Curren$y – Curren$y – This Ain’t No Mixtape

Nun ist das ja die wohlbekannte, zur Zeit übliche Geschichte: Talentierter, noch unbekannter Rapper knallt im gefühlten Wochenrhythmus Trackas oder gleich Mixtapes raus und schafft sich so erstmal eine breite Fanbasis. Die bisher unbeantwortete Frage ist: Wie bringt man diese durch Gratisdownloads verwöhnte Basis im nächsten Schritt dazu, entgegen der liebgewonnenen Gewohnheit plötzlich Geld für die Musik ihres Lieblings auszugeben? Die Cool Kids, Prototype eines jeden Internethype-Dings, sind mit ihrem physischen Tonträger letztes Jahr jedenfalls leider richtig baden gegangen. Möglicherweise unter dem Eindruck dieses Negativbeispiels hat sich Curren$y, seit einigen Monaten der Liebling aller Blogs zwischen OnSmash und 2DopeBoyz, für die kostengünstigere Variante des Bezahl-Downloads entschieden. "This Ain’t No Mixtape“ ist ausschließlich in digitaler Form über Amalgam erhältlich, jener Online-Plattform also, bei der u.a. auch Joe Budden seine letzten Releases veröffentlichte. Genau wie Budden blickt Curren$y übrigens bereits auf einschlägige Erfahrungen mit richtigen Plattenfirmen zurück. Von 2002 bis 2005 war er bei Master Ps No Limit unter Vertrag, die folgenden beiden Jahre gehörte er zum Roster von Weezys Young Money, wo er sogar die rechte Hand des Chefs war.

Danach drehte er aber erst so richtig auf. Stolze sieben Mixtapes hat er letztes Jahr ins WWW gehauen, allesamt kostenlos und allesamt vollgepackt mit seinen butterzarten, nachlässig-entspannten Flows, ob derer manche ihm gar nachsagen, mit dem guten alten Ma$e mehr zu teilen als das Dollarzeichen im Namen. Besonders ins Ohr fraß sich dabei der Trademark-Track "Look Up To The Jets“, dessen Chorus Curren$y inzwischen zu seinem Slogan gemacht hat und auf fast jedem seiner Tracks zitiert ("They look up to the jets, nigga, where haven’t we been yet?“).

Nach besagter MixtapeFlutung des Netzes nun also das Debütalbum, sinnigerweise mit „This Ain’t No Mixtape“ betitelt, falls jemand den Unterschied nicht bemerkt haben sollte. "I heard a lot of music, I heard a lot of mixtapes“, stellt der Protagonist selbst dazu im Opener "The Briefing“ fest. "And this right here, this ain’t no muthfuckin mixtape.“ Und das kann man einfach mal so stehenlassen. Denn die melodiösen, irgendwo zwischen G-Funk-Tradition und Dirty-South-Wahnwitz pendelnden Beats von Monsta Beatz erweisen sich definitiv nicht als lieblos hingerotztes Mixtape-Zeug, sondern ergeben musikalisch durchaus ausgereifte Songs wie besagten Opener, "Scared Of Monstaz“ oder die erste Single "Blown Away“. Im Grunde gehört Curren$y dank seiner überragenden Delivery ohnehin zu der Kategorie Rapper, bei denen es frei nach Moses P. eigentlich scheißegal ist, WAS sie erzählen, Hauptsache, es KLINGT geil. Trotzdem versäumt es der 28-jährige nicht, uns das eine oder andere textliche Highlight zu schenken. Wenn er etwa dem unglücklichen Zeitgenossen, der ganz alleine weinend nach Hause fahren muss, da seine Freundin es vorgezogen hat, für Curren$y halbnackt auf dem Tisch zu tanzen, ein aufmunterndes "Don’t worry, just friends we are“ zuwirft, dann steht das absolut exemplarisch für seine frech-überhebliche Lässigkeit (manche nennen das auch Swagger), die dieses Album zu einem der besten und unterhaltsamsten in einem bisher allerdings ohnehin schwachen Rapjahr macht. Ob das aber ausreicht, um aus einem Rapper mit vielen Internet-Fans einen wenigstens einigermaßen anständig bezahlten Rapper zu machen, muss sich erst noch zeigen. Zu wünschen wäre es jedenfalls. Ach ja, und ob und wenn ja inwiefern das jetzt noch Hipster Rap ist oder nicht, dürfen die dafür zuständigen Instanzen (Tom Breihan?) klären.