Robot Koch – Death Star

Ich habe immer ein bisschen Probleme, Gedanken über elektronische Musik in Worte zu fassen, weil mir meistens leider die passenden Adjektive fehlen und ich zum Beispiel nicht weiß, was ein "wobble Bass“ ist. Der Berliner Produzent und DJ Robot Koch bringt mich mit seinem neuen Album "Death Star" in die Verlegenheit, Musik nicht für"noisyness"  und "Dubstep-Bretter" zu loben, sondern für Nerdigkeit und Verspielheit.

Der Opener "Death Star Android“ ist vollgestopft mit dem, was man wohl als futuristischen Sound bezeichnet. Sprich: Es zischelt und knarzt, ob die Wirkung mit einer guten Anlage anders ist, weiss ich nicht, auf meinen kleinen Stereo-Kopfhörern ist das zwar nette Begleit-Musik zur Wikipedia-Recherche, die nicht weiter auffällt. Fahrstuhlmusik für Cyborgs.

Ganz anders, also wirklich ganz anders, geht es einem dann bei "Away From“, das wahrscheinlich eines der schönsten und schwermütigsten Lieder ist, die ich seit langem gehört habe. Sobald das Schlagzeug einsetzt und mit Seufz-Geräuschen unterlegt wird, die sich ein bisschen anhören wie das "Ah-Oh“-Signal bei ICQ, möchte man einfach nur sehr traurig sein. Nicht so demonstrativ traurig, denn das Lied verzichtet gänzliches auf pathetisches Streicher-Rumgehämmer und Piano – nein, eher so subtil. Auf einem kargen Herbstacker stehen und den Raben zusehen, oder was man sonst so tut, wenn man sich deep fühlt. Definitiv der absolute Höhepunkt des Album und wie gesagt: Traurigster Song seit sehr, sehr langer Zeit.

Das ist ja eigentlich das Schöne an instrumentaler  bzw. elektronischer Musik, dass einem nicht durch den Text ein Thema aufgezwungen wird, sondern man sich so seine Bilder im Kopf zusammen formt. Genauso verhält es sich mit dem dritten Track "Hard to find“, hochgepitchte Stimmen, aber kein Chipmunk Soul-Rumgeekel. Wenn man jetzt sagt, dass ist einfach schöne Musik, hört sich das gleich nach Cafe del Mar-Loungemusik an, das ist damit aber nicht gemeint. Hier passt einfach alles gut zusammen, und auch dissonante Passagen fügen sich sich zu einem runden Bild zusammen.

Weiteres Highlight des zehn Tracks starken Albums ist "People are strange“, eine Coverversion des gleichnamigen Doors-Klassikers. Hier singt Graciele Maria mit einer beschwörenden  Hexenstimme auf einem zischelnden Beat mit Dub-Anleihen. Auf jeden Fall eine würdige Aufarbeitung der Außenseiter-Hymne von 1967. Wer waren nochmal Echo and the Bunnymen?

Wer ein Faible für musikalische Kuriositäten hat, sollte es mal mit “Gorom Sen“ versuchen. Was das jetzt für atavistischer Scat-Gesang ist? Ich habe keine Ahnung. Aber das hört sich irgendwie verrückt und interessant an, egal, was da jetzt auf welche Sprache gesagt wird. Das alles wird von einen Dupstep-Brett (sagt man doch so, oder?) zusammen gehalten, über das ein paar Tribal-Drums wehen. Das ist dann Tanzmusik in intelligent, und wer sich die Mühe macht, so etwas auseinander zu schneiden, neu anzuordnen und zu arrangieren, der kann kein schlechter Mensch sein.

Unterm Strich lässt sich sagen, dass Herr Robot Koch ein schönes, gutes Album gemacht hat. Das Problem an der Eingängigkeit ist allerdings auch, dass manche Tracks einfach überhört werden, eben weil sie einfach nur schön für das Ohr sind, leider aber auch nicht mehr  Regionen im Gehirn ansprechen. Aber wenn bei einem Album, dass 10 Lieder vorzuweisen hat, mindestens 4 dabei sind, die richtig geil sind und der Rest in Ordnung, dann ist das schon ein guter, ein sehr guter Schnitt.