Trailerpark – Crackstreet Boys

Trailerpark” heisst das also das Label, zu dem sich die Jungs von DNP, Pimpulsiv und Sudden zusammen geschlossen haben. Fünf junge Musiker aus Berlin, Salzgitter und Bielefeld, motiviert, ambitioniert und hungrig. Konnten Pimpulsiv bereits vor einiger Zeit so etwas wie einen, nennen wir es ruhig mal “Forenhype” aufbauen, durften die Jungs von DNP ihr Video bereits im letzten Jahr bei MTV sehen. Sudden hingegen dürfte den meisten – abgesehen von einigen Gastauftritten bei MOK – wohl eher noch ein unbeschriebenes Blatt sein. Alle zusammen treten auf ihrer Label-Debut-EP nun als “Crackstreetboys” auf und auch wenn derlei Wortspiele doch wohl eher mehr bemüht als belustigend sind, muss man ganz klar sagen: Hut ab! Denn das Ding knallt ordentlich rein.
 
Schade, dass die Truppe gleich mit dem Höhepunkt der Scheibe startet. Der Titeltrack “Trailerpark” ist ein extrem nach vorne stampfendes Rockbrett, Lines der Marke “Wir sind täglich K.O., schieben Paras auf Speed / ein chemisches Klo wär sozialer Aufstieg”, sowie eine Wahnsinnshook mit eingängigen “Trailerpark”-Rufen machen den Song zum Hit der Platte.
 
Wir Sind Was” hingegen ist ein eher durchschnittlicher Representer, welcher – der Name impliziert es – klar macht, was Pimpulsiv sind: krank, asozial, kaputt, von Drogen gefickt. Idee nicht unbedingt die frischeste, Beat plätschert auch etwas uninspiriert vor sich hin und die Hook nervt auch ziemlich schnell.
 
Dann doch lieber die beiden darauffolgenden Tracks “Medley” und “Komm Zurück”. Ersterer, ein brachiales Solo von Sudden auf verschiedenen Instrumentals von Hookbeats (inklusive Leona Lewis Sample), macht deutlich, wie viel Talent in dem Rapper aus Salzgitter steckt. Punchline auf Punchline, “Du bleibst auf der Strecke, so wie Nikki Laudas Ohr”, “Ich ficke deine Mutter und das ganze Land schreit ‚Yeaaah‘”, you know the Deal. Zweiteres, die Liebesbotschaft an die Verflossene, die sich wahlweise, wegen Fremdgehen, Schlägen, oder weil sie gezwungen wurde, ein Kopftuch zu tragen, vom Acker gemacht hat. Grandios auch die poppig-eingängige Hook und Greckoes Gastbeitrag (“Mittlerweile glaub ich, sie wird nicht wiederkomm‘ / In meiner Wohnung stapeln sich die leeren Pizzakartons”), der abermals die Frage aufwirft, wo endlich das zweite Soloalbum des jungen Griechen bleibt.
 
Kritisch wird es dann jedoch bei “Spaßbremse”. Keine Ahnung, ob man das nun Elektro-, oder Technorap nennt, es ist auf jeden Fall… Geschmackssache. Hier geht es abermals um die Geliebte, jedoch bevor sie weg ist, dafür aber nervt, weil sie nach Hause will, wenn die Party gerade am Höhepunkt ist. Witziges Thema, musikalische Umsetzung vielleicht auch passend aber eben… zu Ttechno für meinen Geschmack. Dann doch lieber “Gib Mir Die Flasche”, das zwar beatmäßig in eine ähnliche Richtung geht, dafür aber den gewissen Trashfaktor hat und darüber hinaus mit den besseren Lines aufwartet. Auch hier ist wieder Sudden für letzteres verantwortlich und es wird deutlich, dass er raptechnisch über die Gesamtspielzeit die wohl beste Leistung abliefert.
 
Ansonsten gibt es noch die obligatorische Huldigung des guten Kushs ("Gossenblues"), die Atzenkollabo mit Manny Marc, die momentan offenbar zum guten Ton gehört, ein ganz netter Remix von Pimpulsivs “Genau Wie Du” und ein eher unspektakulärer Remix von “Trailerpark”, der beatmäßig jedoch Lichtjahre vom Original entfernt ist.
 
Schlussfolgernd lässt sich sagen, dass, trotz der stellenweise durchwachsenen Qualität der einzelnen Songs, des etwas monotonen Rapstils von DNPBasti und der hin und wieder leicht durchschnittlichen Beats, das Gesamtbild der EP weit über dem Deutschrapdurchschnitt liegt. Ehrlich gesagt habe ich selten ein Label gesehen, bei dem wirklich alle Künstler mit einem solchen Talent gesegnet waren, wie es bei Trailerpark der Fall ist. Auf jeden Fall im Auge behalten, denn wenn hier in Zukunft die richtigen Schritte gemacht werden, kann dieses Team eine echte Gefahr werden. Für ganz Deutschrap und so.