"Man On the Moon: The End Of Day“ ist ein Konzeptalbum der besonderen Art. In fünf Akte aufgeteilt beschreibt der in Cleveland geborene Musiker den Verlauf eines Abends bis zum nächsten Morgen. Traum und Realität verschwimmen und von einschläfernden ruhigen Songs ("In My Dreams“) bis hin zu Uptempo-Nummern ("Enter Galactic“) wird eine starke Bandbreite geboten. Anfangs gewöhnungsbedürftig ist der Sing-Rap, der mir persönlich gut ins Ohr geht, allerdings an zwei bis drei Stellen nervt, an denen Kid Cudi schlichtweg den Ton nicht trifft.
Mit dem zweiten Track des Albums wird man schon in den Bann gezogen. Auf "Soundtrack Of My Life“ spricht Scott Mescudi über seine Kindheitserinnerungen: "No sitcom could teach Scott about the drama/ or even explain the troubles that haunted my mom“. Wie die komplette Platte wird auch dieser Song von Paradoxem und Paranoia geprägt: "I am happy, that’s just the saddest lie“.
Überzeugen kann Cudi besonders durch seine eingängigen, pop-lastigen Hooks. Vor allem die Songs der ersten Hälfte entwickeln sich im Laufe der Spielzeit und spätestens mit dem Refrain muss man mitnicken. Nicht selten hatte ich ein Grinsen im Gesicht, wenn die Hook dem Track noch mal eine ganz andere Seite gibt. Gefördert wird das natürlich durch die überdurchschnittlich guten Produktionen von Emile Hayne und Free School. Im Verlauf des Album melden sich dann auch die New Yorker Ratatat mit den Synthie-Beats für "Alive“ und "Pursuit of Happiness“ zu Wort, Altmeister Kanye West veredelt "Sky Might Fall“ mit Oldschool-Drums und sampled Lady Gagas "Pokerface“ für die Single "Make Her Say“. Übrigens hat der Frankfurter Crada "Hyyerr“ produziert: Leider nicht der stärkste Track, für den Deutschen aber ein großer Erfolg.
"Heart Of The Lion (Kid Cudi Theme Music)“ ist Cudis persönliche Hymne auf einen sehr mächtigen Beat. "At the end of the day / my momma told me don`t let no one break me / … / nobody ever could stop me“. Sein eingängiger Flow passt hier perfekt und vor allem in "Act 4: Stuck“ kann der Mann vom Mond beweisen, dass er auch ein richtig guter Rapper ist ("Alive“, "CuDi Zone“).
Für mich ist das Debüt besonders deshalb gelungen, weil es ein Album ist, das man von vorne bis hinten ohne die Skip-Taste durchhören kann. Einzelne Songs kann man durchaus herauspicken, ein wirkliches Ganzes ergibt sich aber erst beim 60-Minuten-am-Stück-hören. Trotz 808-Drums, Synthesizern und Rocknummern (genialer Abschluss: "Up Up & Away“) gibt es einen roten Faden. Ein letzter Tipp: Wer beim ersten Hören keinen Zugang findet, sollte hier definitiv das zweite Mal abwarten, denn wie gesagt: Irgendwas muss Kid Cudi richtig gemacht haben!