Das New Yorker Label Def Jux ist ja durchaus dafür bekannt, hin und wieder für Überraschungen zu sorgen und die Grenzen des guten alten Genres Hip Hop neu aus zu loten. Was die Gruppe Junk Science, bestehend aus Mc Baje One und DJ Snafu, mit ihrem inzwischen zweiten Album „Gran`dad`s Nerve Tonic“ hier vorlegt klingt in diesem Zusammenhang für mich aber dann doch etwas ungewohnt. Aus dem Hause Def Jux war ich bis her in Sachen Beats und Rhymes immer einen höchst möglichen Abstraktionsgrad gewohnt Ganz im Stil von Künstlern wie El-P, Aesop Rock und anderen, das Ganze meist gemischt mit einer gewissen Grundstimmung, die dann irgendwo zwischen Frustration und Aggression lag. Bei Junk Science sieht das etwas anders aus. Die Beats sind wesentlich leichter, laden an verschiedenen Stellen sogar zum Tanzen ein und die Raps von Baje One und seinen Gästen gehen ebenfalls bei den meisten Tracks direkt ins Ohr. Das soll jetzt aber bitte nicht als Kritik an den genanten Def Jux Künstlern verstanden werden, ist nur als Besonderheit dieser Gruppe aufgefallen.
„Gran`dad`s Nerve Tonic“ ist ein Konzeptalbum und nach der Idee von Baje One ging es ihnen weniger um Alkohol oder Alkoholismus im Allgemeinen, als darum, dass das komplette Album für sie eine Art „Zaubertrank“ darstellt, den sie sonst nirgends auftreiben konnten. Durch diese thematische Orientierung entstand wahrscheinlich auch die leicht erkennbare Stimmung des Albums, aber dazu weiter unten mehr.
Der ersten Anspieltipp findet sich auf „Do It Easy“. Einziges Problem: bei dem funky Drumbreak und der wunderbar leichten Melodie kann man beim ersten Hinhören nicht wirklich glauben, dass der Song aus Brooklyn, New York ist, klingt für mich eher nach den People Under The Stairs aus Kalifornien, oder ähnlichen Acts. Das klare komödiantische Highlight der Platte gibt Baje One auf dem Song „Jerry McGuire“, auf dem er den Zuhörer Tipps gibt, auf welchem Wege er am besten seinen Arbeitsplatz verlieren kann. Gegen Ende des Albums finden sich noch zwei weitere Tracks die hier erwähnt werden müssen. Der erste ist „Third Person-Stealth“, der wegen eines außergewöhnlichen Vocal-Samples und als einer der wenigen Songs mit ernsterer Thematik aus dem Rest der Songs heraus sticht. Der zweite Track ist eigentlich nur ein Remix eines anderen Stückes und als Bonus auf dem Album. Aber was Daedalus aus „Do It Easy“ gemacht hat ist meiner Meinung nach zu großartig, um hier nicht erwähnt zu werden.
„Gran`dad`s Nerve Tonic“ hat seine Vor- und Nachteile. Als Komplettes Album gesehen funktioniert es an sich ganz gut, weder Baje One noch Snafu sind irgendwelche großen Fehler unterlaufen. Das Problem ist leider die, eventuell, am Thema orientierte Grundstimmung, diese sorgt zwar für einige durchaus beschwingte Tracks, hält das Album aber auch davon ab wirklich Spannung auf zu bauen.
So bleiben also 13 zum Teil überdurchschnittlich gute Tracks mit leider zu wenigen Höhepunkten, aber zum großen Glück auch ohne wirklichen Tiefpunkt. Grund genug eigentlich für jeden, der die Chance bekommt sich dieses Projekt mal anzuhören, das auch zu tun und zu sehen, wie ihm oder ihr „Gran`dad`s Nerve Tonic“ schmeckt.