Various – WholeTrain OST

Für viele ist der Film vielleicht schon in Vergessenheit geraten, deshalb umso besser, hier in meiner Funktion als Rezensent des Soundtracks von "WholeTrain“ von Florian Gaag, darauf hinzuweisen, dass der Streifen, der 2006 auf der Berlinale eine besondere Erwähnung fand und nun auf DVD erscheint, wirklich sehenswert ist.  Aber es soll hier um die Musik gehen, die – obwohl eng mit dem Bildmaterial verbunden – doch auch eigenständig etwas hermacht!

Das Besondere ist, dass eben jener Florian Gaag, der nicht nur die Regierolle innehatte, sondern sich auch für die Produktion und das Drehbuch verantwortlich zeichnet, nebenbei auch noch (unter seinem Künstlernamen Aero One) den Soundtrack produziert hat – und das ausgesprochen gut!

Doch noch nicht genug des Verwunderlichen, denn als Rapper, die unweigerlich auf dem Soundtrack eines Films über Graffiti-Writer vertreten sein müssen, konnte der Deutsche auf einige der charismatischsten Vertreter des amerikanischen Hip Hop zurückgreifen – und hat dabei darauf geachtet, dass diese größtenteils auch noch mit Graffiti zu tun haben – also Repräsentanten eines vollständigen Hip Hop Lifestyle-Daseins sind.  An vorderster Front wäre hier natürlich "The Teacher“ KRS One zu nennen. Mit dabei sind auch Afu-Ra, die aus Philadelphia stammenden Grand Agent und Reef The Lost Cauze, Akrobatik, O.C., Planet Asia und Artifacts Mitglieder El Da Sensei und Tame One.

Das Album wirkt wie aus einem Guss, ein Kunststück, das selbst gestandenen Produzenten und Artists leider viel zu selten gelingt. Das mag bestimmt an der Zweckmäßigkeit eine Soundtracks liegen, der eine bestimmten Stimmung im Film zu bedienen hat, aber erwähnenswert ist das allemal. Denn es handelt sich immer noch um eigenständige  Hip Hop Tracks (11 an der Zahl), die sich auf diesem Album tummeln. Der Sound ist zugleich ruff, aber auch in einem erträglichen Maße  glatt und rund und speist sich aus einer sehr ansprechenden Soundscape, die vornehmlich aus verfälschten Samples echter Instrumente und Synthies bestehen – es ist also kein knochentrockener Oldskool Sound, sondern eher ein weiter, moderner, der mit ordentlichem Punch in den Drums die Köpfe ordentlich zum nicken bringt. Und so machen sämtliche Rapper auch eine tadellose Figur, angefangen mit KRS-Ones unwiderstehlichem Flow, über die gewohnt guten und gestandenen MCs der Ostküsten-Undergroundszene wie Grand Agent und Reef The Lost Cauze oder Akrobatik aus Boston, der auf "Slow Burna“ (der Name ist Programm) mit seiner bemerkenswerten Stimme dafür sorgt, dass man sich seinen Namen merkt. Auch Premo-Liebling Afu-Ra zeigt auf "Do You Want It“ gewohnte Qualität. Mit dem tendenziell eher düsteren Sound brechen die Tracks "My Name“ (Planet Asia), der etwas Funkyness versprüht, "This Is What I Do“ (wieder Akrobatik), ein Banger, der sogar im Club funktionieren würde, und "Infamous“ (Reef The Lost Cauze), der sich eindeutig am Soul bedient hat. Zu erwähnen wären auch noch die Cuts, die Roger Rekless, beigesteuert hat. Sie sorgen zwar für Abwechslung, wirken dennoch etwas aufgesetzt, wie um in Sachen Realness noch einen draufzusetzen. Schön und gut, wäre aber nicht nötig gewesen. Denn so reicht das Gesamtpaket wirklich aus, um eine coole halbe Stunde damit zu verbringen – ja, ein Album ist natürlich länger, ist klar, aber wenn man Qualität der Quantität vorzieht, ist man hier bestens bedient – und spart sich nebenbei auch noch nervige Skits und obligatorische Albumfüller. Es ergibt sich unterm Strich eine eindeutige Kaufempfehlung!