Wir kriegen viele CD’s zugesandt, mit vielen Raps und vielen Beats. Also viel HipHop-Material, dessen Sichtung es vielerlei Ohren bedarf. Ich habe mich jetzt mal mit meinen Ohren drei dieser Cd’s gewidmet und versuche, sie euch kurz vorzustellen.
Tacheles – Jetzt wird Tacheles geredet
Infos zum Künstler: Tacheles kommt aus Duisburg, sein Album "Jetzt wird Tacheles geredet" kommt am 17.02.07 raus und es wird eine Release-Party im Meidericher Parkhaus gegeben. Für Kaufinteressenten, sei die Internetweite www.deegree.info empfohlen, wo man das Album für 5 € checken kann.
Zusammenfassend läßt sich zu Tacheles sagen, dass man es hier mit Rap von der ruhigeren Sorte zu tun hat. Man hört ruhige Beats und darauf wird mit ruhiger, souveräner Stimme gerappt. Auch haben wir es nicht mit einem Gangster, Hustler oder sonstwas in dieser Richtung zu tun, sondern einfach mit einem MC: "Wir machen Musik aus der Seele … The Art of Storytelling-Rap ist wofür ich lebe".
Insgesamt gibt es hier 19 Lieder, die man alle getrost als Inhalts-Lieder bezeichnen kann. Tacheles behandelt die üblichen Themen wie "Gangstah Denkstah" ("Gangster, Gangster, einmal Knast und zurück … Gangster, willst du dir dein Leben verbauen, mach deine Eltern stolz oder gehe zurück in den Bau") , "Musik ist mein Leben" ("Musik fließt durch meine Adern, ich kann ohne sie nicht leben…) oder "Gib dich nicht auf". Generell finde ich seinen Auftritt positiv, doch auf 19 Tracks wäre mir ein bißchen mehr Abwechslung sowie Innovation lieb gewesen. Irgendwie hat man den ganzen Inhalt ("Gib dich nicht auf, egal wie weit der Weg ist … geh deinen Weg, ich glaub an dich") schon mal woanders gehört. Potential ist vorhanden, was den Rap und den Inhalt angeht, nur die Beats müssen (!) auch mal kräftiger sein, denn sonst beginne ich zu skippen, zu skippen und zu skippen.
Captain Gips – Von oben herab
Captain Gips ist ein MC aus der Gegend um Hamburg und hat jetzt nach einem halben Jahr Pause auf der See ein neues Album "Von oben herab" über Silberrücken Records am Start. Soviel sei zu seiner Person gesagt.
Im Gegensatz zu Tacheles haben wir es hier mit Battle-Rap zu tun und den findet man auf 12 Tracks (16 mit Intro und Skits), aber nicht ohne ein Schmunzeln auf der Lippe. Und zwar bei beiden. Bei ihm, da er das Ganze bestimmt nicht allzu ernst nimmt, und beim Hörer, da das Ganze mitunter amüsant sein kann: "Gegen uns seid ihr wie Clowns am Mic, Superhelden seid ihr nur bei Counterstrike" oder "Ohne mich wäre HipHop wie Reggae ohne Dreadlocks, unvorstellbar wie Karl Marx ohne Bart, wie ein Kranker ohne Arzt…" oder "Sie will mit mir zu Kai Pflaume zu "Nur die Liebe zählt", doch ich habe keine Zeit, denn nur die Liebe zählt". Raptechnisch hat der Captain beachtlich viel zu bieten, da er in seinen Liedern gekonnt zwsichen laut/leise bzw. schnell/langsam variiert. Produziert wurde das Album vom Captain selber und wohl vom oft in den Liedern zitierten Le Fou.
Zu kritisieren ist die Tatsache, dass sich das leider nicht durch das ganze Album durchzieht und ein bisschen Abwechslung zum Ende hin das Ganze noch abgerundet hätte. So verspüre ich einerseits am Ende bei mir selber eine gewisse Battle-Müdigkeit, so scheint es aber auch dem Gips zu gehen, da die Punchlines am Ende immer schwächer und redundanter werden. Ansonsten: das passt!
Damn – Damnolition Man
Jetzt befinden wir uns in Berlin bei Damn. Geboren und im amerikanischen Teil Berlins aufgewachsen, kam er schnell mit HipHop in Kontakt und ist nun mit seinem Album "Damnolition Man" über Evilmama Records da.
Gleich mit dem ersten "Warm Up" wird klar, dass es ganz interessant werden kann. Angenehme Rap-Stimme, guter Flow und gechillter Kopfnick-Beat: "Ich habe lieber hundert echte Heads auf meiner Seite, als 10.000 Fakes, die hören, aber nicht fühlen, was ich meine…". Damn möchte den HipHiop wieder in die richtige Bahn lenken und das gelingt ihm erst einmal auch ohne Weiteres. Doch was auch leider bei ihm noch fehlt, ist die Abwechslung. Denn die Beats des Albums hat man bald kennen gelernt und sie ändern sich auch nur noch in Nuancen. Ansonsten erinnert mich das alles mitunter ein bißchen an die Anfänge von Blumentopf (hoffe, das ist für ihn keine Beleidung): auf einen angenehmen, aber leider nicht allzu innovativen Beat treffen sich Inhaltsrap ("Zeit für mich"), nette Geschichten und Battle-Rap ("Ich hasse die Szene, die mehr Scheiße transportiert als Abwasserkanäle" oder "wie ein vercrackter Dieter Eilts" . Die 23 kurzen Lieder hätte man aber musikalisch sowie thematisch auch auf weniger zusammenfassen können, aber Potential und Talent ist allemal vorhanden!
Bis zum nächsten Mal.