The Roots. Beim Hören dieser perfekten Symbiose aus Organic Grooves und Real Rap stellt sich mir stets die Frage, ob es wirklich stimmen kann, dass Instrumental- Frontmann ?uestlove und Sprechgesangsvorsteher Black Thought sich mittlerweile auf persönlicher Ebene gegenseitig so dermaßen scheiße finden, dass sie in tatsächlich in getrennten Bussen auf Tour gehen, weil ansonsten nur noch einer, wenn überhaupt, auf der Bühne stehen würde.
Auch wenn diese Review gefühlte 10 Jahre zu spät gedroppd wird, es ist nie zu spät ein Loblied auf diese Platte zu singen… genauso wie The Roots ein Loblied auf die Ära des Barack Obama anstimmen.
Die Grundstimmung auf „How I Got Over“ ist definitiv eine positive, ganz im Gegensatz zu den beiden vorangegangenen Studioalben. Selbstverständlich ist immer noch alles scheiße und struggle aber seit dem ewigen, politischen Winter in den Staaten ließen sich die Amis, wie es jeder beobachten konnte mit dem Regierungswechsel im Februar 2009 nicht nur von den ersten Sonnenstrahlen am Näschen kribbeln, sondern entfachten „The Fire“, wie Featuregast John Legend es auf dem gleichnamigen Track nennt.
„There’s something in your heart, and its in your eyes. It’s the fire, inside you. Let it burn.You don’t say good luck. You say don’t give up. It’s the fire, inside you. Let it burn.”
Auch wenn „How I Got Over“ als Soundtrack zur politischen Übernahme erst Anderthalb Jahre nach der tatsächlichen Amtsübernahme released wurde, platziert es sich passend in Zeiten, in denen sich die große Hoffnung vieler U.S. Amerikaner nach ersten Rückschlägen leicht gedämpft zeigt und der republikanische TV Sender FOX absurde Verschwörungstheorien über den ersten Afroamerikaner im Präsidentenamt streut. Die Message der Roots lautet: Arschbackenzusammenkneifen! Wir stehen zwar am Anfang aber befinden uns auf dem richtigen Weg: “Everything’s changin around me and I wanna change too. It’s one thing I know, it ain’t cool bein no fool. I feel different today, I don’t know what else to say. But I’m a get my shit together, it’s now or never”, heißt es auf “Now Or Never” feat. Little Brother Member Phonte und Langzeit- Featuregast Dice Raw.
Patty Crash sieht das Ganze sogar noch ein bisschen positiver und beschwört in der Hook zu „The Day“ sogar die Verwirklichung einer Vision herauf:
„When I wake up, I look into the mirror. I can see a clearer… vision. I should start livin´ today. Cause today is gonna be the day, is gonna be the day.”
Anzumerken wäre beim ersten Blick auf die Tracklist lediglich die hohe Anzahl von Featureparts, die sich beim Hören jedoch als erstklassig erweisen. Jeder Gast ist akribisch ausgewählt und passt von BLU über Joanna Newsom bis zu STS einfach perfekt ins Konzept.
The Roots bleiben also auch auf Album Nummer 11, in Zeiten der Plastikmusik und Kindergartenpolitik mit ihrem selbsternannten Organic Hip Hop ein Paradigma für wirklich relevanten, charakteristischen Rap. Politische Aussagekraft inklusive und natürlich die bis ins Detail perfektionierten, selbst gespielte Instrumentals, die unter die Haut gehen.
Auch wenn sich ?uestlove und Black Thought angeblich hassen, wissen sie, ganz im Gegenteil zu diversen Politikern, dass man aber doch Prioritäten setzen muss, wenn man sich einer breiten Masse an Menschen zu verantworten hat. Zumindest wissen sie, was sie den Hörern schuldig sind. Sei es nun politisch oder musikalisch.