Dra Q – Hoffnung

Q ist für dich nur der Idiot von Mac Donalds…", lautet die erste Zeile im Intro von Dra Q`s Album "Hoffnung". Dass der Berliner in 15 Jahren Rapperdasein, aber noch wesentlich mehr errungen hat, als diesen einen, in den Medien für Furore sorgenden Song für einen Mac Donalds Werbespot, haben echte Hip Hop Heads sicherlich nicht vergessen. Dra Q taucht immer wieder im Zusammenhang mit dem Royal Bunker auf, er war Mitglied zahlreicher Rapcrews, unter anderem Ostblokk mit Sera Finale, Pyranja und Joe Rilla, war in dem Hip Hop Film Status Yo! zu sehen und hat sich mit zahlreichen Singles, Samplern, Mixtapes und Alben einen Namen gemacht.

Das Album "Hoffnung" ist Dra Q`s erstes Soloalbum. Es verspricht erwachsen und urban zu klingen. Zweiteres wird gleich eindrucksvoll in dem Track "P-Berg" bewiesen. Gemeinsam mit V-Mann und Damion Davis, rappt der 30 Jährige auf einem smothen Beat von Audioholik, über die Kontroversen des beliebten Berliner Bezirks Prenzlauer Berg. Das Fazit:  „Wir bleiben (trotzdem) in der Hood". Auch "Mittsommernacht" spiegelt das Leben in der Hauptstadt wieder. Begleitet von einem sehr melodischen Instrumental, geht es hier aber um den puren Genuss eines Sommerabends in Berlin. Trotz kritischer Ansätze, zwei Hymnen für alle Berliner.

In "Bis In Den Morgen" feiert man erst gemeinsam mit Kimoe auf einem dancehalllastigen Beat, um dann gleich im nächsten Track "Den Morgen Danach", samt fiesen Kater durchstehen zu müssen. Eine gelungene Mischung der positiven und weniger schönen Aspekte durchgefeierter Nächte. Der Titel "Rayse Ya Hands", animiert dann nicht nur zum Kopfnicken und dazu, seine Hände in die Lüfte zu heben, sondern erinnert an die guten alten Zeiten, nicht zu letzt dank des überraschenden Featureparts von R.A. The Rugged Man, der schon mit Notorious B.I.G., Wu-Tang Clan oder Jedi Mind Tricks kollaborierte. Sehr persönlich geht es dagegen in “Du Warst Alles“ zu. Die Zeile „Du machst mich zum Curse“, spiegelt wohl am Besten wieder, wie sich ein Mann fühlt, wenn er über seine Ex-Freundin rappt. Der perfekte Gegensatz dazu, “Liebe“, der mit einer unfassbar schmalzigen, aber sehr treffenden Hook, „I believe in love“, der “aktuellen“ Frau huldigt. Eine Liebeserklärung, die sich sicherlich manche Frauen wünschen würden. Es bleibt persönlich, mit Sera Finale resümiert “Q“ auf einem Beat von Djorkaeff den Vertrauensbruch “Falsche(r) Freunde“, Gänsehaut inklusive.

Bei der Kollaboration mit Dra Q und Joe Rilla denkt man ja erst mal hoffnung!svoll an eine kleine “Ostblokk Reunion“. Doch der Track namens, wie soll es anders sein, "Ostler", klingt eher nach Plattenbau Ost trifft Ostblokk. Denn während "Q" es schafft, seinen Ostpatriotismus mit intelligenten und plakativen Vergleichen dar zustellen, „Und wieder heißt`s Ostler sind Nazis und dumme Penner, jetzt gibt`s auf die Löffel, als wär ich Uri Geller", glänzt bei Joe Rilla höchstens die Bomberjacke. „Ihr Ficker könnt reden, ihr Ficker könnt gehen, Glatze und Bomber, das ist eurer Problem.", das haben wir alle schon mal in "Auferstanden Aus Ruinen" gehört. Dankbar hört man dagegen den Featurepart von Kobra, auf einem der wenigen Battletracks des Albums. “Kein Spaß“, mit einer der eingänglichsten Hooks und den politisch unkorrektesten Lines, bleibt definitiv im Gehörgang hängen. Nach soviel Hingabe und Emotionen, kommen Lieder wie “Du Willst“ und “Brennpunkt“, ein wenig blass daher, sowohl musikalisch, als auch textlich, trotz hochkarätiger Gäste wie Falgas oder Pyranja. Die passende Entschädigung, man weiß gar nicht wo man anfangen soll, erwartet einen darauf folgend, aber zum Beispiel in Tracks wie “Geh Deinen Weg“, oder “Gib Nie Auf“, wunderschöne, melancholische Beats und tiefgründige, intensiv gerappte Texte.  Ein wirkliches Highlight erwartet einen am Ende noch in “4 Uhr Morgens“. Hier beweist Dra Q nicht nur sein Raptalent, sondern auch der mitreißende Beat stammt aus seiner eigenen Produktion. „Und ich sitz nachts wach, schreib meine Lines, denk über`s Game nach, fühl mich allein, der letzte Head Trueschooler für`s Leben, ich geb keinen Fick, lass die anderen doch reden.“, mehr muss man nicht sagen. “Mein Glaube“, mit Taleb, der letzte Track auf “Hoffnung“, lässt einen schlussendlich  sowohl hoffnungsvoll, als auch nachdenklich zurück.

Dra Q`s prägnante, heisere Stimme, seine deepen Texte, außergewöhnliche Instrumentals und die Reihe an guten Featuregästen, prädestiniert “Hoffnung“ zu einem äußerst empfehlenswerten Album. Ein realer Rapper mit einem echten HipHop-Album, das gibt in Zeiten von Casting-und Imagerappern wirklich wieder Hoffnung auf die Rückkehr der guten alten HipHop-Zeiten.