoalbum“ variiert das bis dahin monothematische Themenspektrum dahingehend ein wenig, dass AlexP und Farbstoff über längst zerplatzte Träume philosophieren: “Halt die Zeit an, gib mir einen Tag/ Die Vergangenheit nichts weiter, nur ein Teil des Plans“.

Was genau sie sich allerdings erträumten, umschreiben die beiden mittels Metaphern und Wortspielen so geheimnisvoll, dass es dem Hörer nicht unbedingt gelingt, hinter die Fassade der beiden menschenverachtenden Rapper zu blicken. Vielleicht will man es schlicht und ergreifend aber auch gar nicht wirklich tun.

Alles in allem ist “Kein Platz für Träume“ ein ziemlich nichtssagendes Werk, das in der Flut von Veröffentlichungen innerhalb der deutschen Szene untergehen wird. Sollten sich Dark Dayz weiterhin diesem speziellen Rap-Genre widmen, dann sollten kreative Beats und schlüssige Texte in Zukunft die Voraussetzung für bevorstehende Albumproduktionen sein. Ein allgemeines Erfolgsrezept gibt es für gewöhnlich nicht, demnach kann man den Jungs nur raten, auf eine ausgiebige Themenvielfalt, Experimentierfreudigkeit, die eigene Kreativität und vor allem eine solide Ausbildung in einem anderen Geschäftsfeld zu bauen.

Letzten Endes entscheidet dann der Hörer selbst, ob er sich dem lyrischen Suizid bis zum “Ausklang“ aufopfern möchte oder vor Langeweile bereits vorzeitig den Löffel abgegeben hat. Ich habe mich drei mal durchgequält und möchte jetzt Anerkennung dafür haben.