Nach musikalischen Geniestreichen wie diesen, ließ die göttin Badu auf Großes hoffen und man konnte sich auf die Dame verlassen, wie man jetzt feststellen darf – zumindest was die Qualität des Albums angeht, denn zeitlich liegt sie nun schon über ein Jahr hinterher.
Faulheit kann man ihr allerdings nicht unterstellen, denn an der Seite des Mighty Mos Def drehte sie einen Indi-Film namens "Bobby Zero“ und bekam zwischendurch ihr drittes Kind, eine Tochter namens Mars, mit dem talentierten Überrapper Jay Electronica. Details über die Geburt auf Twitter inklusive plus einem Internetleak ihres neuesten Videos "Window Seat“ – all das ein probates Mittel, um die Fans bei Laune zu halten.
Wohl mehr als nur bei Laune, denn diese erste Singleauskopplung "Window Seat“ liefert Lyrics, in denen sich jeder wiederfinden kann. Lyrics die einen finden statt gefunden zu werden und das in Worte fasst, von dem man nicht einmal denken hätte können, dass man es überhaupt in Worte fassen kann. Eine intelligente Wahl, falls dies in der Absicht geschehen ist, die Idee des Konzeptalbums auf den Punkt zu bringen.
Das Video fand vor einigen Tagen seinen Weg ins Internet und sorgte für Riesenaufruhr. Erykah parkt einen Wagen, steigt aus, füttert die Parkuhr und fängt an die Straße in ihrer Heimatstadt Dallas entlang zu gehen, eben jene Straße auf der John F. Kennedy 1963 erschossen wurde.
Spektakulär dabei ist, dass sie sich Schritt für Schritt auszieht und schließlich nackt hinterrücks erschossen wird. Der darauf folgende Epilog ist der krönende Abschluss, der Neugier derart steigert, dass man gar nicht mehr anders kann, als sich "Return Of The Ankh“ anzuhören.
Den Anfang der 11 Tracks "zeitloser Eleganz“, wie der Tagesspiegel passend schrieb, macht "20 Feet Tall“, das mit Störgeräuschen beginnt und mit erhöhten Dopaminwerten beim Zuhörer endet.
Erykah Badu findet auf diesem Album zu sich, zu der Frau, die mit stolzen 39 Jahren ihr drittes Kind vom dritten Kindesvater bekam und sich, wie sie auf dem 2. Track "Window Seat“ so schön singt, auf ihre Musik, ihren Lover und eben ihre Babies konzentrieren will.
Trotz der vielen auserlesenen Samples und der Zusammenarbeit mit Madlib oder J. Dilla und 9th Wonder muss ich sagen, dass Return Of The Ankh eine Art reifere "Mama’s Gun“ ist.
Der Vergleich zum Album aus dem Jahr 2000 kann nicht unerwähnt bleiben, dafür erinnern die Tracks zu stark an den Vorgänger. "Window Seat“ wäre "Didnt Cha Know“, "Agitation“ entspricht "Booty“ und zu guter Letzt, das 10 Minuten lange "Out My Mind, Just In Time“ das eine Art "My Eyes Are Green 2010“ darstellt.
Miss Badu selber nannte ihr Werk auch deshalb "Return of the Ankh“ weil sie alle Zeit der Welt hatte, um es aufzunehmen und dies war nach eigenen Aussagen zuletzt der Fall bei "Baduizm“ ihrem allerersten Album.
Erykah Badu distanziert sich thematisch sichtlich vom Vorgänger "4th World War“ und setzt hier statt auf Politik, eher auf das universelle, zeitlose Thema Liebe. Wenn man allerdings bedenkt, dass diese beiden Alben zusammen gehören, so ist es trotz allem beachtlich, dass sie den Spagat von einem Interlude wie "Twinkle", in dem ein nach Brother Malcolm klingender Mann im Propaganda-stil zu den Massen spricht und schreit wie krank die Menschen sind und einem tanzbaren Track über Groupies wie "Turn away“ hinbekommt.
Obwohl wir nicht wissen, was wir mit Rezession, Inflation, Republikanern und Demokraten anfangen sollen, sind wir sehr wohl Menschen und unser Leben ist von hohem Wert, egal ob politisch oder privat – das zu vermitteln, gelingt wahrscheinlich nur einer großen Frau und noch größeren Künstlerin wie Erykah Badu.
Aber genug zu meiner Ansicht über Miss Badu. Schaut Euch den Clip zu "Window Seat“ an, falls Ihr das noch nicht gemacht habt und entscheidet dann, wo und wie schnell Ihr Euch „New Amerykah: Return Of The Ankh“ besorgen wollt! Peace out.
