"It’s Bello Time!“ steht auf der Rückseite der mir vorliegenden CD und ehrlich gesagt habe ich nicht die geringste Ahnung, was das bedeuten soll. Ideale Voraussetzungen dafür, den Nachfolger des erfolgreichsten deutschen Mixtapes überhaupt, der "John Belly Story“, zu hören. Das Cover greift ebenfalls das farbliche Thema des Vorgängers auf, böse Zungen könnten vielleicht sogar behaupten, es sieht genau so aus. Aber darum geht es nicht. Es geht um Ercandize, Amar, Caput, Kaas, Franky Kubrick, Moe Mitchell und nicht zuletzt den "King Of Rap“ selbst, denn all diese Menschen befinden sich auf dem Album formerly known as Mixtape. Tatsächlich hat "John Bello 2“ nicht viel gemein mit Teil 1. Lediglich 12 Tracks, ausschließlich über eigene Beats performt und allesamt mit einer Mindestlänge von drei Minuten, plus Skit und einem Remix von "Der Beweis“ (mit Unterstützung von unter anderem Olli Banjo, Maeckes und Favorite) sollen also das letzte musikalische Lebenszeichen vom dahinscheidenden Label Optik Records sein. Man soll ja immer dann aufhören, wenn es gerade am Schönsten ist. Irgendwie habe ich allerdings das Gefühl, dass die Jungs diesem richtigen Moment fröhlich zugewinkt haben, als er an ihnen vorbeizog.
Schon "Krone“ wirkte samt theatralischem Video nicht nach einer souveränen Vorführung der eigenen Klasse, viel mehr erschien es so, als klammere sich Savas verzweifelt am Thron fest und wäre auch jederzeit dazu bereit, nachrückenden Talenten im Zweifelsfall das Zepter über den Kopf zu ziehen. Wir alle wissen, dass Herr Yurderi wohl definitiv zur ersten Garde des Deutschrap zu zählen ist, aber überragende Skills eines Einzelkünstlers allein bringen zumindest mich nicht dazu, einen gesamten Labelsampler hören zu wollen. Während Franky Kubrick manchmal unfreiwillig komisch bis deplatziert wirkt und Leute wie Ercandize, Amar und Caput weder stören noch positiv herausstechen, geht einem Moe Mitchell spätestens nach zwei Tracks, in denen er sich durch den Refrain leiert, extrem auf den imaginären Sack. Ich bin im Allgemeinen schon kein Freund seines… Gesangs, aber wenn er dann unter dem Pseudonym "Sizzlac“ auch noch zu rappen anfängt, darf bitte mal Schluss sein. Ich fühle mich an eine Mischung aus Raptile und Jimi Blue Ochsenknecht erinnert und meine Hand zuckt in Richtung „Skip“-Taste.
Versteht mich nicht falsch, man kann das alles hören. Niemand ist abgrundtief schlecht, nichts ist so wirklich richtig peinlich, aber wenn man auf dem Großteil der Tracks ausschließlich Lines a la „Wenn ich spitte wird dein Kopf weicher als Spongebob der Schwamm“ oder „Ich bekomme öfter einen geblasen als ein Heißluftballon“ zu hören bekommt, hält sich die persönliche Begeisterung für das Gesamtwerk doch stark in Grenzen.
Auf "John Bello Story 1“ sorgte schon das orchestrale Intro für eine mittlere Gänsehaut beim geneigten Hörer, "Das Urteil“, der Schlusssong des Mixtapes, zeigte Savas dann noch einmal in all seiner raptechnischen Souveränität.
Das erste Lied auf der neuen Story fängt mit den Worten „Eine Frage: Was ist gelb, hat einen Arm und kann nicht schwimmen? – Ein Bagger!“ an und irgendwie steht genau das symptomatisch für die gesamte CD. Die Beats begeistern nicht, die Lines zünden nicht, dass der ehemalige Pimplegionär rappen kann, sollte mittlerweile auch der Letzte begriffen haben – aber ist das genug, um zu begeistern?
Andererseits ist es natürlich auch so, dass wir hier ein als Mixtape angekündigtes, aber dennoch vollwertiges Album haben, was von all den Optik-Jüngern geliebt und vom Rest der Szene problemlos toleriert werden kann. Muss uns Savas eigentlich noch was beweisen? Nein, aber es wäre dennoch schön, würde er es zumindest mal wieder versuchen.