„Studentenrap“- diese Bezeichnung gefällt in einem zusehends ghettoisierten Rapdeutschland nur noch wenigen Künstlern. Studentenrap bezeichnet nun aber genau das, was der Wahlmainzer form da betreibt. Seine ursprünglich schwäbischen Wurzeln hört man zwar in jedem Track mehr oder weniger deutlich, aber mich soll das nicht stören. Auf zumeist angenehm grummelnd-drückenden Beats haut fifaform (oder doch form?) seinem Zuhörer jede Menge Wortspiele, schwere Inhalte, Sarkamus gekoppelt mit erhobenen Zeigefinger (oder doch Mittelfinger) und jede Menge Dadaismus auf’s (oder um die) Ohr/en. Zu seiner studentischen Herkunft steht form wie angemerkt auch ganz offen und wahrscheinlich könnte der Durchschnittsgermanist in den Texten dieses Albums jede Menge zu interpretieren finden- oder zumindest das ein oder andere Stilmittel. Hier liegt teilweise das Problem der LP. Es wird zuviel angerissen, zu viel angemerkt, zu viel nachgedacht. Kurzum: zu veiel Kopf, zu wenig Lockerheit. In Sachen ausgefuchste Reime wird der Rezensor in diesem Album nur gelegentlich fündig. Denn form geht es wie gesagt um Inhalte, nicht um Reimketten und neueste Techniken.
Was will mir form sagen, fragt sich der geneigte Hörer spätestens, wenn er dich die Trackliste ansieht: „Käse-Hitler köpft Harz IV“. Alles klar. Oder „Euch. aber bitte“. Teilweise verbirgt sich aber auch hinter den verschlüsselten Titeln ein richtiges Lied mit richtigem Thema. Zum Beispiel „Ich spit so sick und geb kein Fick“ ist eine recht lustige Gangsterrap-Hinterslichtführung. Kommt ganz witzig und recht gelungen, aber stellenweise ist mir das dan nauch schon wieder zu viel Anti. Spätestens nach 4-5 Tracks ist mir klar, was form wirklich gut kann, nämlich sehr gewitzte Wortspiele basteln, Altalgsfloskeln umdrehen und dem Irrwitz zuführen. Leider weiß ich nach den 26. Anspielpunkten, dass form auch ein recht anstrengender Zeitgenosse ist. Man muss sich für sein Album Zeit nehmen, viel Zeit. Man muss sehr offen sein für neue Ideen und der passende intelektuelle Hintergrund kann nicht schaden. Teilweise strengt mich forms Vortragsart und Inhalte aber einfach nur an. Skip-, oder doch lieber Stopptastedrücken?
Der Weg, den form beschreitet ist interessant und ungemein eigenständig (also Abseits der ausgetrampelten Pfade) aber manchmal eben auch weit weg, von dem, was man dem Hörer zumuten kann. Was form manchmal fehlt, ist eine gewisse Lockerheit. Sowohl was Inhalte angeht, wie auch in Sachen Songstrukturen. Von mir aus macht form Kunst, aber wenn man die häufiger verstehen würde und der werte Herr Reimer hier und da auch an den unbefleckten Hörer denken würde, ginge da mehr. Viel mehr. Würde mich persönlich freuen, dann es gibt durchaus Stellen die großartig sind. Ob sogar 7undzwanzig Meter groß vermag ich allerdings nicht zu urteilen.