Nicki Minaj – Pink Friday

Irgendwie hat man sich nach dem ganzen Hype um unser aller Lieblings-Barbie doch ein bisschen mehr erwartet und irgendwie bin ich nach Pink Friday leicht, ganz leicht enttäuscht. Zu poppig. Zu glatt. Knapp ein Viertel des Albums kannte man ja schon im Vorhinein, irgendwie ist das zu wenig, für den ganz großen Wurf, von dem ich dachte, dass Nicki ihn werfen würde. Wünschte – hoffte – glaubte.
Nun gut. Das Album beginnt mit einem fanfarenartigen Intro, auf dem Fräulein Minaj erklärt, dass sie die Beste ist und wer Zeilen wie „it was back in `07 – did a couple of tapes/ did a couple DVDs/ made a couple mistakes“ darf das auch. Fehler eingestehen ist immer gut und dafür kann man die New Yorkerin auch wirklich ins Herz schließen. Nicki macht und tut, ist fleißig, probiert aus und klar geht dann auch mal was schief, aber das wichtigste daran ist immer noch: Nicki hat offensichtlich Spaß an dem, was sie da tut. Diese ungebremste Energie hilft mir absolut schrottige Totalausfälle wie „Right thru me“ und das total ekelhafte „Check It Out“ mit Will I Am zu überhören (Natürlich würde ich auf Party besoffen dazu tanzen, das macht den Song aber trotzdem nicht besser.) Dafür gibt es ja auf der anderen Seite ja auch wieder musikalische Labyrinthe wie „Roman’s Revenge“ mit Eminem, das wirklich unter experimentelles Musiktheater verbucht werden könnte.

Im Großen und Ganzen beschäftigt sich Nicki Minaj mit ihrem eigenen Aufstieg und den Zeiten, in denen sie sich durch und nach oben boxen musste. Wie oft sich Onika Tanya Maraj schon anhören musste, dass sie total verrückt, scheiße, ohne Talent und ohne jegliche Chance in diesem Game sei, ist wahrscheinlich nicht zählbar. Sie hat es trotzdem geschafft und so etwas ist speziell im Hip Hop natürlich immer eine Geschichte wert. Oder zwei oder drei.  

Das südstaatenartige, hypnotisch, reduzierte „Did it on em“ ist wirklich cool und der imaginäre Brief, den eine alte Freundin/sie selbst an sich/an „Dear Old Nicki schreibt ist rührend: „go meet them layers with me/ the money came yeah – tripled and quadrupled it/ but I still miss us, when were on some stupid shit.”
Thematisch gehört auch “Last Chance” noch zu diesem Themenfeld und hat von den Rapparts her, einige Highlights. Das ganze geht aber natürlich auch auf die ganz, ganz amerikanische-schmalzige. „Fly“ mit Rihanna… ich meine, was soll man dazu sagen? Das ist so was von baukastenartiger Reißbrettmusik, das ist doch scheiße. Was soll das? Das muss nicht sein.

Die Features mit Drake und Kanye West sind ehrlich gesagt ziemlich nichtssagend, obwohl Nicki in „Blazin“ mit Mister Louis Vuitton die absolute Kultzeile: „I’m on that diffrent type of high – Heroin/ put on my cape hit the sky – Heroine“ dropt.

Bleiben noch die Liebeslieder „Here I Am“, „Your Love“ und das bereits bekannt und verschmähte „Right Thru Me“. Ehrlich gesagt hätte ich mir da auch gewünscht, dass Supernicki ihr Cape überwirft und den Herren der Schöpfung so richtig kräftig in die Eier tritt. Stattdessen gibt sie sich hier als Mäuschen, das gerne eine starke Anlehneschulter hätte. Das ist natürlich ok und ich wäre der erste, der ihr diese Schulter gerne anbieten würde, aber auf Platte? Mann. Da muss es doch irgendwie anders gehen. Da muss es doch knallen. Zack, Zack, Bumm. Und Ohrfeige links und Ohrfeige rechts und fick Dich du Arsch und ich schmeiß Porzellan nach Dir und lass dich nie wieder hier sehen Du Wichser, komm wir gehen ins Bett….!!!!!

Ach Gott. Man hätte so viele schöne Sachen draus machen können, stattdessen ist Pink Friday ein absolutes Kommerzmonster geworden. Finanziell hat es wohl alle Erwartungen erfüllt, wenn nicht sogar übertroffen, aber künstlerisch ist es weit dahinter hergeblieben. Ich finde das schade, auch wenn ich Nickis Mutter natürlich von ganzem Herzen gönne, dass ihre Tochter ihr ein Haus kaufen kann. – Oder zwei oder drei.