Hammer und Zirkel – Wir sind Freunde und darum machen wir Musik

Das nenn ich doch mal ein faszinierendes Intro. Selten habe ich so ein gelungenes Stück Musik gehört, welches einen Longplayer einleitet. Angelehnt an Maeckes‘ „Ehrlichkeit“ bringen die nun mittlerweile drei Jungs von Hammer & Zirkel auf den Punkt, was sie, ihre Musik und Hip Hop ausmacht: Ehrlichkeit im Inhalt, im Auftreten, mit sich selbst und ihren Fans.
Mit der Ankündigung: „Das ist das andere Gesicht von Rap und das ist hässlich. Hammer & Zirkel,ich spitte um Verständnis“ nehme ich mir die geforderte Zeit zum Hören, mal sehen ob Georg aka Hammer hält, was er verspricht.Track Eins „Wenn wir tot sind“ schließt sich thematisch ein wenig ans Intro an und präsentier H&Z in ihrer vollen Authentizität. Zeilen wie Ich hab kein Koks unter der Nase, ich ess‘ nur gerne Butterstolle“ strotzen vor angemessener Ironie und davon haben die Berliner reichlich.
So erwartet uns am Ende des Tracks eine nette Teleshoppingaufforderung, unsere Gürtel an Gürtel@Hammer&zirkel.de zu schicken, denn schließlich brauchen das Hip Hopper ja, weil denen ständig die Hose rutscht – kapiert? Haha.

Während Andere auf Imagearbeit oder mit ihren Rap Skillz protzen, setzen Hammer & Zirkel ausschließlich auf ihren teilweise absurden Humor und machen auch keinen Hehl daraus, dass sie sich ihren Traum zu rappen, nur durch den Erzieherjob ermöglichen können. Das macht auch die Muttis von Patrick, Georg und Hendrik stolz, so ließen die drei Damen sich fürs Cover ablichten und springen sogar für einen Skit auf dem Album ein, in dem sie die drei Jungs ordentlich dissen (jede den Sohn einer Anderen versteht sich).

Und ist man schon beim Thema lustig, so ist Britney Spears nicht weit. Mit Track vier widmen sie der amerikanischen Sängerin gleich einen ganzen Liebessong – einen Track, den man sich allerdings mit gutem Gewissen auf dem Album hätte sparen können. Denn das ist dann leider weniger der gute Hammer & Zirkel Humor, sondern einfach nur ein flacher Witz.

Nach einem weiteren unspektakulären Track  mit schwachem Sound namens Ich will ein Kind von dir“ bekommen wir endlich einen Featuresong zu hören, mit sido und Laas Ultd. Was alle Rapper nämlich vereint, ist der Erzieherberuf, den alle auch erfolgreich ausgelernt haben. alle, bis auf sido, was denn auch ausgiebig ausdiskutiert wird.
Zudem meldet sich in der Hook gleich ein ganzer Kinderchor zu Wort, was in diesem Falls ganz passend ist, obwohl sonst Kinderchöre auf Weltverbesseungssongs eher zum Kotzen sind.

Die zweite Hälfte der LP steigert sich um Einiges, sowohl inhaltlich als auch in der Qualität der Beats. So wenig wie sich die Zeiten ändern, so wenig hätte jemand wohl mit DIESEM Ende bei „Zurückgeblieben“ gerechnet. Was als tragischer Track mit mächtigem Interpretationsraum beginnt endet in…nun ja hört es selbst!
Es scheint so als könnten die Jungs mehr erzählen, hätten mehr gelernt und wären in ihren Aussagen reifer geworden, ohne dabei ihr großes Talent, ihren völlig beknackten  Humor in Worte zu fassen, verloren zu haben. Vielleicht liegt es ja an Hendrik, der für dieses Album als DJ und festes Mitglied hinzustieß.
„Ich hab leider keine Hand“ reflektiert Deutschen Hip Hop in der Metaphorik eines alten am Boden liegenden Mannes, dem leider nicht hochgeholfen werden kann. Zurecht wie Hammer meint „denn ich weiß, wenn du mich berührst, ziehst du mich nur runter“
Der Track bildet auf diese Art einen wunderbaren Abschluss, dass er eigentlich fast besser ans Ende des Album gehört hätte.

Das bildet aber „Kein Blick zurück“, ein Track über eine verflossene Liebe, der weit weniger ironisch ausfällt, als man das bei den beiden Berlinern erwartet hätte .

Alles in Allem haben Hammer & Zirkel mit „Wir sind Freunde und darum machen wir Musik“ uns genau das glaubhaft machen können. Freundschaft als Beweggrund für künstlerisches Schaffen. Das ist großartig in diesen Zeiten und deshalb kann man, wie im Intro gefordert, auch guten Gewissens Geld für die CD ausgeben. Ja man sollte es sogar machen.