The Game – LAX

Es gab in letzter Zeit viel über The Game zu berichten. Egal ob spontaner Tränenausbruch, Spekulationen über ihn als neues Mitglied der Westside Connection oder die Aussage, er sei der beste "Madden“-Spieler der Welt mit anschließendem Battle gegen seinen Rap-Kollegen Bow Wow, Interessengebiets-technisch war da für jeden was dabei. Trotz der von uns oftmals süffisanten Berichterstattung über ebendiese Vorfälle, eins möchte zumindest ich hier ganz klar stellen: Game soll bitte weiterhin Musik machen und wenn dabei so etwas rauskommt wie das hier vorliegende Album, darf er sich auch öffentlich dazu bekennen, Hello Kitty-Socken zu besitzen und dabei mädchenhaft kichern. Es wäre egal.

Allein die Featureliste klingt schon beeindruckend. Egal ob Raekwon, Ice Cube, NAS, Common oder Ludacris – welcher Künstler konnte in letzter Zeit von sich behaupten, derart große Namen auf seinem Release versammelt zu haben? Auch einer der wohl kontroversesten Künstler, die das Ami-Land momentan im Bereich Hip Hop zu bieten hat, ist auf "LAX“ vertreten. Ich sage es ehrlich, ich bin kein Fan von Lil Wayne. Diese Stimme macht mich auf Dauer aggressiv und wahnsinnig und irgendwie fühle ich den Scheiß nicht (um mich im Hip Hop-Jargon zu bewegen). Umso überraschender ist daher, dass ich den Track "My Life“ seit dem ersten Mal Hören nicht mehr aus meinem Kopf kriege. Die von Weezy mit verzerrter Stimme mehr oder weniger abwechselnd gefauchte und geschnurrte Hook klingt eigentlich, als würde man eine Katze gegen eine Wand schlagen und sie gleichzeitig mit Fisch füttern. Trotzdem fräst sie sich ins Ohr und es überkommt einen das zwingende Bedürfnis mitzusummen.

Im Allgemeinen fällt die überdurchschnittliche Ohrwurmtauglichkeit der Tracks auf. Das liegt sicherlich an den durchweg guten Produktionen von nicht gerade unbekannten Kollegen wie Dre, Kanye West und Scott Storch. Andererseits muss man auch einfach sagen, dass Game ein Künstler ist, der es auch mit simpler gehaltenen Aussagen schafft, den Hörer zu berühren und mit zu reißen. Das bedeutet natürlich keinesfalls, dass bei "LAX“ wenig Wert auf Inhalte oder Technik gelegt wurde, man möchte es nur mal erwähnt haben. Was haben wir noch? Das düstere "State Of Emergency“ mit N.W.A.-Legende Ice Cube, das zum zwanghaften Mitnicken verleitende "Ya Heard“ mit Unterstützung von Ludacris und nicht zuletzt Tracks wie "House Of Pain“ oder "Lax Files“, auf denen Jayceon Taylor auch ohne namhafte Rap-Partner überzeugen kann. Ganz großes Kino.

Kommen wir aber zur dunklen Seite dieses Albums. Darth Vader wird in diesem Fall durch R’n’B-Musiker wie Ne-Yo oder diverse Sängerinnen, die sich von der Stimme her lediglich minimal unterscheiden, verkörpert. Hip Hop und Gesang passen ja durchaus zusammen, aber in der hier dargebotenen Form ist es einfach zuviel. Es nervt, man skippt durch und vergisst das Gehörte schon, während man sich noch dadurch berieseln lässt.

Nichts desto trotz ein wirklich gutes Album mit verzeihbaren Aussetzern, die vielleicht auch einfach Geschmackssache sind und von anderen dann widerum gut gefunden werden können. The Game, mach weiter so. Bleibe stark. Lass dich vom bösen Rapgame nicht unterkriegen, das ja mitunter wirklich zum Weinen ist. Mach einfach mehr Musik. Deine Lisa.