257ers – Hokus Pokus Spätzle Edissn

Was schreibt man zu einer CD, die man zu 90% seit dem April letzten Jahres kennt? 
Man könnte schreiben, dass man sie mittlerweile langweilig findet, man sich den Scheiß überhört hat. Oder man schreibt, dass man sich skippenderweise von neuem Track zu neuem Track hangeln musste, dass diese paar eindeutig zu wenig sind oder das die einzige auftretende Gefühlsregung ein müdes und mattes Lächeln war.

Mach ich aber nicht.
Denn diese CD ist immer noch lustig und damit meine ich nicht so "eher peinlich bemüht witzig“ wie die gewisser anderer Artgenossen, sondern wirklich gut lustig, weshalb ich mir auch dieses Mal, beim wahrscheinlich 7 Billiardstem anhören, das eine oder andere Schmunzeln nicht verkneifen konnte, was auf jeden Fall dafür spricht diese CD noch mal ordentlich zu besprechen.
Es handelt sich bei "Hokus Pokus Spätzle Edissn“ um ein Re-Release des bereits April 2009 als Freedownload erschienenen Hokus Pokus, der drei Ruhrpottler Shneezin, Keule und Mike, besser bekannt als 257ers. Eine sehr eigene sich von aggressiv, pervers, asozial bis hin zu pubertär, abstrus und selbstironisch bewegende, mir persönlich sehr sympathische Form von Humor zeichnet die drei aus, zieht sich durch die gesamte CD und macht vorallem die Battle-Tracks, die hier klar in der Überzahl sind, aus. 

Während sich Shneezin und Keule nach eigener Aussage eigentlich nur dadurch unterscheiden, dass Shneezin "anschaffen kann" (siehe "Scheiße und Behindert“), sich aber wirklich nicht nur textlich als auch durch ihren eigenwilligen, oft gewollt stockenden Flow gleichen, tanzt Mike mit seinem eher soliden Flow in dieser Dreier-Formation ein bisschen aus der Reihe.
Der Großteil der Tracks ist wie gesagt dem Verunglimpfen der Gegner und der eigenen Person gewidmet, wobei diese wahlweise glorifiziert oder lächerlich gemacht wird, wodurch der Humor der Drei aber auch am Besten zu Geltung kommt. "Ey ich benutz deine Fresse als Handschuh./ Komm im Rock zur Party und dein Dress is ein Anzug./ Alter, dat is Hokus-Pokus-Rap!/ Du battlest beim Checken mit deinem Ticker um das Bonuspack./ Homocheck: Wer will deine Schmock-Schabracke ficken?/ Du kriegst Boxer vor die Lippe, während ich Wodkaflasche sippe, du Huren- Huren- Hurensohn!" ("Zauberstab"

Auch die Thementracks wie z.B. "Perlen mit Glatze“, auf denen die drei ihren Hang zu eben dieser weiblichen Erscheinungsform feiern oder "Kein Fick auf Schule“ mit Favorite, glänzen durch konsequenten Einsatz von Humor und Übertreibung. "Ey, Alter bring mir mal nix bei! Ich weiß alles ich verbring hier nur die Zeit./ Ja dann gib mir mal ne Eins!/ Sach ma wat soll das Geschwafel nutzen?/ Komm mir nicht mit Tafelputzen!/ Du kannst mir einen blasen Nutte!" ("Kein Fick auf Schule“)

Regenbogen, Abriss und Springt! sind Lobgesänge auf bewusstseinserweiternde Stoffe und exzessive Parties. Thematisch nichts Neues, wie die gesamte Platte aber sehr eigen und witzig umgesetzt. "Ey, ich hab keine Arbeit und wach auf in meiner Badewanne/ sauf die Wodkareste, die ich noch vom letzten Abend hatte./ Trinks aus, würge kurz, war zwar noch ne Kippe drin,/ scheiß drauf schmeckt noch, und is nochn bisschen drin./ Ich such mein pinken String und meine lila Schlaghose./ Heut is Partytime!" ("Abriss")

Die Skits von Jewlz, dem 257ers Maskottchen, bei dem ich nicht so richtig weiß, ob ich ihn lustig oder traurig finden soll, waren anfangs sehr unterhaltsam, aber nerven mich mittlerweile und müssen geskippt werden. Naja, so ist das eben mit den Skits.

Was es mit dem wahrscheinlich unter Drogeneinfluss geborenen 257ers Schlachtruf "Akk!“ auf sich hat, der unzählbare Male auftaucht wird dem Hörer auch durch die "Definition of Akk!" nicht klarer. Unterhaltsam ist dieser so wie die anderen zwei neuen Tracks trotzdem.
Der "Sahnecremetorte"-Remix ebenfalls mit Favorite, in dem die Originaltexte der April-Version mit hölzerner Gedichtvortrag-Betonung in Hannover-Hochdeutsch über einen weihnachtlichen Klavierbeat vorgetragen werden, ist eine durchaus witzige Idee, aber öfter anhören kann ich mir das leider nicht – dann doch lieber das Original. Obwohl mir sehr warm ums Herz wird, bei der Vorstellung, dass Favorite mit sanftem Gesang die Kinder, in der mit Kerzen und Weihnachtsutensilien geschmückten Hölle, empfängt.

Bis auf Ausnahmen ist diese CD sehr gut hörbar und vor allem Anhänger von lustigem Rap alá Favorite, der hier ja auch öfter zur Unterstützung auftritt, werden auf jeden Fall ihre Freunde dran haben. Auch nach bald einem Jahr finde ich die bereits bekannten Tracks noch sehr unterhaltsam und die drei neuen Tracks "Persönlicher Weckruf", "Definition of Akk"! und "Springt!" gehen in die gleiche Richtung und sind somit gut gelungen.

Die 257ers haben zwar das Rad nicht neu erfunden aber auf jeden Fall eine sehr spaßige Platte abgeliefert, die Hunger auf mehr macht.