Codemasters – Overlord

Willkommen bei Overlord. Hier erwaten euch fröhlich hüpfende Schäfchen, idyllische Landschaften und freundliche Menschen. Und als Overlord seid ihr auf der glorreichen Mission, diese Oase … mal komplett auseinander zu nehmen! Denn der Overlord ist der Herrscher des Bösen und des dunklen Turmes – der leider von ach so strahlenden Helden in eine Ruine verwandelt wurde. Also kann man neben dem Brandschatzen, Plündern und Quälen auch noch dringend benötigte Ersatzteile für den Turmwiederaufbau sammeln. Als neu gewählter Overlord – der alte wurde gemeinerweise von den Helden vernichtet – seid ihr jedoch nicht auf euch allein gestellt: Wichtelartige Wesen namens „Schergen“ stehen euch zur Verfügung und dürsten nach Schandtaten.

Zu Beginn des Spiels hilft euch einer der Wichtel, in der Welt von Overlord Fuß zu fassen. Das Erlernen der Steuerung geht einfach von der Hand und es fällt absolut nicht schwer, Gegner anzugreifen oder Objekte zu zerstören oder zu bedienen. Mit WSAD steuert man den Overlord, mit Q setzt man Wartepunkte für die Schergen, mit Shift fokussiert man Ziele an, mit der linken Maustaste wird ein Scherge (oder mehrere bei längerem Drücken) los geschickt und mit der rechten Maustaste ruft man sie zurück. Hält man beide Maustasten gedrückt, kontrolliert man die Schergen selber.

Man benutzt selber zwar eine dicke Zweihandwaffe (eine Axt und später auch Schwert und Streitkolben) und man kann sogar ein wenig Zaubern (Feuerbälle, Schergenverstärkung und andere, alle in drei Stufen), den Großteil der Arbeit erledigen jedoch die Schergen. Während man am Anfang nur 5 braune Schergen kontrollieren kann, so erhält man später mehr und auch rote, blaue oder grüne Schergen mit verschiedensten Eigenschaften. So sind braune Schergen wie Krieger und können gut einstecken, während rote Schergen viel Schaden mit Feuerbällen machen, aber auch sehr empfindlich sind, lediglich gegen Feuer sind sie immun. Blaue Schergen können heilen, sogar gefallene Schergen wiederbeleben und sind nicht wasserscheu (im Gegensatz zu den anderen). Die grünen zuletzt widerstehen Giften und sind quasi die Assassinen der Overlordarmee. Durch die unterschiedlichen Schergen kommt ein wenig Taktik in die Kämpfe und auch die Rätsel sind meist so aufgebaut, dass man bestimmte Schergen braucht, um diese zu lösen. Manchmal wird man jedoch leicht ratlos vor ein Rätsel gestellt. Erledigt man Aufträge in falscher Reihenfolge, kann man zum Beispiel eine Aufgabe nicht lösen, weil eine Schergenfarbe fehlt oder man keine Schergenenergie für diese Farbe mehr übrig hat. Diese sammelt man von Gegnern auf und wird nicht nur für das Beschwören von neuen Schergen benutzt. So kann man seine Ausrüstung an der Turmschmiede (sobald sie wieder funktioniert) mit den verschiedenen Schergenenergiekugeln weiterentwickeln und verschiedenste Effekte nach Belieben auf Waffe, Helm der Rüstung zaubern. Des Weiteren kann man bestimmte Aufgaben auch so lösen, dass man nicht nur böse, sondern schrecklich böse werden kann. Optisch macht sich tatsächlich bemerkbar, WIE böse man ist. Außerdem verändern sich die Zauber der dritten Stufe je nach Gesinnung. Das ganze Spiel wirkt wie eine Mischung aus normalem Rollenspiel und Strategiespiel, da das Mikromanagement der Schergen zwar gering ausfällt, aber dennoch vorhanden ist. Und man sollte sie auch nicht leichtfertig an Gegner verheizen (auch wenn dies manchmal schneller geschieht, als einem lieb ist), denn sie sammeln von selbst Waffen und Rüstungen auf und werden so immer besser.

An dieser Stelle sollte man den Humor des Spiels auf keinen Fall vergessen zu erwähnen. So sammeln die Schergen auch mal Kochmützen oder Kürbisse auf und setzen sie auf ihre Köpfe. Der Overlord selber erinnert an einen Zwillingsbruder Saurons und auch die Gegner sind bekannten Büchern nicht unähnlich. Am Anfang kämpft man vor allem gegen gewisse Halblinge, die allesamt aus Frodos Schulklasse entsprungen sein könnten. Auch sonst sind viele Fantasyklischees parodiert worden. Die Sprüche eures Tutorialschergen werden euch über eure gesamte Reise begleiten und wertvolle Tipps, aber vor allem herrlich böse Sprüche liefern. Dennoch fehlt vor allem eine Karte, auf der man sehen kann, wo man sich gerade befindet. Trotzdem fällt es relativ leicht, nach und nach seinen Turm wieder zusammen zu flicken, unter anderem auch durch die recht einfache Möglichkeit, zum letzten Dungeon oder in die verschiedenen Städte per Teleport zu reisen. Man kann im Verlauf des Spiel unter anderem eine Duellarena oder ein Modell des Turmes freischalten, an dem man „Pimp my tower“-mäßig optische Upgrades kaufen kann.

Grafisch kann sich das Spiel durchaus sehen lassen. Mit einem etwas schonenderen Detailgrad funktioniert das Spiel auch auf älteren Rechnern noch reibungslos. Die Landschaften, Gegner und Schergen sind auf jeden Fall schön animiert und wirken stimmungsvoll. Der Sound dazu passt hervorragend. Die Musik ist selten nervig und sparsam eingesetzt worden, die Schergen haben immer einen Spruch auf den Lippen und die Soundeffekte sind ebenfalls stimmig.

Alles in allem macht Codemasters genug richtig, um mit Overlord ein spaßiges Spiel auf dem Markt zu bringen. Kleine Bedienungsdefizite sind zwar vorhanden, sind aber nicht gravierend, sodass man nicht nur als Rollenspieler Gefallen finden kann. Das Spielkonzept ist nämlich richtig innovativ und mal etwas Frisches neben den ganzen Fortsetzungen. Und wo sonst kann man wählen zwischen böse und schrecklich böse?