Razz! – Beatboxical Video-Trailer

Auch wenn DJing, Rap, Breakdance und Graffiti die offiziellen vier Elemente des HipHop sind, gibt es doch auch andere Sparten dieser Kultur, die ebenso viel Beachtung verdient hätten. Unter anderem eben auch das Beatboxen. In Berlin wird das Ganze jetzt nicht nur einfach so als Kunstform zelebriert, mit dem „Razz! Beatboxical“ gibt es sogar ein Musical der ganz besonderen Art zu sehen. Wir haben mit den Machern gesprochen und uns erklären lassen, wie man überhaupt auf so eine Idee kommt, was die Beatbox-Szene von der Rap-Szene unterscheidet und warum man sich das „Beatboxical“ auf gar keinen Fall entgehen lassen sollte. Zusätzlich gibt es auch noch einen Trailer zur Show zu sehen.

Wer hat das Projekt auf die Beine gestellt und wie lange wurde bis zur Perfektion geprobt?
Die erste Idee zu einem Musical nur mit mundgemachten Sounds hatten Dave von EOW und Kalle von der Kaos Kult Agency. Kays und Rapha von den Oralic Sound Machines sowie Phil und Wetlipz von 4xsample hatten Lust und Interesse, das Beatboxical zu verwirklichen. Aus persönlichen Gründen schied Dave ziemlich schnell und Wetlipz zur Hälfte der Show aus der Crew aus. Für ihn kam Pirate von den Berlinutz im Juli 09 dazu und ergänzt die Crew kongenial. Kalle lieferte Story und Skript; die vier Musiker schrieben die Texte der Songs und gestalteten die musikalischen Arrangements. Vervollständigt wird das Set durch Daniel und Adam, die Licht und Ton fahren. Für uns alle war und ist es eine ziemliche Herausforderung das Beatboxical mit ausschließlich mundgemachten Sounds auf die Bühne zu bringen. Die Verbindung von Beatbox mit Tanz, Gesang/Rap und Theater hat uns gerade in der ersten Zeit vor verschiedene Probleme gestellt, weil es für uns alle Neuland war. Unsere Voraussetzungen waren auch ziemlich unterschiedlich. Alle hatten zwar mal in der Schule Theater gespielt, aber konnten sich am Anfang nicht wirklich vorstellen, dass das jemals cool sein könnte. Die Inszenierung und die Character haben wir in einer Art Comicstyle aufbereitet. Jeder von uns bringt seine Ideen und seine Skills ein. Das Ganze macht nach über einem Jahr immer mehr Spaß und entwickelt sich weiter. Wir sind mittlerweile gut aufeinander eingespielt und finden bei den Proben immer wieder neue Möglichkeiten, mit denen wir Spiel, Sounds und Story anreichern und verdichten. Als wir angefangen haben, dachten wir, mehr als 40 Minuten Beatboxical können wir keinem zumuten. Heute sind’s 90 Minuten und die Leute sind begeistert.
Welche Intentionen oder Ziele habt ihr mit der Show?
Unser Ziel war, die unterschiedlichen Skills in eine freshe Show zu bringen, die vielen Leuten Spaß macht anzusehen und deren Songs sie gerne hören. Zeigen, dass man mit Beatbox von Theatermusiktönen bis zu komplizierten Arrangements so ziemlich alles machen kann. Die ganze Bandbreite eben. Wir haben zwar sehr viele Hip Hop Elemente drin, aber es ist keine Show ausschließlich für die Szene. Es geht eher in Richtung Comic Soap für Leute von 13 – 93. Wir wollen das Beatboxical noch eine ganze Zeit spielen. Und dann eine weitere Show machen.

Fühlt ihr euch als Beatboxer im Hip Hop manchmal vernachlässigt oder nicht ernst genommen oder sogar ein bisschen vergessen?

Nein!
Gibt es eigentlich eine eigenständige Beatboxszene, etwas vergleichbares zur Rapszene zum Beispiel, von der wir nichts wissen? Wie kann man sich das vorstellen?
Die Beatboxszene erstreckt sich über die ganze Welt. Beatboxbattle-Networks, ins Leben gerufen von Bee Low, verbindet sämtliche Akteure dieser Kunst miteinander. Im Gegensatz zur Rapszene finden hier Battles, Contests und andere Veranstaltungen in einem überwiegend wesentlich friedlicheren Rahmen statt. Respekt und Anerkennung gegenüber den Mitstreitern und Gleichgesinnten stehen an erster Stelle. Es wird voneinander gelernt und Skillz ausgetauscht. Da zum Beispiel Beatboxbattles überwiegend nicht von persönlichen Inhalten leben, ist das Aneinandergeraten der Beteiligten meist auch nicht persönlicher Natur. Abschließend kann man sagen: „Love, Peace and Beatbox.
Für Außenstehende klingen die Sounds der Beatboxer oft sehr ähnlich. Wie schafft ihr es, die Spannung innerhalb Beatboxicals aufrecht zu erhalten?
Natürlich gibt es auch im Beatbox, wie in allen Sparten der Musik Standards, die jeder aktive Künstler aus dem FF beherrscht. Diese Sounds klingen grade für Außenstehende vorerst relativ ähnlich. Geht es allerdings um die Perfektionierung, Weiterentwicklung und das Einbringen des eigenen Beatbox-Stils so erkennt man schnell, dass enorme Unterschiede vorhanden sind. Sowohl das Erfinden neuer, als auch das Imitieren bereits bestehender Sounds und Instrumente werden von jedem Künstler individuell gestaltet, was einen großen Facettenreichtum und komplexe Arten der Umsetzung ermöglicht. Beim Beatboxical trifft dies grade durch die verschiedenen musikalischen Einflüsse der Akteure zu. Ein hohes Potenzial an Talenten und dadurch enormem Ideenreichtum lässt hier keine Langeweile oder Monotonie entstehen.