Ich hatte die Rezension im Kopf schon geschrieben. Ich bin nämlich natürlich davon ausgegangen, dass "Seeing Sounds“ mein Sommeralbum 2008 wird. Ich weiß, man wird diese Review zerreißen, weil NERD eben cool sind. Das ist wie bei Kanye West. Solange der nicht völlig ins Klo greift wird der gefeiert. Das ist wie K.I.Z. Weils kultig ist, weils hip und cool ist die oder den hip und cool zu finden. "Seeing Sounds“, so also Titel des aktuellen NERD Albums, habe ich also das erste Mal in der Hand und bin angenehm aufgeregt, falte in der S-Bahn das Booklet auseinander, finde das Artwork super und bin sogar noch mehr überzeugt: Diese Scheibe muss richtig gut sein. Ich summe "She Wants To Move“ auf dem Heimweg. Und dann ist es soweit: "Seeing Sounds“ liegt im CD Player. Ich drücke Play. Ich höre. Ich skippe weiter. Ich höre. Ich skippe genervt weiter. Ich höre. Ich hoffe das Album bekommt die Kurve und ja, "Windows“ ist ok. "Anti Matter" und "Spaz“ kriegen dafür keinen Punkt. Übernervige Beats. "Yeah You“ gefällt dann noch mal, nett clappig, das Saxofon in der Hook ist super, der Text, in dem es um ein Groupie geht, was er nicht mehr los wird ist schon ein bisschen witzig. Songs wie "Happy“ oder "Kill Joy“ sollten aber Pop Rock Schulbands überlassen werden. Dieses Album ist mir zu unkonstant, zu wenig zum Durchhören gemacht und streckenweise schlicht anstrengend. Am Ende flacht "Seeing Sounds“ dann auch noch mal richtig ab und "Love Bomb“ zum Beispiel ist wirklich nicht mehr als ein normaler, ganz netter Popsong. Ja, ich erkenne an, dass NERD (zum größten Teil) innovative Sounds benutzen, vielleicht könnte man auch langsam damit beginnen innovativ an die Lyrics heran zu gehen. Immerhin drehen sich acht der Tracks um Frauen im Speziellen und Allgemeinen und sind gespickt von entweder pathetischen Lines ("Smiles would die too soon / Our days were filled with frowns") oder irgendwelchen Abschlepp Sprüchen ("Tell your friends they can go you’re okay you’re just chillin with me / Heres a towel /Wipe your face / Cool down… have a drink it’s on me!"). Und bin ich eigentlich die Einzige, die bei "Everybody Nose“ unwillkürlich an diesen furchtbaren "Who Let The Dogs Out“ Song denkt, dessen beste Zeiten seit acht Jahren vorbei sind?
Der Gesamteindruck veränderte sich übrigens auch nach dem fünften Mal hören nicht, die offensichtlich kreativen Stücke bleiben nervig, die anderen eher durchschnittlich und das obwohl ich mir Mühe gegeben habe Zugang zu finden. Fazit bleibt, dass mir vier der zwölf Stücke so gut gefallen, dass ich mir vorstellen könnte, sie auf meinen mp3 Player zu packen, "Yeah You“ ist schon drauf, das wars dann aber auch. Diese Review kommt entsprechend erst so spät, weil ich mich erst davon erholen musste enttäuscht zu sein. Das nächste Mal soundtechnisch lieber wieder weniger krampfhaft individuell und anstrengend und dafür massentauglicher. Bitte!