Zugegeben, das sind rhetorische Fragen. Es geht um Joseph Anthony Budden II, steht ja oben. Und dieser Joe Budden hat in der Vergangenheit einige Niederlagen wegstecken müssen, ob nun privat oder in Bezug auf seine Karriere. Nicht umsonst liegt sein letztes offizielles Album mehr als fünf Jahre zurück. Nichtssagende "mein Leben ist ein Ponyhof“-Lyrics ohne Substanz braucht man auf "Padded Room“ also nicht erwarten.
Das ist gut und erzeugt Neugier auf mehr. Entsteht aus Krisen nicht meist das größte kreative Potenzial? Und waren die interessantesten Künstler in der Vergangenheit nicht meist die Unangepassten, die, deren Leben nicht geradlinig verlief? Schon irgendwie. Und obwohl mich Joe Budden nie sonderlich interessierte bin ich jetzt ein wenig gespannt auf "Padded Room“.
Und werde enttäuscht. Leider. Denn das Potenzial ein großartiges Album zu recorden ist ja durchaus vorhanden. Budden kann zweifelsohne rappen, hat eine Geschichte über die es sich zu sprechen lohnt (Drogenabhängigkeit, Label-Streitereien, unzählige Beefgeschichten…) und… er featuret The Game auf "The Future“. Was ein durchaus bemerkenswertes Zusammentreffen ist, bedenkt man, dass die Beiden sich vor einiger Zeit noch gegenseitig den Tod an den Hals wünschten. Kann man schon was machen aus dieser Konstellation. Und was machen die draus? Einen flachen Heiti-Teiti-Track über das schöne Geschlecht. Inklusive cheesy Hook und Eurodance-Synthieloop. Wa-rum? Das wirkt berechnend. Und trotzdem wird diese Rechnung nicht aufgehen. Ganz einfach, weil niemand Joe Budden so was abnimmt.
Doch egal, "The Future“ ist Track Nummer zwei, da kann man noch hoffen, dass die catchy Hits bewusst am Anfang platziert wurden. Aber: Fehlanzeige. Egal ob nun "Happy Holidays“ mit Emanny oder "I Couldn’t Help It“ –überladen-schwülstige Instrumentals weitgehend unbekannter Produzenten(z.B. Fyu-Chur, The Klasix, Blastah Beats) ziehen sich durch "Padded Room“ als sollten sie den roten Faden bilden.
Joe Budden hat bereits einen eigenständigen Style, der sich durch viel Pathos und dem spielen mit Betonungen auszeichnet. Warum also ihm nicht einfach mehr Raum auf den Beats lassen?
–Genau das lässt "Blood On The Wall“ auf einem Beat von Moss äußerst positiv herausstechen: Reduzierter Dramabeat, hektisch umherflirrende Melodie und ein aggressiver Budden, der sich ausleben kann: "Fifty signs the bum only `cause where he was from / Put his stamp on a nigga and still nobody feels him“. Yep, ein Disstrack gegen Mobb Deeps Prodigy. Sitzt.
Als zweites und dann irgendwie auch letztes Highlight wäre noch "Don’t Make Me“ zu erwähnen. Eine "Life will go on“-Hymne mit straighter Eighties-Ästhetik wie ein Oberlippenbart.
Wie sagt man so schön? Real talk: Ich wünsche mir ein Remixalbum von "Padded Room“. Denn so kann man sich das kein zweites Mal an einem Stück durchhören. Budden ist ein sehr guter Rapper. Und er hat schon einen sehr dominierenden, gefühlsgeladenen Stil, der, gepaart mit introspektiven Texten über sein krankes Seelenleben ("In My Sleep“), einen immer mal wieder Pause drücken lassen um mal kurz Luft zu holen. Nicht weil das schlecht, sondern weil das unverdaulich ist.
Mein Rat als alles besser wissender Rezensent: Weniger poppig-überladene "hier geht es um die ganz großen Gefühle“-Instrumentals, mehr reduzierte, böse Streetbanger. Darauf kann das selbsternannte "Open Book“ dann all dem Hass, der Wut, der Verzweiflung und den Aggressionen, die in ihm stecken, freien Lauf lassen. Und das wird bitter.