„HipHop Is Still Ok“ ist jetzt gute 2 Jahre alt. So lange hat es gedauert bis die Boys von M.O.R. ein weiteres Album veröffentlichten. Diejenigen unter euch, die 7 Jahre nach dem ersten M.O.R. Release immer noch mit straightem Battlerap rechnen, werden wohl enttäuscht sein. Diejenigen allerdings, die auf Deutschrap von fünf hervorragend guten MCs und Klängen, die den Sound der 80er noch besser transportieren als die 80er selber, stehen, für diejenigen, die die ganze Zeit auf ein Deutschrap Album gewartet haben welches den Flavour von früher über lässig gesungene Hooks und feinste Reimstile wiederbringt, für die ist es das Album des Jahres.
Gleich zu Beginn kommen M.O.R. mit einem dicken Battletrack rein, wie man es von Ihnen erwartet. Bei „Moves“ zeigt jedes M.O.R. Mitglied traditionsgerecht mit bester Battletechnik was es drauf hat. Der schöne dicke Bass und die Synthies bringen den Kopf schon nach den ersten Sekunden zum Nicken. Gleich im zweiten Track fällt einem sofort die Metamorphose auf die Big Derril Mack von „Hip Hop Is Still Ok" bis „Simply The Best" durchgemacht hat. Stetig verbessert er sich und zeigt auf dem verspielten, schön arrangierten Beat von „Halstattoos“ und auch später noch seine Fortschritte auf. Ein klarer Höhepunkt des Albums ist „Jump“, das unverhohlen Van Halens "Jump" covert, Illo kommt sehr mächtig rein, Fumanschu sticht mit seinem wunderbar geflexten Part hervor, Justus kümmert sich wieder rührend und singend um den Chorus, der das ganze den 80ern noch näher bringt. Ein Song, den man noch Stunden später im Ohr hat, wie im Pressetext schon erwähnt, die „Stadionhymne“ schlechthin, gekrönt von schönen Rhytmuswechseln und einem obligatorischen E-Gitarrensolo, dass die Eightiestolle zum Wippen bringt. „Jeden Tag" ist ebenfalls einer meiner Lieblinge. Eine wunderbar eingängige Melodie, die es schafft, ähnlich wie man es von diversen Westcoastrappern kennt, die Stimmung des Sommers aufkommen zu lassen. Leichtigkeit, die Illo und Jack Orsen hier mit ihren besonders gelungenen Parts untermalen. Und gleich folgt der nächste Streich. Mit „So verrückt“ erreicht uns das erste Liebeslied der Rapmaster. „Ich komme immer zu dir zurück, komm noch näher nur ein kleines Stück“, Fumanschu singt die leicht kitschige Hook ein, bei der man nur mitsingen möchte, allein Derril haut hier inhaltlich ein wenig daneben. Es fällt mir fast schwer nicht jeden Titel einzeln zu erwähnen, da jeder Track mit seinem Achtziger Flavour, dem Geruch der alten Tage daher kommt, wie ich es in dieser Form, zu dieser Zeit, noch nicht aus Deutschland kenne.
Wenn man vom alten Style der M.O.R. ausgeht, wird man anfangs vielleicht etwas enttäuscht sein, es lohnt sich allerdings diese Scheibe mehrmals anzuhören, denn jedes Mal entdeckt man ein bisschen mehr, seien es die verspielten Beatbausteine, die Ronald gekonnt eingebaut hat oder die, wie gewohnt, sauberen Reimstile der Berliner Rapgören. Besonders Illo bringt einen ausgezeichneten Vers nach dem anderen hervor und sticht damit auf diesem Album besonders positiv ins Auge.
Ein Hammer folgt dem anderen, nur „Superman“ und „Gibs auf“ könnte man als weniger gelungen bezeichnen, obwohl man selbst diesen Tracks immer noch viel abgewinnen kann. Den krönenden Abschluss bildet „Bei M.O.R.", der mich spontan an Masta Ace’s „Born To Roll“ erinnert, mit einem überdicken Bass und einem genialen Effekt auf dem Chorus. „Ronald Mack Donald hat wirklich Bass“. Uuuhhuu!“ Bei M.O.R.geht es wirklich ab, du denkst du hast was zu sagen doch ich würg dich ab.“ Bei dieser Nummer muss man den Missmut der Nachbarn in Kauf nehmen, denn man kann sie einfach nicht leise anhören. Fumanschu, Jack Orsen, Illo, Big D, Justus und Ronald Mack Donald sind „immer noch ihrer Zeit voraus“. Ja, diesen Hochmut, der im Pressetext zuerst für Stirnrunzeln sorgt, kann man ohne weiteres genau so unterschreiben. Für ihr erstes, doch eher konzeptartig angelehntes, Album, liefern die M.O.R.-Jungs einen Klassiker ab, zeitlos und jetzt schon ein Dauerbrenner in meinem Player. „Simply The Best", der Name ist hier Programm.