Common – Universal Mind Control

Nach 16-jähriger Karriere beschließt Common tatsächlich in die Welt der Club-Musik einzutauchen. Wird das Experiment –Universal Mind Control– ein erfolgreiches oder geht es als Electric Circus Pt. 2 in die Geschichte ein? Oder erreicht seine Erfolgsgeschichte sogar eine ganz neue Ebene?

Ich habe vor kurzem gelesen oder gehört, ich weiß leider nicht mehr wo, dass Common es satt habe, dass er nie seine Tracks in den Clubs hört und tanzbare Musik in seinem Repertoire fehle. Weiterhin erklärte er, dass sein neues Album eher für den Sommer gemacht sei, dass es sich dabei um „Feel Good“ Musik hendle und dass es zunächst den Titel Invincible Summer trug.

An Heiligabend habe ich dann selber in einem total überfüllten Club "Announcement", einen Track von Universal Mind Control, gehört. Der DJ hat wirklich gute Tracks aufgelegt und die Stimmung war super, aber Commons Track schien wie ein fehlplazierter R’n’B – Song, in der sonst eher Underground-Rap orientierten Auswahl des DJs und ging irgendwie unter. Es hebt sich nicht ab vom Neptunes Einheitsbrei und genau da liegt auch schon die Problematik des Albums. Als ich las, dass Pharrell und Co. den Großteil der Produktion übernommen haben, zeichnete es mir, als eingefleischten Common Fan, den Ausdruck der Besorgnis ins Gesicht.

Ganze sieben von zehn Tracks sind von den Neptunes produziert. Die restlichen drei übernahm Mr. DJ (der euch bekannt sein müsste aus diversen Produktionen für Outkast).  Letzterer unterbricht mehr die aggressive Konstante der Neptunes mit seinen mellow Beats als dass er das Album abrundet, wobei seine Sachen gut sind, nur harmonisieren er und die stylischen Streber nicht so.

Auf Stücken wie dem Titeltrack "Universal Mind Control" beweist Common, dass er trotz seines Rufs als reflektiver, relaxter Conscious-Rapper, ganz und gar nicht fehl am Platz ist, wenn er von Uptempo Beats á la Afrika Bambaataa umgeben ist, und so bildet dieser, zusammen mit „Announcement“ die besten Tracks auf UMCCommon kann also bei einer Club-Hopping Nacht locker mit den Neptunes mithalten, zumal Pharell sich hier dazu entschied Biggie’s Stimme zu imitieren. Abgesehen davon, dass die Stimme des "Pretty Tony" des Rap nicht tief genug ist, ist es wirklich bemerkenswert wie peinlich exakt, er Biggie’s Artikulation und Tonfall hinkriegt.
Common selbst klingt, als sei er frisch aus "Can I Borrow A Dollar" herausgetreten mit aggressiveren Battleraps. Sehr frisch.

"Gladiator" ist ein weiterer Track, der einen überrascht. Mit einem Intro, das man genauso gut auf "Be" oder "Finding Forever" erwartet hätte, wird man plötzlich bombardiert mit niederschmetternden Basslines und triumphalen Horns, die aber unterbrochen werden von der Bridge, in der der gleiche Sampler benutzt wird, wie schon im Intro. Was nicht heißen soll, dass Mr. DJ keine qualitativ hochwertigen Tracks produzieren kann. "Make My Day" feat. Cee-Lo, der die Hook in dem Song übernimmt, repräsentiert zu hundert Prozent die Sommer-Schiene, die das Album eigentlich einschlagen sollte, klingt gleichzeitig aber auch wie ein typischer Gnarls Barkley Song. Der Track ist total auf Cee-Lo’s letzte Arbeiten getrimmt und wirkt fremd.

Eine ähnliche Atmosphäre des chillig, sommerlichen Nachmittags kreiert auch der Song  "Changes" während  "Everywhere" eher so was wie die Bar 25 Hip Hop Hymne wäre, wenn es die je geben sollte. Der Track hat einen inspirierend schnellen Elektro Beat und passt perfekt zu verdruppten Sommernächten mit seiner quälend eindringlichen Hook gesungen von Martina Topley Bird.

Lyrisch weist Common hier ebenfalls einige Veränderungen auf. Er begrüßt die Club-Mentalität, auf manchen Tracks mit noch offeneren Armen und verschreibt sich da, textmäßig, gelegentlichem Sex, wie auf "Punch Drunk Love" und "Sex 4 Suga". Diese zwei sind wirklich die schlechtesten Tracks auf UMC und sind unglücklich groß portioniert mit fürchterlich irritierenden Neptunes Beats. Alte Common Fans werden spätestens hier melancholisch auf die alten Tage zurück blicken und sich fragen, was da nur passiert ist.

Gott sei Dank, hat Common seine eigene Art Musik zu machen, nicht komplett unterdrückt und holt bei Tracks wie "Make My Day" sein lyrisches Genie raus und hält trotz Flirt-Thematik seine Reime intakt:

The sun eased in on our conversation,
California dreaming about Cali-fornication

What A World” widerum klingt stark nach “Rappers Delight” (obwohl im Album keine Anmerkung zum Original zu finden ist) was die Produktion sowie Commons Verse angeht. Sugarhill Gang Fans werden den Track zu schätzen wissen, Common Fans wird er leicht verwirren.

Ich denke "gewöhnungsbedürftig" ist ein Attribut, das einer Beschreibung des Albums gut zu Gesichte steht. Ein Muss für die Plattenkoffer der DJs, aber definitiv keins für die private Sammlung.