Sage Francis – Human The Death Dance

 

Rapper, Dichter und Aktivist Sage Francis passt nicht so recht in die gewohnten Klischees. Er ist weiß, Anfang dreißig, Vegetarier, er lehnt Drogen genauso ab wie Alkohol und fühlt sich auf Spoken Word Sessions oft wohler als auf Freestyle-Battles. Auch seine Musik liegt etwas abseits der gängigen Kategorien im HipHop, was auch der Grund dafür gewesen sein könnte, dass er nach seinem Debüt "Personal Journals“ nun das zweite mal über das Punk Label Epitaph veröffentlicht. Sage gehörte zu den ersten Hip Hop Artists überhaupt, die bei Epitaph unter Vertrag genommen wurden und hat dort zuletzt sein zweites Album "A Healthy Distrust“ herausgebracht.
Am 4. Mai wird jetzt das neue Album “Human The Death Dance“ erscheinen, das nach eigenen Angaben die persönlichste Platte von Sage Francis werden soll. Er wird darauf unterstützt von Musikern wie Jolie Holland, Buck 65, Mark Isham sowie natürlich auch verschiedenen Produzenten aus dem Anti-Umfeld (Odd Nosdam, Alias, und andere). Wie bereits auf den beiden Vorgängern hat Sage Francis komplett darauf verzichtet, sich andere MCs auf das Album einzuladen. Die gemeinsamen Produktionen mit Isham werden außerdem auch auf dem Soundtrack eines gemeinsamen Films von Edward Norton und Collin Farrell erscheinen, der den Titel "Pride & Glory“ tragen wird.

Auf dem ersten Track nach dem Intro macht Sage tatsächlich etwas für ihn relativ ungewöhnliches, nämlich ziemlich genau das was der Titel verspricht. "Underground For Dummies“ befasst sich mit Sage´s Geschichte in der Musikindustrie. Der Song erzählt dabei von seiner Karriere als Undergound-MC, der sich mit den Versuchungen des Mainstream-Indusrie konfrontiert sah. Im Gegensatz zu den meisten Arbeiten von Sage ist hier wenig in vertrackte Metaphern verpackt, der Song ist leicht zugänglich und zeigt direkt worum es hier geht “This is hip-hop for the people, stop callin’ it emo, roooaaaah.”  Der nächste definitive Anspieltip lässt nicht lange auf sich warten. In "Civil Obedience“ gibt es einen kurzen Abriss von Sage´s Alltagsleben, in dem dann auch die gewohnte Frustration mit der übrigen Gesellschaft wieder zu Tage tritt, von der er sich gezielt abgrenzt “…simple civil obedient people are gonna´ die, cuz they can´t live…my life.“
Auch wenn es das Potential dazu definitv mit sich bringt ist auch "Human The Death Dance“ nicht ganz perfekt und enthält schwächere Stücke. Auf die beiden Tracks "Broccoli Break“ und "High Step“ hätte ich gut verzichten können. "Clickety Clack“ oder "Keep Moving“ sind durchaus gute Songs, aber im Vergleich zum Rest des Albums nichts Außergewöhnliches. Davon abgesehen liefert Sage Francis ein breites Spektrum an Emotionen und Stimmungen, vom fast schon besinnlichen “Water Line“, über das zurückblickende "Hell Of A Year“, bis hin zum schnell und aggressiven “Call Me Francois“.

"Human The Death Dance“ ist sicherlich nicht Jedermanns Geschmack, oder gar leichte Unterhaltung. Das Album verhält sich gegenüber den meisten Mainstream-Veröffentlichungen im heutigen Hip Hop in etwa so wie eine kleine, etwas sperrige Kunstfilm-Produktion zu einem Multiplex-Blockbuster. Wie man sich nun unterhalten lassen will, bleibt ja letztendlich jedem selbst überlassen.