Uncharted 2 – Among Thieves

"Wo bin ich hier?” Die Frage stelle ich mir, als ich in einem Zugwaggon aufwache. Soweit wäre das kein Problem – wären da nicht zwei kleine Problemchen: 1. Ich bin blutverschmiert und dieses stammt unter anderem auch von mir selbst. 2. Der Waggon hängt an einer Klippe herunter und hat nicht vor, dies noch lange zu tun. Also erstmal Nummer 1 vergessen und ganz schnell aus Nummer 2 flüchten. Wobei das auch nicht wirklich schnell erledigt ist, muss man dies doch kletternd bewerkstelligen. Aber keine Zeit, nachzudenken! Ich bahne mir den Weg nach oben, wobei ich dem Tod durch herunterfallende Zugteile mehrmals nur knapp entgehe. Jetzt bricht auch noch die Stange weg, an der ich mich festhalte. Verdammt! Aber irgendwie schaffe ich es doch, die Klippe zu erreichen…oder doch nicht, der ganze Zug rutscht herunter! Mit einem rettenden Sprung kann ich mich doch noch auf die Klippe retten. Erstmal durchatmen. Und dann schauen wir mal in dieses riesige Wrack von einem Zug. Ein paar Waggons liegen nämlich noch brennend hier oben. Und das ist allemal wärmer als der Schnee und das frostige Klima, in dem ich mich befinde. Hier liegt eine Pistole, die nehme ich wohl mal mit….Moment, ich höre Schritte. "Hier ist er!“ Verdammt!

Wieso befindet sich Nathan Drake bloß in solch einer misslichen Lage? Man weiß es nicht und wird es erstmal auch nicht erfahren. Aber Naughty Dog hat hier einen wunderbar spannenden Einstieg in "Uncharted 2: Among Thieves“ für die PS3 gefunden und liefert einen Mix aus Assassin’s Creed, Splinter Cell und Tomb Raider. Ob dieser auch gelungen ist, enthüllt diese Review.

Nathan Drake könnte der Sohn von Indiana Jones sein. Raue Schale, Schatzjäger mit Leib und Seele und geht keiner Gefahr aus dem Weg – wie man bereits gemerkt hat. Er und zwei Kollegen, der geldgierige Harry Flynn und die verführerische Chloe Frazer, sind über einen "Kunden“ auf ein Geheimnis über eine Seefahrt Marco Polos, bei der etliche Schiffe und Mitglieder der Seebesatzung verschwunden sind. Selbst die extrem genau geführten Bücher Marco Polos überspringen diesen Vorfall einfach. Die erste Spur führt in ein Museum in der Türkei, in das die drei einbrechen wollen. Nachdem das erste Kapitel bereits grundlegende Befehle erklärt hat, dient der Einbruch quasi als Prüfung und Schleichübung. Uncharted 2 bedient sich einer recht einfachen Bedienung. Jeweils ein Knopf zum Springen & Klettern, in Deckung gehen, Waffen aufsammeln, Nahkampf, zielen, schießen und Objekte werfen, mit dem Steuerkreuz wechselt man die Waffen (jeweils eine Kurz- und Langwaffe kann Drake mit sich herum tragen), die beiden Analog-Sticks dienen zur Bewegung und Kamerajustierung. Die Umsetzung der Tasteneingaben variiert dabei je nach Bewegung und Umgebung. So wird der Nahkampf beim Lauern in einer Deckung zu einem schnellen und lautlosen Ausschalten eines nahen Gegners und Sprünge beim Klettern werden meist zielsicher durchgeführt. Das macht die Klettereinlagen oft sehr einfach. Der ganze Ablauf von Uncharted 2 wirkt so choreographiert und man hat das Gefühl, einen Hollywoodfilm zu spielen. Die vielen geskripteten Ereignisse ergänzen dieses Gefühl noch weiter. Der Waggon aus dem ersten Kapitel, von dem sich Drake nur im allerletzten Moment mit einem Sprung retten kann, ist ein sehr beeindruckendes Beispiel. So explodiert und knallt es um Nathan am laufenden Stück und man bekommt das Gefühl, dass er ein ziemlicher Gefahrenmagnet ist. Dass das auch so ist, weiß Drake immer wieder mit knackigen Kommentaren zu unterstreichen.

