Malik – Gerecht Gerächt

Malik ist ein mir bislang völlig unbekannter Rapper. Ich entnehme dem Pressetext, dass er aus Kabul in Afghanistan stammt, aber schon seit vielen Jahren in Deutschland lebt und bereits mit Xavier Naidoo, den Söhnen Mannheims und The Pharcyde auf Tour gewesen ist und dass ihn Missbildungen aufgrund eines Gendefektes seit Kindertagen an den Rollstuhl fesseln. Sein Debütbalbum wurde im letzten Jahr, nach eigenen Angaben, wiederholt von den A&R’s der größeren und kleineren Labels dieser Nation aufgrund seiner Behinderung abgelehnt. In diesem Jahr nun erscheint sein Album „Gerecht gerächt“ auf seinem eigens und frisch gegründeten Label Kanakstarrs Rec. Das Album ist als ein verbaler Rachefeldzug gegen die Musikindustrie konzipiert und rechnet nebenbei auch noch mit einigen anderen Künstlern ab, „mit denen er noch eine offene Rechnung zu begleichen hat.“ (Pressetext) Da bin ich zumindest schon einmal gespannt, was mir da auf die Ohren kommt. Die Voraussetzungen versprechen eine gefühlsbetonte Retrospektive eines wirklichen Struggles, fernab von jeder fantasierten Straßenkriminalität.

Beim ersten Durchskippen eröffnen sich mir größtenteils elektronische Beats, die durchaus auf die Fresse gehen und die eine oder andere Golden Age-Produktion macht auch auf sich aufmerksam. Insgesamt klingt das alles nicht besonders frisch, aber nach solidem Handwerk.

Nach zweiterer intensiverer Auseinandersetzung bin ich jedoch ziemlich verwirrt. Ich habe den größten Respekt vor dem Struggle, den Malik durchmachen musste, aber ich weiß nicht, ob Fotzenrap und „kanaken“-lastiger Battle das Richtige für Malik sind (vor allem weil seine Stimme in weiten Teilen nach Toni L. klingt!!). Die Texte dieses Albums hätten eindeutig etwas mehr Gefühl statt Phrasen vertragen können. Die Lebensgeschichte des Rappers ist an Eindringlichkeit ja fast nicht zu überbieten, da hätte ich mir eine etwas gefühlsintensivere Auseinandersetzung erhofft, aber die konserviert wütenden Battleplattitüden enttäuschen mich. Dazu kommt auch noch, dass Malik gegen alles und jeden der deutschen Rap-Landschaft schießt: Sido, Bushido, Afrob, Freundeskreis, Thomilla, Savas, die Massiven, oder auch Curse. Mit teilweise mehr als haarsträubenden Vergleichen. Das ist einfach unnötig, vor allem, weil sich Malik mit seinen oft mehr als breitgetretenen Simplerhymes nicht unbedingt mit Ruhm beckleckert und er auch technisch nicht allzu weit von Heidelberger Safari Funkster Toni L. entfernt ist.

Die Rapmusik bietet Malik also ein konstruktives Ventil für all seinen Frust und seine Enttäuschungen und er nutzt dies auch, jedoch nicht unbedingt auf sehr kreative Art und Weise. Schade eigentlich.