Wie oft wird von Plattenkritikern breitgetreten, dass die Rap-Neulinge nur noch Savas oder Samy oder Azad oder Bushido oder Sido biten? Ich muss eingestehen: ziemlich oft. In den meisten Fällen stimmt das jedoch nur im Ansatz. Der deutsche Rap-Nachwuchs ist eigenständiger als die kritisierende Zunft immer zugibt. Das Problem ist, dass aber trotzdem Platten den Weg ins Gehör der Kritiker finden, die ihre Aussagen dahingehend legitimieren. Eine davon ist die von Micoholic (obwohl dieser gar nicht so neu in dem Business ist!).
Ist klar, ihr wollt nun wissen, nach wem er klingt, damit ihr da draußen kategorisieren könnt, ob er euch vielleicht gefällt oder nicht. Na gut, hier des Rätsels achso unwahrscheinliche Lösung: es ist – überraschenderweise – Savas. Ok, bleibt natürlich die Frage woran ich das festmache. Also: seine Stimme überschlägt sich durchweg so, wie wenn Savas ab und zu mal mehr Stimmpräsenz zeigen will, aber daran scheitert. Nur Micoholic scheint das irgendwie als Stilmittel zu benutzen und macht es fast die ganze Zeit. Sicherlich ist er nicht der zweite KKS, doch in manchen Tracks spürt man wie er es unbedingt sein will. Inhalt, Flow, Betonung und sogar die Worte sind die gleichen, wenn er sagt, er sei der „King Of Rap, My Man“.
Schade ist nur, dass er die Klasse des vor ihm schon King of Rap gewesen Savas nicht im Traum erreicht. Alles auf diesem Album des selbsternannten Ghettofreak-Storytellers ist absolut durchschnittlicher Standard. Mehr nicht. Beats, Texte, Raps, alles. In seinen Geschichten wühlt er sich durch den Hustle des Lebens, was ja an sich eine ganz natürliche Sache ist in Raptexten, doch irgendwie nervt mich einfach ein Quentchen zuviel „Brokeness“.
Zum Ende hin zerfährt sich die Platte dann in belanglosesten Battletracks, denen Punchlines völlig abzugehen scheinen und das Schlimmste ist, dass der aufmerksame Hörer mehrfach feststellen kann, dass die ohnehin schon wenig mitreißenden Beats oft nicht über die Benutzung der Fruity Soundbanks hinauskommen.