Shneezin – Smegma

Daniel Schneider alias Shneezin ist ein Mitglied der dreiköpfigen Crew 257ers aus Essen und wandelt mit der Freedownload EP "Smegma“ auf Solopfaden. Obwohl es sich offiziel um eine EP handelt sind ganze 14 Anspielpunkte darauf zu finden, allesamt in altbewährter 257ers Manier. Das heißt: Wenn man nur auf ernsthafte, deepe und kritische Texte steht, sollte man um dieses Werk einen großen, großen Bogen machen. Was man auf "Smegma" findet, ist einfach nur der größte Blödsinn überhaupt. Und zwar komplett. Von vorne bis hinten. Aber gerade deshalb macht das Hören so einen Spaß.

Das thematische Grundgerüst eben dieses Blödsinnes sind zumeist die typischen Battletexte im weitesten Sinne, denn hier werden nicht nur die Gegner sondern auch Shneezin selbst auf unterhaltsam abstruse Art und Weise verunglimpft. "Son Scheiß ich/ gebe dem Affen Zucker. Was du Lukas?/ Du trinkst Milch und ich ne heiße Tasse Butter./ Bevor ich anfange, Frauen in die Votze zu sabbern./ In die Votze zu sabbern und deine vertrocknete Mama/ fingert sich, doch macht Geräusche wie Kartoffelchips knabbern./ Wie so’n rostiger Bagger.“  ("Der Wahnsinn“)

Diese verwirrte, verheizte und hängengebliebene Figur, die Shneezin hier erschafft, nimmt uns mit seinem sehr eigenem hakigen unentschlossenen Flow mit in seine Fantasiewelt, in der die verrücktesten und absurdesten Bilder Wirklichkeit werden. Da werden z.B. Autos mit Steinen beworfen, in denen Leute Eiffel65 hören, um ihnen zu sagen, sie sollen leiser machen oder es wird beim Pinkeln gesungen, wie der Affe Rafiki von "König der Löwen". Da kämpfen dann auch mal Bloods und Cribs gegen Asterix und Obelix oder Shneezin reist ins All, um jemandem in seinem Ballkleid zu schmeicheln. Dazu gibt es verschiedenste Geschichten von Drogenmissbrauch und ausgefallenen Sexualpraktiken und dabei gelten auch keine Tabus oder Hip-Hop internen Dogmen, vor allem was die Selbstironie betrifft: "Für meine Parts würd sich Kaas sogar schämen,/ darum blas ich nach Partys auch paar mal und geh.“ ("Diss mich zurück“)

Diese Bilder sind so absurd und zumeist komplett sinn- und zusammenhangsloser Schwachsinn, aber gerade deshalb auch so lustig. Segen und Fluch zugleich ist bei dem Ganzen allerdings, dass man sich zu schnell an diese geballte Ladung Scheiße gewöhnt und irgendwann nur noch mit halbem Ohr hinhört. Das Gute daran wiederum ist, dass man auch nach vielen, vielen malen Hören noch neue lustige Lines entdecken kann.

Wie die Parts sind auch die Hooks durchweg komplett bescheuert, wie vor allem bei "Diss mich zurück!". Trotz allem bleiben sie sofort im Kopf hängen und bilden dort Ohrwürmer, die einen noch stundenlang verfolgen und sehr erheitern. Das ist wirklich super. Und auch die Featuregäste Favorite, Mike und Keule stören das Ganze keineswegs, sondern reihen sich nahtlos in den Stil des Albums.  
Somit ist "Smegma" Alles in Allem wieder eine rundum unterhaltsame Produktion aus dem Hause 257ers. Weiter so!