Codemasters – Colin McRae DiRT 2

Obwohl Colin McRae nun schon seit zwei Jahren verstorben ist (unglücklicherweise einen Tag nach der PS3-Veröffentlichung von DiRT 1), hat sich Codemasters dazu entschieden, die traditionsreiche Spieleserie, die den Namen des erfolgreichen Schotten trägt, fortzuführen. Die für exzellente Rennspiele bekannte Spieleschmiede, tritt also ein schweres Erbe an. Ob die hier getestete PS3-Version seinem Namen gerecht wird, wird der folgende Test zeigen.

 

Wer DiRT und die Vorgänger kennt, wird den neuesten Ableger kaum wiedererkennen. Dass Colin selbst nicht mehr anwesend ist, ist ja irgendwie klar. Aber dass stattdessen Stars der Extremsportveranstaltung "X Games“ wie Dave Mirra oder Travis Pastrana die Hauptrollen spielen, überrascht anfangs. Genau diese X Games sind auch das Ziel des Spielers. Denn DiRT 2 präsentiert sich eher als ein Trendsportspiel wie Tony Hawks Pro Skater. Das mag den traditionellen Rallyesportspielern zwar sauer aufstoßen, jedoch ist die Präsentation gelungen. Das ganze Hauptmenü wurde durch ein betagtes Wohnmobil ersetzt, dessen einzelne Ecken bestimmte Bereiche wie Optionen, den Multiplayer- oder  Karrieremodus abdecken. Letzterer wird als ausgebreitete Weltkarte dargestellt, die einzelnen Events sind auf mehrere Länder wie den USA, Kroatien oder Japan verteilt. Hinzu kommen die X Games und andere Weltmeisterschaften.

Der Spieler beginnt mit einem Satz an Anfängerfahrzeugen. Neben den normalen Rallyewagen kann man Buggys und Pickup Trucks über die sandigen Pisten jagen. Die Rallyefahrzeuge sind in normalen Etappenrennen steuerbar, aber auch in den Cross Rallye-Rennen, wo alle Teilnehmer mit leicht modifizierten Wagen gleichzeitig um die Wette heizen. Domination, Last Man Standing und Gate Crusher-Events bieten abgeänderte Siegbedingungen und sind interessante Alternativen. Außerdem kann man an Trailblazer-Rennen teilnehmen, in denen man übers Gelände mit stark hochgezüchteten Rallyewagen heizt. Allerdings gab es in DiRT 1 noch mehr Fahrzeuge und Rennklassen. Insofern ist es schade, dass vor allem die Hill Climb- und Truckrennen fehlen.

 

Nun heizt man also mit dem Offroad-Fahrzeug seiner Wahl über Hügel, durch Canyons und Steppen, auf der Jagd nach Bestzeiten und ersten Plätzen. Kurz gesagt: Die Rennen machen Spaß! Die Steuerung geht einfach von der Hand und die unterschiedlichen Schwierigkeitsgrade und Optionen wie Schadens- und Fahrzeugeinstellungen bieten Anfängern und Profis die Möglichkeit, Frust oder Langeweile zu vermeiden.  Und wenn man nicht gerade auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad spielt, kann man die aus Race Driver Grid bekannte Sofortwiederholung nutzen, um bei Unfällen oder Fahrfehlern die Zeit zurück zu spulen. Ein großes Atmosphäreplus sind die Kommentare von Dave Mirra und den anderen Fahrern, die sauer reagieren, wenn man sie unsanft touchiert oder den Spieler verhöhnen, wenn sie einen überholen. Fairerweise gratulieren sie auch immer artig zum Sieg.

 

Mit gewonnen Events und dem Erreichen von Aufträgen (zum Beispiel eine bestimmte Anzahl an Metern driften) steigt man im Level auf und schaltet neue Lackierungen und Events frei. Zusammen mit dem bekannten Trophäensystem hat man hier viel Motivation, um das Spiel durchzuspielen. Wem das dann nicht reicht, der kann sich in Ranglistenrennen und Turnieren mit Spielern auf der ganzen Welt messen, wobei man an letzteren quasi automatisch teilnimmt, wenn man entsprechende Rennen offline fährt. Sauer aufstoßen wird einigen dagegen der fehlende Splitscreen-Modus. Man hat schließlich auch mal Freunde zuhause und möchte denen doch zeigen, was eine Harke ist.

 

DiRT 2 bietet aber auch genug Futter für Augen und Ohren. Die Grafik ist der von Grid sehr ähnlich, welche aber immer noch sehr gut aussieht und natürlich auch aufgebohrt wurde. Vor allem die Schmutzeffekte zaubern einem schon mal ein Grinsen ins Gesicht, wenn man am Ende einer Etappe mit seinem total verdreckten Subaru über die Ziellinie fährt. Da weiß, man dass man wirklich im Gelände unterwegs war! Leider verformen Reifenspuren immer noch nicht das Terrain. Das größte Negativpunkt: Schnee oder Regen haben es nicht in die PS3-Version geschafft. Damit bietet DiRT 2 keine Wetterverhältnisse und den Strecken fehlt ein klein wenig Abwechslung. Aber wenigstens sind einige Strecken nachts beziehungsweise in der Dämmerung befahrbar. Am Sound ist hingegen nichts auszusetzen. Die Motoren röhren satt auf und der Soundtrack ist erstklassig auf das Setting der Extremsportszene abgestimmt. Bands wie Bloc Party, Queens of the Stone Age oder Rise Against steuern hier ihren Teil bei.

Kurz gesagt: Wer nicht gerade ein traditioneller Rallyefan ist, wird mit Colin McRae DiRT 2 sehr gut bedient sein. Das Spiel bietet eine Menge (Arcade-)Offroad-Action in Trendsportverpackung. Dass einige Dinge gegenüber DiRT 1 beziehungsweise generell fehlen, ist schade und trübt die Abwechslung, den Spielspaß an sich aber eher wenig. Das audiovisuelle Drumherum ist super und über das Internet kann man sich mit der ganzen Welt messen. Also, ab in den Dreck mit euch!