Generell ist die Interaktion zwischen den Charakteren sehr gut gelungen. Die Handlung an sich ist zwar ähnlich vieler Schatzsucherabenteuer, besticht aber durch eben diese Dialoge und seine fast durchgehend hoch gehaltene Spannung. Tatsächlich gibt es selbst zwischen den einzelnen Kapiteln selten Momente, in denen man durchatmen kann. Dabei wechseln sich Kletterabschnitte mit Schusswechseln und Fluchtsequenzen gut gemischt ab. Ganz besonders aufregend sind die Tempelanlagen, in denen man die dort verborgenen Geheimnisse entlüften muss. Wenn einem die Lakaien des Oberfieslings dann doch mal aus der Sightseeing-Tour reißen wollen, kann sich Drake mit einer großen Zahl an Waffen zur Wehr setzen. Neben seinen Fäusten gibt es die üblichen Pistolen, Maschinengewehre, Schrotflinten und Scharfschützengewehre sowie Raketen- und Granatenwerfer. Stationäre Geschütze, Miniguns und Einsatzschilde stellen jeweils den vor Herausforderungen, der sie nicht in den Händen hält. Die Benutzung von Feuerwaffen geht für ein Konsolenspiel in Ordnung, doch wer PC-Shooter gewöhnt, sollte hier darauf gefasst sein, dass man in hektischen Situationen schon mal stark an Präzision verlieren kann. Dafür ist auch Blindschießen aus einer Deckung und aus der Hüfte beim Laufen möglich.

Doch was wäre so ein Spiel ohne eine gute Grafik? Gut, dass Uncharted 2 hier absolut punkten kann. Ganz besonders hervorzuheben sind die Gesichtsanimationen, die glaubhaft und geschmeidig dargestellt werden. Und die sehr abwechslungsreichen Gegenden, in die es den Helden verschlägt, sind einfach wunderschön. Wenn man mal die Zeit findet, sollte man einfach mal innehalten und die Landschaft bestaunen. Gerade, sollte man zufällig mal in ein tibetanisches Dorf stolpern, beweist dies. Und nicht nur die Landschaft ist dort unglaublich, es ist auch das geschäftige Treiben der Einwohner des Dorfes. Man könnte meinen, dass die Entwickler sehr viel Recherche betrieben haben. Unterstrichen wird das ganze noch mit der richtigen Musik. Meditative Musik strömt durch die Tempel, ein tibetanischer Guide ist durch seine Sprache zwar unverständlich, aber glaubwürdig und die Knalleffekte und Explosionen sind für Augen und Ohren ein Schmaus. Übrigens wird die Gesundheit von Drake nicht durch eine Leiste, sondern durch ein immer monochromer und blutverschmierter werdendes Bild angezeigt, zu dem sich auch der Herzschlag und Tinitus bei Granatenexplosionen gesellen. Sein Zustand verbessert sich aber nach kurzer Verschnaufpause wieder. Einziges Manko der Grafik: 1080p wird nicht unterstützt und man muss sich mit 720p zufrieden geben.

Für den Langzeitspaß hat Naughty Dog 100 Schätze im Spiel versteckt, die man neben der normalen Handlung finden kann. Einen inhaltlichen Zweck erfüllen sie nicht, sie sind aber sehr schön modelliert und passen zur jeweiligen Region, in der man sie findet. Außerdem kann man das Spiel in mehreren Schwierigkeitsgraden durchspielen. Und wer dann noch nicht genug hat, kann sich im Multiplayer austoben. Hier kann man gegen- oder/und miteinander in mehreren Modi spielen, vom normalen Deathmatch bis hin zu zielgerichteten Missionen. Abschüsse und besondere Taten bringen dabei Geld, das zum einen zu einem Levelaufstieg führt und zum anderen für den Shop gedacht ist, in dem man sich z.B. Boni und neue Charaktermodelle kaufen kann. Blöd nur, dass die Spielerverteilung eigentlich jedes Mal unausgeglichen war. Das kann natürlich nur bei mir so gewesen sein, aber wenn nicht, sollte man daran noch arbeiten.

Kurz gesagt, "Uncharted 2: Among Thieves" ist momentan wohl einer der Spitzentitel der Playstation 3! Grafik, Sound, Handlung und Gameplay liegen auf einem sehr hohen Level, der Langzeitspielspaß stimmt dank Schatzsuche und Multiplayer auch und man sollte sich als PS3-Besitzer diese Perle nicht entgehen lassen. Und ich werde mir wohl doch noch "Uncharted 1" zulegen.