Method Man, Ghostface Killah, Raekwon – Wu Massacre

Ein Morgen in Berlin, ich stecke im Stau, und hole mir den neuen Streich aus dem Hause Wu-Tang aus der Ablage.

Ich staune über das gelungene, heldenhafte Comic-Charakter-Album-Cover Wu-Massacre von den drei Wu-Tang-Größen Meth, Ghost und Rae, die sich nach den etwas befremdlichen RZA Beats auf 8 Diagrams erneut aus ihren Kammern bewegten, um uns als Trio das Frühjahr zu versüßen.

Aber ich erstarre. Was soll das? Da gibt es ja nur 10 Songs und zwei Skits auf dem Album mit einer Spielzeit von mageren 30 Minuten. Das ist doch scheiße. Trotzdem werfe ich die CD in den Player .

Der einzig von RZA produzierte Beat ist die Single Our Dreams, die ich schon vorher
kannte, und die mir mit einem warmen souligen, catchigen Michael Jackson Sample die Wartezeit im Stau in den Berliner Straßen verkürzt. Das ist schon mal ganz gut.

Ich schaue gespannt aus dem Fenster meines Autos und die nächsten Songs der Killerbienen summen mir im Ohr. Criminology 2.5 und Mef vs.Chef 2 als Neuauflage der Klassiker bestechen durch ihren filmischen Sample-Sound, der mich in alter Wu-Tang Manier an das NewYork der 80iger erinnert, wo brennende Tonnen in schäbigen Nebengassen den Zwiespalt zur Skyline wiederspiegeln, wo die Kids schon früh merken,
dass sie sich beweisen müssen, um aus der Scheiße herauszukommen und wo ich leider nie war, damals in den 80ern. Aber vorstellen kann man es sich ja mal. Passt schließlich zum Sound.

Und dort liegt auch der musikalische Ursprung der drei Rhymer. Das ist im wahrsten Sinne Rückbesinnung auf die guten alten Werte des Clans, wenn sich auf Smooth Sailing (Remix) ein prägnant, im Vordergrund getragenes und voller Leidenschaft geprägtes Soulsample in die Gehörgänge frisst, und sich die Akteure wie in alten Tagen von den Beats getragen, flowtechnisch verausgaben.
Besonders Ghostface Killah ist hier hervorzuheben, wenn er mit seiner aggressiven Stimme Zeilen wie: „Baby mother reading my mail, just that they switched seats to another jail/ and his banger is old fire –  He’s locked up with them dudes from the fucking Wire droppt.

Das ist für sich genommen, stellenweise überlegener Sound, nicht unbedingt neu, trotz allem schaffen es die soliden Produktionen von Allah Mathematics, Ty Fyffe, Digem & Co. immer wieder eine deepe Soulness in die Beats zu zaubern.

Mit diesem Sound sind sie ehrlich gesagt ziemlich konkurrenzlos. Außer bei MF Doom höre ich diesen Charme nur bei den Wu Bangern im Sound.
Das ist der Soundtrack fürs hektische Stadtleben an so einem Tag, denke ich mir und möchte nun mehr davon, trete aufs Gas und fahre auf das nach vorne gehende Gunshowers ab, auf dem neben Inspectah Deck auch Sun God zu finden ist.

Und Sun God ist nicht nicht der einzige Featuregast. Auf diesem Album finden sich dann auch Solomon Childs, Streetlife, Trife, Sheek & Bully auf mehreren Tracks, sowie der US-amerikanischer Schauspieler und Komiker Tracy Morgan auf einem Skit wieder. Das passt schon ganz gut zusammen.

Dangerous klingt dann zwar nicht so gefährlich, wie der Titel vermuten lässt und auch ansonsten bleibt das gewalttätige Massaker, ganz im Gegensatz zum Albumtitel aus, dennoch spürt man auf der ganzen Platte den Crime und Underground-Flavour, der den Clan so bedeutend gemacht hat und der sich zwischen illegalen Geschäften und dem ehrenvoll getragenen Straßenschicksal bewegt. Davon leben diese Songs.

Pimpin Chipp und Youngstown Heist reihen sich auch nahtlos in die klassischen Wu Beat Produktionen ein, und man merkt immer noch das Gefühl und die Leidenschaft der Rapper in deren Musik.

Trotz allem hört sich Massacre nicht wirklich nach einem ausgereiften Album an, da die Songs ganz Wu untypisch relativ abrupt gestoppt werden, anstatt in Endlosschleife auszufaden.
Irgendwie wirkt das Ganze ein bisschen hingerotzt, the raw shit also, was ja eigentlich wiederum nicht schlecht sein muss – allerdings ein bisschen zu kurz geraten ist.

Aber soll uns das etwas sagen?! Vielleicht soll das ja auch etwas bedeuten?! Etwa so was wie: schaut her, wir sind zurück bei den alten gemeinsamen Just-Do-it-Sessions in den 36 Chamber Studios.
Kurze knappe Aufnahmeorgien, bei dem ein Soul Sample genommen wurde, und die Wu Members Köpfe und Blunts rauchend ihre Theorien und Reime verpackten und auf CD rotzten?!
Schließlich und endlich liebten wir sie ja auch genau dafür.

Auf dem letzten Titel der Platte It`s that Wu Shit fühle ich mich nochmals bei dem guten
Eindruck dieser soliden Arbeit aus dem Hause Wu Tang bestärkt, und suche mir einen Parkplatz. Und da ist das Album auch schon vorbei.

In der passenden Stimmung ist “Wu Massacre“  ein schöner Momentan-Soundtrack für den Tag, dennoch hätte ich mir mehr Spielzeit und Detailverliebtheit gewünscht, aber auch ich habe keine Zeit, und muss los. Deshalb habe ich Verständnis für so was.