EA – Dead Space

Selten hat mich ein Spiel derart überrascht wie Dead Space. Völlig unvoreingenommen habe ich mich dem Spiel hingegeben und erwartete mit Spannung, was sich wohl hinter dem Titel Dead Space verbirgt. Vielleicht ist da oben im Weltall nichts los, tote Hose. Oder man rettet die gesamte Menschheit vor irgendetwas Darth Vader-artigem, beziehungsweise Darth Vader selbst. Was dann aber tatsächlich los ist, rechtfertigt den Namen allemal: Ihr bringt den Tod. Und na ja, das ganze spielt sich eben im Weltall ab.

Nachdem die erste Überraschung perfekt war, folgte gleich die zweite. Wie hat es dieses Spiel durch die USK-Prüfung geschafft? Derart brutale (aber unheimlich atmosphärische) Kämpfe gab es unzensiert schon lange nicht mehr. Möglicherweise ist damit auch die leichte Verzögerung der Auslieferung in Deutschland zu erklären. Anscheinend hatte EA selbst nicht damit gerechnet und musste vollkommen unverhofft doch noch deutsche DVD-Hüllen drucken.

Ihr schlüpft in die mittelalterlich wirkende Rüstung des Ingenieurs Isaac Clarke. Bei einem Routineeinsatz auf der USG Ishimura, die von außen gigantisch wirkt, passiert es dann – die gesamte Besatzung der Ishimura ist tot. Abgeschlachtet von fiesen, multikulturellen Exaterranern mit Migrationshintergrund. Ihr seid also nicht die einzigen, die den Tod verbreiten wollen. In Doom III – Manier krabbeln, springen und rennen die Aliens durch die Gänge und Schächte, um euch von oben, unten, von hinten und von vorne zu attackieren. Da ihr das ganze Ausmaß aber noch gar nicht kennt und Isaacs Verlobte auf der Ishimura stationiert war, kommt nichts anderes in Frage, als der Sache auf den Grund zu gehen.

Die Hoffnung, dass es Überlebende gibt, zerschlägt sich recht schnell. Die paar, die noch im Stande sind zu stehen, haben nichts Besseres zu tun, als ihre Birne selbst gegen Wände zu hauen bis sie platzt. Schade! Anfangs habt ihr nur einen Plasmacutter. Wie der Name es vermuten lässt, schnibbelt dieser mittels Plasmastrahlung an den Feinden rum. Diese sterben übrigens wesentlich schneller, wenn man ihnen die Arme, Beine oder die glibbrigen, schwabbelnden Tentakeln abschießt. Da das ganze Szenario schon genug Phantasie gekostet hat, spritzt bei den Aliens nur rotes Blut. Warum auch nicht. Von Vorteil ist das nahezu chirurgische Entfernen notwendiger Fortbewegungselemente nicht nur für das schnellere Ableben, sondern verlangsamt schnelle Gegner zugleich. Dann kann man schon mal in aller Ruhe an die jämmerliche, jedoch nicht weniger aggressive Gestalt herantreten und mit einem kräftigen, wummernden Tritt auf den Körper selbigen zum Platzen bringen. Soldier of Fortune lässt grüßen.
Insgesamt stehen (oder stünden) euch sieben todbringende Instrumente zur Verfügung. Aufgrund von Geldmangel könnt ihr aber nicht alle ausprobieren, was aber auch gar nicht nötig ist. Und obwohl sieben Prügel erst mal recht wenig erscheinen, reicht es vollkommen aus, da sie sich untereinander ziemlich gut ergänzen. Ist grad keine passende Waffe zur Hand, gibt es von den Entwicklern noch eine coole Kinese-Funktion, mit der ihr Überreste der Gegner als bioorganisches Geschoss verwenden könnt.

Mit fortschreitender Spieldauer kauft ihr euch Upgrades für die Waffen und die Rüstung. Medipacks, Sauerstoffflaschen und sonstiges Gezeugs wie Platinen sammelt ihr im Inventar. Besonders stylisch sind die ins laufende Spiel integrierten Hologramme, die Videos, Sprachmitteilungen und eben das Inventar projizieren. Da kommt man sich richtig modern vor. Natürlich werden auch die Gegner fieser und stärker, unfair wird das ganze allerdings nie. Das einzig Ungewohnte ist die Steuerung in Verbindung mit der 3rd-Person-Sicht. Man hat immer den Eindruck, die Maus reagiert träge, egal wie empfindlich eingestellt. Hier ein echter Insider-Tipp: Stellt vertical sync ein und es läuft alles schön direkt ohne schwammige Gefühle ab. Eigentlich frisst das etwas mehr Ressourcen, macht das Spiel aber trotzdem flüssiger.

Da ihr euch im Weltall befindet, spielen auch das Vakuum und die Schwerelosigkeit eine Rolle. Beides ist herrlich passend integriert worden. Im Vakuum nutzt ihr eure Sauerstoffflaschen, die mit einem Countdown für etwas Schweiß an den gestressten Spielerhänden sorgen. Des Weiteren sind alle Geräusche extrem dumpf und leise – im Nix breitet sich eben kein Schall aus. Und der Flammenwerfer verweigert auch seinen Dienst. Und die Schwerelosigkeit, die auch mal inmitten der Ishimura auftreten kann, ist Dank der Schwerkraftstiefel auch zu bezwingen, wenngleich auch manchmal etwas lästig wegen der Kameraführung.

Trotzdem präsentiert dich das Spiel hochdurchdacht. Zwar sind die meisten Schockmomente gescriptet, aber das ist ja egal, wenn man allein im dunklen Zimmer sitzt. Auch das Spiel mit Licht und Schatten ist genial, wie die Grafik allgemein. Absolut auf dem neuesten Stand und Surroundsound ist sowieso Pflicht. Abwechslungsreich stellen sich auch die Aufträge dar, die vom Erledigen von Schurkenaliens, über das Aktivieren einer Monorail bis hin zum Abschießen von Gesteinsbrocken im All, die sonst die Ishimura zerstören würden, reichen. Einzig die Linearität und die nicht wirklich glaubwürdige Hintergrundhandlung um die Rettung der Verlobten, mangels Emotionalität eures Protagonisten, lassen Verbesserungspotential. Aber sonst ist jede Situation, ja sogar euer Ableben detailliert dargestellt. Ihr glaubt gar nicht, auf wie viele Arten Aliens euch töten können. Dank der fair verteilten Speicherpunkte kommt auch kein Frust auf.

 
Ich bin von Dead Space absolut begeistert, obwohl ich vorher nichts davon gehört hatte. Tolle Atmosphäre, intelligentes Design, prächtige Grafik und abgefahrene Action machen das Spiel zu einer einzigartigen Erwachsenenunterhaltung. Gleichzeitig muss ich zugeben, dass eine zensierte Version des Spiels wesentlich an Reiz verloren hätte. Bereitet es doch eine riesige Freude, wenn ihr dem verkrüppelten Alien, dass euch fast getötet hat, mit einem beherzten Tritt den Rest zu geben. Fast wie Gott spielen. Klare Spielempfehlung von mir!